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Kölner ZooZwei Löwenbabys eingeschläfert - Löwin kümmerte sich nicht um sie

4 min
Zwei Junge der Asiatischen Löwin ,Gina' (hier mit ihrem 2024er Wurf zu sehen) mussten im Kölner Zoo eingeschläfert werden.

Zwei Junge der Asiatischen Löwin ,Gina' (hier mit ihrem 2024er Wurf zu sehen) mussten im Kölner Zoo eingeschläfert werden.

Zwei Asiatische Löwen, die erst Anfang vergangener Woche im Kölner Zoo zur Welt gekommen sind, mussten nun eingeschläfert werden. Die Anteilnahme im Netz ist groß.

Im Kölner Zoo folgt anfänglicher Freude eine traurige Nachricht: Bei den Asiatischen Löwen sind zu Beginn der vergangenen Woche ein männliches und ein weibliches Junge zur Welt gekommen. Diese mussten nun eingeschläfert werden, wie der Zoo über seine Social-Media-Kanäle mitteilte.

Grund dafür sei gewesen, dass „Mutter ,Gina' die Jungtiere auch nach mehreren Tagen nicht richtig angenommen und versorgt“ habe. Der Zoo hatte laut eigener Aussage „nichts unversucht gelassen, um Mutter ,Gina' an die Jungtiere zu gewöhnen“. So sei sie von ihren älteren, im Januar 2024 geborenen Jungtieren getrennt worden, um Ruhe für den neuen Wurf zu haben. Damals hatten von vier Jungen drei überlebt, obwohl die Löwin erstmals Mutter geworden war. In der Wildnis bestehe eine sehr hohe Sterblichkeit von 50 bis 70 Prozent bei Würfen und Junglöwen im ersten Jahr. „Es kommt durchschnittlich nur ein Wurf im Leben einer erwachsenen Löwin durch. Die Überlebenschancen von Würfen bei Löwen in Zoos sind insgesamt deutlich höher“, so der Kölner Zoo.

Um ältere Jungtiere gekümmert

In der Mitteilung des Zoos hieß es weiter, dass die Situation in der Wurfbox beobachtet, veterinärmedizinische Expertise hinzugezogen und für absolute Ruhe gesorgt worden sei. „Tatsächlich wurde zwischenzeitlich beobachtet, dass eines der neugeborenen Jungtiere Milch bei Mutter ,Gina' trinken konnte, was Hoffnung gab. Doch offensichtlich kümmerte sich ,Gina' nicht ausreichend“, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Löwin hätte immer wieder zu ihren älteren Jungtieren gewollt. Diese seien mit anderthalb Jahren noch nicht selbstständig und noch einige Monate auf mütterliche Fürsorge angewiesen. Der Zoo weiter: „,Gina' handelte aus ihrer Sicht absolut rational, indem sie den fast ausgereiften Nachwuchs aus dem vergangenen Jahr bis zur kurz bevorstehenden kompletten Eigenständigkeit aufziehen will.“ Es sei evolutionär bedingt, dass die Löwenmutter sich um die Jungtiere kümmern wollte, die die größten Chancen hatten durchzukommen, also in diesem Fall um die noch nicht unabhängigen, älteren Jungtiere.

„Letztlich trafen wir dann nach sorgfältigen Abwägungen aller zuständigen Biologen und auf Empfehlung des Zuchtbuchführers für Asiatische Löwen sowie nach tiermedizinischer Indikation die Entscheidung, die bereits stark entkräfteten Jungtiere einzuschläfern, um ihnen unnötiges Leid zu ersparen“, so die Mitteilung des Zoos. Zuvor war bereits entschieden worden, auf eine Handaufzucht der Löwenjungtiere zu verzichten, da dies zu einer Fehlprägung der Löwen auf Menschen führen würde. „Die Tiere sollen normal entwickelt sein“, betonte Zoo-Sprecher Christoph Schütt auf Nachfrage. Ansonsten könnten sie später nicht in einem Rudel leben.

Was die neuen Jungtiere anging, seien die Überlebenschancen von Anfang an gering gewesen. Weil alle Asiatischen Löwen, die es heute weltweit gibt, auf die wenigen Tiere aus dem Gir-Wald (siehe Infokasten) zurückgehen, ist die genetische Basis klein. Der Verlust der genetischen Vielfalt hat zu Inzucht geführt, die sich wiederum in häufigen Fehlbildungen äußern kann. Zudem wurde der Wurf sehr früh geboren.

Löwenbabys im Kölner Zoo: Viel Anteilnahme im Netz

Im Netz reagierten derweil viele Menschen betroffen auf die Nachricht. Neben verständnisvollen Kommentaren, dass die Natur einfach hart sei, gab es auch zahlreiche kritische Kommentare. Insbesondere die Frage, wieso „Gina“ überhaupt schon wieder trächtig war, beschäftigte die Kommentierenden. „Zum einen ist es wichtig, dass die Tiere im normalen Familienverbund leben, also mit Kater“, erklärte Schütt. Zum anderen sei die Katze genetisch wertvoll. Etwaige Verhütungsmittel könnten zu Problemen im Bezug auf weiteren Nachwuchs führen, so Schütt.

2024 war im Kölner Zoo jede Menge Nachwuchs bei überdurchschnittlich vielen Tierarten, die stark oder gar vom Aussterben bedroht sind, zur Welt gekommen (die Rundschau berichtete). Dazu zählten unter anderem die Gürteltiere, Okapis und Löwenäffchen. Darüber hatte sich der Zoo insbesondere deshalb gefreut, weil für wissenschaftlich geführte Zoos der Aufbau von Reservepopulationen gefährdeter Arten eine wesentliche Aufgabe ist. So erwartet der Zoo auch bei den Asiatischen Löwen weitere Nachzucht durch Katze „Gina“ und Kater „Navin“, sobald zumindest zwei der drei älteren Jungtiere den Kölner Zoo im Herbst in andere Zoos zur Zucht dort verlassen haben werden. Der Kölner Zoo teilt mit: „Wir hoffen auf eine dann wieder erfolgreiche Aufzucht, wenn eine soziale Abnabelung stattgefunden hat.“