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KVB„Modernste Leitstelle in Deutschland“

3 min

Blick auf das neue multimediale KVB-Steuerungszentrum für Stadtbahn- und Busverkehre an der Scheidtweilerstraße

Köln – Ein kleines blaues LED-Lämpchen leuchtet im grün-grauen Netz auf. Eine Störung im Bereich der Haltestelle Vischeringstraße. Doch innerhalb weniger Sekunden leuchtet es wieder orange – nur noch ein Zug auf der Strecke, keine Störung mehr. Das ungeübte Auge ist beim Blick auf die Multimediawand in der neuen Leitstelle der KVB erst einmal überfordert. Grün, rot, gelb, blau, orange – die Stadt ist bunt. „Und das durchaus in HD-Qualität“, wie Werner Fuchs, Bereichsleiter der Betriebssteuerung, betont. Seit Mittwochmorgen, 3 Uhr, ist die neue Zentrale – „die modernste Leitstelle in Deutschland“, so KVB-Vorstandsvorsitzender Jürgen Fenske – im Einsatz.

Drei Jahre dauerte der Umbau des neuen Steuerungszentrums für Stadtbahn- und Busverkehre an der Scheidtweilerstraße. „Spinatbunker“ nennen die Mitarbeiter den Bau, der noch in der KVB-Farbe der 70er Jahre glänzt. „Aus Kostengründen haben wir entschieden, die Farbe nicht anzupassen“, sagt Fenske. Schließlich ist die Sanierung und Modernisierung der Leitstelle schon so ein teures Unterfangen: 17,8 Millionen Euro wurden in Gebäudesanierung und komplexe Technik investiert, mit 9,5 Millionen Euro förderte die Nahverkehr Rheinland GmbH die Investition.

Kernstück der 525 Quadratmeter großen Leitstelle ist die 21 Meter breite und vier Meter hohe Mediawand. Sie besteht aus 48 nahtlos aneinandergefügten Einzelelementen. In der Mitte liefern neun Videomonitore Bilder vom Geschehen an Haltestellen.

Jeder der 14 Arbeitsplätze besteht aus sechs bis sieben Monitoren. Sie alle sind mit 89 neu installierten PCs im Untergeschoss verbunden. Allein hierfür wurden insgesamt 26 Kilometer Datenkabel neu verlegt.

Überwacht wird hier das Verkehrsnetz mit einer Gesamtlänge von fast 800 Kilometern. Alle Vorkommnisse, die zu Störungen geführt haben – von der defekten Tür bis zum Unfall – werden hier im elektronischen Archiv dokumentiert. Jährlich sind das zwischen 100 000 und 120 000. (bpo)

Im Vergleich zur alten Leitstelle aus dem Jahr 1980, bei der das Streckennetz auf einer abstrakten Panoramatafel dargestellt war, sieht das neue Herz des Unternehmens wie eine Kommandozentrale der Zukunft aus. Auf der rechten Seite wird das Geschehen im Stadtbahn-Netz kontrolliert. Und das erstmals komplett – sowohl das unterirdische als auch das oberirdische. Alle Zugbewegungen können verfolgt, herangezoomt und bearbeitet werden. Auf der linken Seite wird das Netz der Bahnstromversorgung dargestellt. Die Videomonitore in der Mitte zeigen das Geschehen an verschiedenen Haltestellen. Geht ein Notruf von einer U-Bahn-Haltestelle ein, wird sofort auf die Kamera dort umgeschaltet.

Das alte System geriet an seine Grenzen, das neue ist durchaus weiter ausbaufähig: Ein nächster Schritt soll das Anzeigen bestimmter Anschlüsse zu Busverbindungen sein. Aber was genau bringt das dem Fahrgast? „Alle Mitarbeiter sind hier jederzeit über den aktuellen Stand der gesamten Strecke informiert. Auf Störungen kann viel schneller reagiert werden“, betont Werner Fuchs. Außerdem sitzen die Mitarbeiter für betriebliche Steuerung und die für Fahrgastinformationen, -service und -sicherheit jetzt zusammen. Das soll, so Fenske, Stabilität und Qualität des Fahrbetriebs erhöhen.

Gearbeitet wird in drei Schichten. 35 Verkehrsmeister können unter anderem Entstörungen steuern, Fahrten koordinieren und aus der Leitstelle heraus in die Fahrstromversorgung vor Ort eingreifen, während zeitgleich 14 Infomanager dafür sorgen, dass Fahrgäste möglichst schnell informiert werden. Sie können auf jede einzelne Anzeigetafel zugreifen.

Die Ersatzleitstelle, die in den vergangenen drei Jahren auf dem Betriebshof Nord betrieben wurde, wird übrigens nicht abgebaut. Sie soll für Notfälle bestehen bleiben.