Macht Corona den Unterschied?Wie sich das Zahlungsverhalten der Kölner geändert hat

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  • Bargeld oder kontaktloses Zahlen. Was hat nun die Nase vorne? Ein Feldversuch

Köln – In Corona-Zeiten hatten viele schon das Ende des Bargelds ausgerufen. „Bitte auch kleine Beträge bargeldlos bezahlen“ – das Schild hing an vielen Verkaufsstellen. Und nun? Hat sich wirklich so viel verändert? Ein kleiner Feldversuch mit ausländischem Gast in sechs Akten.

In der KVB

Irritiert hält unser Besuch aus Dänemark in der KVB-Bahn sein Smartphone an den Ticketautomaten und wartet auf die Freigabe durch ein NFC-Einlesegerät. Keine Reaktion, kann auch nicht. Mobile Payment via Smartphone läuft hier nicht. Auch das Kartenlesegerät verweigert sich heute. Die App versteht nur Deutsch und macht für einen Tag auch wenig Sinn – bleibt also nur Bargeld. Ich ernte komplette Fassungslosigkeit. Viele Nordeuropäer, auch viele Menschen aus Großbritannien, führen Münzen nur noch aus Sentimentalitätsgründen mit, das 50-Øre-Stück zum Beispiel mit den süßen Herzen oder die Kronen mit dem Loch in der Mitte. Aber damit bezahlen? Absurde Vorstellung.

Im Supermarkt

Alles im Wagen für eine ordentliche Bolognese inklusive Kaltgetränk, ab zur Kasse. Und siehe da: Mobiles Bezahlen ist zumindest im Innenstadt-Rewe kein Problem. Auch mit dänischem Smartphone nicht. Die nicht mehr ganz junge Dame an der Kasse wurde offensichtlich gut geschult, gibt die richtigen Tipps.

Und doch: Wenn sich hierzulande etwas bewegt in dieser Richtung, dann offensichtlich nur sehr langsam. „Im Lebensmittelhandel spielen Zahlungen mit Bargeld und Girocard nach wie vor eine bedeutende Rolle“, erklärt Andreas Krämer, Sprecher der Rewe-Group. Es gebe zwar Corona-bedingt einen leichten Trend, dass Kunden momentan mehr mit Karte bezahlten. Aber einen Zeithorizont, binnen dessen sich ein Ende des Bargelds abzeichne, sei nicht zu erkennen. Für die Händler hätten die digitalen Versionen inklusive Smartwatch- und Smartphone zwar durchaus Handlings- und Versicherungsvorteile. „Aber wir werden unsere Kunden da nicht bevormunden“, sagt er.

Beim Bäcker

Das will auch Kamps nicht. Aber die Bäckerei-Kette mit Sitz in Schwalmtal wirbt ganz offensiv mit den neuen Zahlungsmöglichkeiten – und damit verbundenen Rabatten. Seit kurzem erhalten Kunden bei bargeldloser Zahlung einen Rabatt in Höhe von drei Prozent auf den Verkaufspreis. Die Rabattierung gilt für alle Backwaren, Snacks und Getränke und ist an keinen Mindestumsatz gebunden. „Seit der Corona-Krise sind immer mehr Kunden dazu übergegangen, bargeld- und kontaktlos zu bezahlen. Diese Entwicklung bestätigt unsere frühe Entscheidung, die Ausstattung mit EC-Karten-Terminals flächendeckend vorzunehmen“, so Geschäftsführer Thomas Prangemeier. Auch bei vier Brötchen zuckt die Verkäuferin nicht mit der Wimper und verweist auf das elektronische Helferlein – Karte oder Smartphone, beides funktioniert problemlos. Beim Traditionsbäcker um die Ecke allerdings läuft es anders: „Nur Bargeld“, sagt die junge Verkäuferin fast entschuldigend und zuckt mit den Achseln. Zu hohe Gebühren.

Im Brauhaus

Nächster Versuch mit unserem dänischen Gast, diesmal im Brauhaus. Nach üppigem Himmel un Ääd und einigen Kölsch – beides etwas gewöhnungsbedürftig für Menschen nordeuropäischer Provenienz – die Rechnung, bitte mit Karte. „Hmnjaa... muss et dann sin? Hadder kei Kleijeld?“ Wenn über 50 Euro Kleingeld sind – leider nein. Mehr überredet als überzeugt bringt der Köbes das Lesegerät, sein Gesichtsausdruck verrät die innige Abneigung zum elektronischen Bauteil. Und erklärt auch frei heraus, warum ihm bar lieber ist: Bei der Karte landet das Trinkgeld im Pool, wird aufgeteilt unter allen. Bei Bargeld – nicht immer so ganz unbedingt alles. Macht aber wohl so ziemlich jede Gastronomie anders.

Im Büdchen

Beim heimlichen Kölner Heiligtum, dem Büdchen, ergibt sich ein zwiespältiges Bild. Während manche Verkaufsstellen in stark frequentierten Bereichen – im Bereich der Ringe etwa oder rund um die Zülpicher Straße, wo das Publikum eher jung und international ist – ganz selbstverständlich Terminals für Karte und NFC neben der Kasse stehen haben, bleibt an anderen Orten nur der mehr oder weniger freundliche Hinweis zum nächsten Geldautomaten. „Lohnt sich nicht“, sagt etwa Petra Schönenborn vom Eckladen im Agnesviertel. Da müssten die Konditionen deutlich günstiger werden: „Wenn ich zehn Cent an einer Packung Zigaretten verdiene, sind die über die Kartengebühren direkt wieder weg.“ In weniger gut situierten Veedeln sind Karten ohnehin eher selten Thema: „Kunde bleibt Kunde“, sagt ein Betreiber in Kalk. Und meint diejenigen Flaschensammler, die nicht unbedingt für den Lebensunterhalt sammeln, sondern für die nächste Flasche Kölsch oder Korn. Mit Karte ist da nicht viel zu holen.

Und nun?

Bleibt also die Essenz: Während im Großen die bargeldlose Zahlung längst völlig selbstverständlich ist, hakt es im Kleinen oft noch gewaltig. Die Voraussetzungen in der Großstadt wären in vielen Bereichen gar nicht mal so schlecht, werden aber momentan noch relativ wenig angenommen. Da hängen viele Kölner dann doch zu sehr an Papier, Kupfer und Nickel. Dabei sehen die Euro- und Cent-Stücke noch nicht mal so nett aus wie das nordeuropäische „Kleingeld“.

Die Zahlungsmethoden im Überblick

NFC-Technologie

Beim kontaktlosen Zahlen über NFC (Nahfeldtechnologie) erfolgt der Zahlungsvorgang für kleinere Beträge (in der Regel bis zu 50 Euro) ganz ohne Zahlungsbarrieren. Die meisten Anbieter legen das Limit selbst fest. Viele Geräte für das Bezahlen mit Girocard sind seit 2015 auch mit NFC-Lesegeräten ausgestattet.

Mobile Payment

Mobile Payment ist eine vergleichsweise neue Zahlungsmethode. Die Kunden zahlen mit einem mobilen Endgerät, dem Smartphone oder der Smartwatch. Der Einkäufer hält das Handy samt passender App in die Nähe des Kassengerätes, und die Bezahldaten werden automatisch und verschlüsselt übermittelt. Je nach App wird der Geldbetrag vom Girokonto oder einem Guthaben-Konto innerhalb der App abgebucht. Zu den bekanntesten Anbietern zählen Apple Pay, Google Pay, Alipay sowie Apps der großen Smartphone-Hersteller.

NFC-Technologie

Beim kontaktlosen Zahlen über NFC (Nahfeldtechnologie) erfolgt der Zahlungsvorgang für kleinere Beträge (in der Regel bis zu 50 Euro) ganz ohne Zahlungsbarrieren. Die meisten Anbieter legen das Limit selbst fest. Viele Geräte für das Bezahlen mit Girocard sind seit 2015 auch mit NFC-Lesegeräten ausgestattet.

Mobile Payment

Mobile Payment ist eine vergleichsweise neue Zahlungsmethode. Die Kunden zahlen mit einem mobilen Endgerät, dem Smartphone oder der Smartwatch. Der Einkäufer hält das Handy samt passender App in die Nähe des Kassengerätes, und die Bezahldaten werden automatisch und verschlüsselt übermittelt. Je nach App wird der Geldbetrag vom Girokonto oder einem Guthaben-Konto innerhalb der App abgebucht. Zu den bekanntesten Anbietern zählen Apple Pay, Google Pay, Alipay sowie Apps der großen Smartphone-Hersteller.

QR-Bezahlcode

Eine weitere Variante innerhalb des Mobile Payments ist das Bezahlen mit QR-Bezahlcode. Über eine App wird ein Strichcode erstellt, den man über ein entsprechendes Kassengerät einscannt. Das Kassenterminal entschlüsselt die in der App hinterlegten Zahlungsdaten und bucht den Geldbetrag ab. Allerdings wird eine stabile Internetverbindung benötigt.

EC-Kartenzahlung

Die EC-Kartenzahlung (eigentlich Girokartenzahlung) kommt bei etwa jeder dritten Zahlung zum Einsatz. Die Kartenzahlung erfolgt üblicherweise durch Eingabe der PIN (Persönliche Identifikationsnummer). Beim Girocard-Verfahren handelt es sich um ein deutsches Verfahren, das im Ausland nicht unterstützt wird. In der Regel werden Girocard-Karten deshalb zusätzlich mit Maestro- oder V-Pay-Funktionalität ausgestattet, um Zahlungen und Abhebungen im Ausland zu ermöglichen.

Kreditkarte

Die Kreditkartenzahlung ist vor allem bei größeren Beträgen beliebt und kommt international zum Einsatz. Sie wird bei Mastercard oder Visa von Banken ausgegeben, im Falle von Diners und American Express von der Kartengesellschaft. Die vier Gesellschaften teilen sich nahezu den gesamten europäischen Kreditkartenmarkt. (two)

Eine weitere Variante innerhalb des Mobile Payments ist das Bezahlen mit QR-Bezahlcode. Über eine App wird ein Strichcode erstellt, den man über ein entsprechendes Kassengerät einscannt. Das Kassenterminal entschlüsselt die in der App hinterlegten Zahlungsdaten und bucht den Geldbetrag ab. Allerdings wird eine stabile Internetverbindung benötigt.

EC-Kartenzahlung

Die EC-Kartenzahlung (eigentlich Girokartenzahlung) kommt bei etwa jeder dritten Zahlung zum Einsatz. Die Kartenzahlung erfolgt üblicherweise durch Eingabe der PIN (Persönliche Identifikationsnummer). Beim Girocard-Verfahren handelt es sich um ein deutsches Verfahren, das im Ausland nicht unterstützt wird. In der Regel werden Girocard-Karten deshalb zusätzlich mit Maestro- oder V-Pay-Funktionalität ausgestattet, um Zahlungen und Abhebungen im Ausland zu ermöglichen.

Kreditkarte

Die Kreditkartenzahlung ist vor allem bei größeren Beträgen beliebt und kommt international zum Einsatz. Sie wird bei Mastercard oder Visa von Banken ausgegeben, im Falle von Diners und American Express von der Kartengesellschaft. Die vier Gesellschaften teilen sich nahezu den gesamten europäischen Kreditkartenmarkt. (two)

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