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Märkte und VerkehrSo verlief das erste Adventswochenende in der Kölner City

4 min
Großer Andrang herrschte auf der Schildergasse.

Großer Andrang herrschte auf der Schildergasse.

Es war richtig voll. Die Händler zogen zufrieden Bilanz nach dem Auftakt zum Weihnachtsgeschäft.

Von draußen, von außerhalb komm ich her. Ich muss euch sagen, es geht hier nichts mehr: Hätte Theodor Storm das erste Adventswochenende mit vollen Einkaufstraßen erlebt, er hätte es vielleicht so beschrieben. Am Samstagnachmittag lief die City immer mehr voll. Was sich bereits an der Rheinuferstraße an der  Ecke zur Trankgasse ankündigte, setzte sich auf der Cäcilienstraße zwischen Heumarkt und Neumarkt fort – stockender Verkehr und ein kaum besinnliches Hupkonzert, dass die Verkehrshelfenden der Stadt durch den Tag begleitete.

Nichts geht mehr: Stau auf der Rheinuferstraße.

Nichts geht mehr: Stau auf der Rheinuferstraße.

Die Helfer hatten bereits gegen 15 Uhr alle Hände voll damit zu tun, den kaum enden wollenden Autoverkehr zu koordinieren. Mit Funkgeräten ausgestattet bändigten sie die ungeduldigen Besucherinnen und Besucher der Domstadt, die meisten wohl mit dem Ziel einen der vielen Weihnachtsmärkte in der Innenstadt zu besuchen.

Nur in kleinen Schritten kamen die Besucher auf dem Weihnachtsmarkt am Heumarkt voran.

Nur in kleinen Schritten kamen die Besucher auf dem Weihnachtsmarkt am Heumarkt voran.

Alles in allem ging es zumindest langsam, aber stetig voran, hilfreich waren die von den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) gestellten Shuttle-Busse, die zwischen Heumarkt und Messe hin- und herfuhren und dafür sorgten, dass auch Parkflächen rechtsrheinisch mitgenutzt werden konnten. Die KVB half an diesem Nachmittag auch den unzähligen Menschen, die den Bahnübergang an der Haltestelle Heumarkt nutzten. Udo Milewski stand als Mitglied der Betriebsleitung höchstpersönlich am Bahnübergang und überwachte das Geschehen. Kurz nachdem ihm eine aufgeregte Dame noch Beschimpfungen an den Kopf warf, weil er sie auf einen Kinderwagen im Getümmel aufmerksam machte, zog er eine positive Bilanz für den Tag: „Wir sind, was das Personal angeht, gut aufgestellt, und die Leute sind eigentlich durchweg freundlich und verständnisvoll.“ Es gebe immer einige, die nur auf sich schauten, doch die Stimmung sei allgemein gut, erzählt Milewski.

Weihnachtszeit ist Wartezeit

Just aus dem „Stop and Go“ herausgekämpft und aus den Tiefen der Innenstadt-Garagen geschlüpft, ging es für die Besuchenden weiter: „Gut Ding will Weile haben“. Denn wer gegen kurz vor 16 Uhr einen Glühwein am Fuße des Doms einnehmen wollte, der musste sich erneut in einer Warteschlangen einreihen. Mit Glühwein und Reibekuchen in der Hand, hell erleuchtet von Lichterketten und dem riesigen Weihnachtsbaum konnte Gäste auf dem „Markt der Herzen“ die Weihnachtsseele baumeln lassen. Da der Markt am Dom den Einlass reguliert, hielt sich das Gedränge in Grenzen.

Am Dom mussten die Helfer viele Besucher zurechtweisen.

Am Dom mussten die Helfer viele Besucher zurechtweisen.

Einer, der extra aus dem entfernten spanischen Sevilla angereist ist, um sich zwischen Spekulatius und Glühwein zu vergnügen, ist Eloy Barera. Ausgestattet mit Nikolausmütze und Rentierpullover sind er und sein Partner zwei Tage in Köln zu Besuch: „Wir wollten einen Weihnachtsmarkt in Deutschland besuchen und haben uns für Köln entschieden, weil die Verbindung gut ist und wir die traditionelle Atmosphäre lieben und das Essen.“ 

Gemeinsam unter Fremden

Ein wenig anders sah es auf dem Heumarkt aus. Gegen 16.30 wurde der Besuch zu einem kollektiven Erlebnis der Entschleunigung. In kleinen Tippelschritten bewegte man sich gemeinsam fort bis zum Stand der Wahl. Das Abbiegen verursacht Irritation im Fließbandmechanismus. Aus Portugal angereist, um sich an der weihnachtlichen Atmosphäre eines deutschen Weihnachtsmarktes zu erfreuen, waren Paula Oliveira und Bruno Laranjeira. Sie kommen aus Lissabon und haben sich auf Grund der Vielfalt an Weihnachmärkten für Köln als Zielstadt entschieden.

Besucher aus Sevilla.

Eloy Barera (l.) kam mit seinem Partner aus Sevilla nach Köln

Die drei Tage, die sie in Köln verbringen, möchten sie alle Weihnachtsmärkte der Stadt besuchen. In den vier Stunden seit ihrer Ankunft seien sie bereits auf dem Roncalliplatz und dem „Markt der Engel“ auf dem Neumarkt gewesen. „Wir wollen ein paar deutsche Gerichte durchprobieren, während wir hier sind, Würstchen, Waffeln, wir probieren alles was gut riecht“, erzählt Laranjeira. Glühwein hätten sie auch bereits gekostet: „Der ist echt stark. Nach einem Glas hatte ich das Gefühl betrunken zu sein, ich bleibe bei heißer Schokolade“, sagt Oliveira und lacht.

Am frühen Abend beruhigte sich der Verkehr auf der Cäcilienstraße Richtung Neumarkt wieder. Die Schlange der wartenden Autos formierte sich nur noch stadtauswärts.  Bis zum nächsten Adventswochenende: Am 7. Dezember ist verkaufsoffener Sonntag in der City. 

Händlerbilanz

Zufrieden zeigte sich der Handelsverband NRW Aachen-Düren-Köln. Es war voll, das Wetter war gut, sagte Geschäftsführer Jörg Hamel. Wie im Vorjahr habe es einen Sondereffekt gegeben: Der Black Friday hat bis ins Wochenende hinein gestrahlt. Auch die Temperaturen hätten geholfen. „Es ist einfach gut, wenn das Wetter mitspielt. Das war optimal.“

Der Impuls sei aber dringend notwendig gewesen, so Hamel. Weil es in den Wochen zuvor ein große Zurückhaltung gegeben habe. „Die Händler sind nicht euphorisch. Die meiste erwarten keine großen Zuwächse.“ Umfragen zeigten, dass die meisten Händler sehr pessimistisch ins Weihnachtsgeschäft gehen. Früher sei das dritte Adventswochenende das stärkste gewesen. „Es könnte sein, dass wir eins der umsatzstärksten Wochenenden schon erlebt haben.“

Gefragt waren vor allem Fashion-Artikel. Technik-Artikel gingen ebenfalls immer, ebenso wie Accessoires für zuhause und Dekorationsartikel für die Adventszeit. (mft)