Seit 2005 ermöglicht „Somos – wir sind“ persönlichen Kontakt zwischen Jugendlichen aus Köln und Corinto. Der Zirkus ist im Austausch zentral.
Besuch aus NicaraguaKölner Austauschprojekt „Somos – wir sind“ feiert 20. Geburtstag mit Zirkus-Gala

Junge Zirkusartisten des Kölner Austauschprojekt „Somos – wir sind“ bei einer Performance.
Copyright: Georg Steinhausen
„Circo Corinto ist ein Zufluchtsort für viele Kinder, die häufig aus disfunktionalen Familien kommen, es ist ein geschützter Raum, an dem sie sich ausprobieren, ausleben und entwickeln können“, sagt Zirkus-Artistin Adjany Vanegas auf Spanisch. Neben ihr auf der Bank vor der Willy-Brandt-Gesamtschule sitzt Christiane Klingenburg-Steinhausen und übersetzt.
Vanegas ist gerade erst aus Nicaragua angereist, auf dem Weg nach Köln-Höhenhaus gab es einige Hürden. Erst mussten ihre Flüge umgebucht werden, weil sie ohne Visum nicht in Mexiko zwischenlanden durfte, dann wurde ihre Einladung von „Somos – wir sind“ zunächst nicht in den Niederlanden anerkannt. Doch sie hat es geschafft, gemeinsam mit ihrem Freund und Kollegen Bryan Ramirez ist sie nun an der Gesamtschule für ein besonderes Projekt.
Köln-Höhenhaus: Zirkus-Austauschprojekt wird 20 Jahre alt
Das zirzensische Austauschprogramm „Somos – wir sind“ feiert dieses Jahr 20. Geburtstag und das soll bei einer Zirkus-Gala gefeiert werden, weshalb Adjany Vanegas und Bryan Ramirez angereist sind. Als Artistin und Artist nehmen sie an der Gala teil und vertreten damit ihren Circo Corinto in Nicaragua. Bis dahin unternehmen sie Aktivitäten, trainieren mit dem Höhenhauser Schulcircus Radelito und tauschen sich aus.
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„Somos ist schon immer vor allem ein kultureller Austausch gewesen, auch wenn es sprachliche Hürden gibt, kommen alle durch den Zirkus zusammen“, sagt Georg Steinhausen begeistert. Der ehemalige Lehrer hat 1991 den Schulzirkus Radelito an der Willy-Brandt-Gesamtschule gegründet. 2005 hat er dann das Austauschprojekt „Somos – Wir sind“ in Kooperation der beiden Städtepartnerschaftsvereine aus Köln und Corinto ins Leben gerufen.

Von links: Georg Steinhausen, Christiane Klingenburg-Steinhausen, Karl Lichtenberg, Adjany Vanegas und Bryan Ramirez.
Copyright: Rika Kulschewski
Das Projekt ermöglicht seither Schülerinnen, Schülern und Jugendlichen aus Corinto und El Realejo in Nicaragua und aus Köln einen persönlichen Kontakt. Weit über 100 junge Menschen waren in den 20 Jahren an dem Austausch beteiligt. 2013 konnte durch das Projekt mit finanziellen Mitteln der Entwicklungshilfe sowie einem Eigenanteil der Stadt Köln ein Gebäude für den Circo Corinto in Nicaragua gebaut werden. Der Zufluchtsort, von dem Adjany Vanegas nun mit leuchtenden Augen in Köln-Höhenhaus spricht. „Die Kinder kommen jeden Tag und trainieren und werden besser“, erzählt auch Bryan Ramirez begeistert.
„Somos – wir sind“ ermöglicht Austausch zwischen jungen Menschen aus Köln und Nicaragua
Die Zirkusarbeit spiele immer eine Hauptrolle, aber es ginge bei Somos vor allem auch um kulturellen Austausch und gemeinsames Miteinander, erklärt Steinhausen: „Und gerade jetzt geht es natürlich auch darum, wie wir unsere Freundinnen und Freunde und den Zirkus und die Organisation in Nicaragua unterstützen können“.
Die politische Lage in dem mittelamerikanischen Land sei sehr angespannt, erzählen alle Beteiligten. Die Demokratie sei stark eingeschränkt, erklärt Venegas, und dadurch die Menschen in ihrer Freiheit. „Das Wort Demokratie ist das Wichtigste, was ein Volk oder ein Land hat, um gerechte Entscheidungen über sich selbst treffen zu können“, schreibt sie in einem Text für die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule, „Es ist jedoch bedauerlich, dass dies in vielen Ländern nicht der Fall ist und sich direkt auf die Stimmung und den Willen der Bürger auswirkt“.
Kunst und Kultur sowie interkulturelle Beziehungen leiden darunter extrem. Zwar bestehe die offizielle Partnerschaft der Städte weiterhin, aber der Kontakt gestalte sich schwierig, sagt Karl Lichtenberg vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln – Corinti/El Realejo, der ebenfalls Träger des Projekts ist: „Die gesamte Kommunikation und Organisation läuft nur noch über private Kontakte“.
Zirkus-Gala am 19. Mai mit ehemaligen Höhner-Mitgliedern
Für die Mitwirkenden sei das umso mehr Grund, das Austauschprojekt weiterzuführen. „Es wäre töricht, wenn wir den Kontakt abbrechen, weil die Regierung die Bedingungen erschwert“, sagt Steinhausen klar, „das wäre ein verkehrtes Signal“. Stattdessen feiern sie lieber gemeinsam den Geburtstag mit der Zirkus-Gala am Montag, 19. Mai, in der Willy-Brandt-Gesamtschule.
Ab 19 Uhr wird es dann diverse Darbietungen geben. So wird es gemischte Nummern vom Schulzirkus Radelito und Circo Corinto geben, Somos-Club-Darbietungen, Nachwuchs-Vorführungen sowie Performances von Zirkusprofis vom Circus Roncalli und Cirque Bouffon. Außerdem werden die ehemaligen Höhner-Mitglieder Hannes, Henning, Janus und Peter die Gala musikalisch begleiten. Die Karten kosten sechs Euro und können online unter somos-wir-sind.de reserviert oder an der Abendkasse gekauft werden.