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Neue Weihnachtsshow in Köln„Christmas Carol“ begeistert in neuer Version mit Varieté-Nummern

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Auch in der „Urania“-Adaption geht es in dem Stück „Christmas Carol“ um den Geizhals Scrooge.

Auch in der „Urania“-Adaption geht es in dem Stück „Christmas Carol“ um den Geizhals Scrooge. 

Im Spiegelpalast in Mülheim tauchen Gäste in eine festliche Welt zwischen Musical und Akrobatik ab. 

So traurig für Intendantin Bettina Montazem der plötzliche Verlust ihrer heißgeliebten Spielstätte in Ehrenfeld ist – das „Urania“ musste im Herbst wegen irreparabler Bauschäden geschlossen werden – so glücklich kann sie nun mit ihrem „Spiegelpalast“ sein, das in Mülheim einen neuen Farbtupfer in die Theaterlandschaft setzt. Auch weil sie damit ihrem Alleinstellungsmerkmal in der Kölner Kulturszene, das darin besteht, musikalische Shows mit Varieté zu kombinieren, endlich den ihm adäquaten Rahmen bieten kann.

Und so tummelt sich auf der Spielfläche, die einer Manege ähnelt, das Personenarsenal aus Charles Dickens zeitloser Geschichte „Christmas Carol“ aus dem Jahr 1843: Der Geizhals Scrooge (wunderbar griesgrämig: Andreas Kunz) wird am Vorabend der Heiligen Nacht von Geistern heimgesucht, die ihm seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigen, sodass Scrooge sich reumütig vom Menschenfeind zum Menschenfreund wandelt.

Aber da es sich ja um eine an das Genre Musical angelehnte Fassung handelt, die Regisseurin Bettina Montazem sich hier ausgedacht hat, wird schon beim ersten Song klar, welchen Ton ihre Inszenierung anschlägt. Voller Inbrunst singt Scrooge’s Neffe „We Wish You a Merry Christmas“. Da klingt schon die Hoffnung auf ein Happy End durch.

Das Spiegelzelt ist im Stil einer Manege aufgebaut.

Das Spiegelzelt ist im Stil einer Manege aufgebaut.

Es bleibt nicht der einzige Song, mit dem James Williams glänzt.  An der Seite von Montazems Tochter Lea Johanna (als seine Frau) legt er mit „Twelve Days of Christmas“ und „Hark the Harold Angel Sing“ noch zwei stimmungsvolle Duette nach. Auch ein paar Tänzchen wagt das gesanglich und schauspielerisch gut harmonierende Paar – dabei wird es allerdings von Oleksii Shcherbliuks Choreographien nicht gerade gefordert. Auch das Ensemble tollt manchmal eher wie Kreuzfahrt-Animateure durchs Zuschauerrund, um das Publikum zu einer Polonaise zu animieren.

Das Publikum singt mit

Natürlich darf auch mitgesungen werden, was vor allem bei den deutschen Liedern wie „In der Weihnachtsbäckerei“ dankbar angenommen wird. Gar nicht zum Mitmachen zu Mute ist dem Publikum bei den atemberaubenden Varieté-Nummern: Wenn Lukas Köster gleich sechs durch die Luft gewirbelte Bälle „zähmt“. Und Klara Frühaufova verschmilzt mit ihrem Partner Petr Halko in einem überdimensionalen Hula-Hoop-Reifen unter dem „Zirkus“-Dach zu artistisch-poetischen Bildern.

Leider hört man keine Songs aus dem Original „Scrooge“-Musical von Leslie Bricusse, dafür aber die unvermeidlichen Songs aus Disneys „Weihnachtsfilmen“, von denen „Sei hier Gast“ immerhin dem Publikum aus dem Herzen gesprochen scheint: Es hat es offensichtlich genossen, sich in dieser außergewöhnlichen Atmosphäre auf die Weihnachtszeit einzustimmen.