Das außergewöhnliche Format „The World Heavy-Talk Championships“ von Jonathan Meese bietet chaotische Unterhaltung mit künstlerischen und politischen Diskussionen.
Premiere von „The World Heavy-Talk Championships“Jonathan Meese startet neues Talkshow-Format in Köln

Jonathan Meese in "THE WORLD HEAVY-TALK CHAMPIONSHIPS" im Depot 2.
Copyright: Anna Sorgalla
Jonathan Meese und Kay Voges kennen sich schon lange, und wie Voges über sich selbst sagt, sei er ein Fan-Boy. Er habe viel von dem deutschen Künstler lernen können, und an seinen Intendanten-Stationen Dortmund und Wien konnte Meese Arbeiten verwirklichen. Und auch in Köln soll das nicht anders sein.
Erster Aufschlag: „The World Heavy-Talk Championships“, eine Art Talkshow-Format mit Meese und Moderator Henning Nass sowie wechselnden Gästen. In der ersten Ausgabe durfte nun Voges auf dem mittleren der drei Sessel auf der Bühne des Depot 2 Platz nehmen. Für einen Auftakt waren die Reihen extrem mäßig gefüllt, dafür sah man aber Publikum, das sonst nicht zu Premieren kommt.
Kostüme und Kuscheltiere
Drumherum sah es aus wie in einem unaufgeräumten Kinderzimmer oder bei einer aus dem Ruder gelaufenen Theaterarbeit: Überall verstreut lagen Kuscheltiere unterschiedlicher Größe, ein Skelett, „Stars Wars“-Utensilien sowie ein Kleiderständer mit Kostümen. Im Laufe des zweistündigen Abends warf Meese mit vielem davon um sich oder verteilte es mehr oder minder sorgsam auf dem Boden.
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Das machte er vor allem dann, wenn nicht er, sondern der Moderator und der Gast miteinander sprachen. Irgendwie wie ein gelangweiltes Kind. Wenn er dann allerdings selbst zum Mikrofon griff, gab es im Redefluss kein Halten mehr.
Keine Angst vor den falschen Parteien
Da ging es dann vor allem um ein Thema: seine Ablehnung von allem, was Politik ist, die Kunst müsse das bestimmende Moment sein. Dörfer, Städte, gar Länder sollten sich selbst führen als Gesamtkunstwerk. Die Kunst müsse die Macht übernehmen. Wählen solle man nicht, und wenn dann, wie von Voges eingeworfen, die falschen Parteien gewinnen, sei das auch in Ordnung.
„Irgendwann werden immer die schlimmen Parteien kommen“, so Meese. Und wenn sie dann an der Macht seien, können man sich dazu stellen sagte Meese, ohne vielleicht einzurechnen, dass man sich dann vielleicht nicht mehr ungestraft öffentlich äußern darf?
Dampf- oder Dumpfplauderei?
Das Schlimme an dieser Dampf- oder Dumpfplauderei: Es langweilte. Hier wurde geredet um des Redens willens oder des Sich-Präsentieren wollens, ohne Punkt und Komma, sich im Kreise der eigenen Ansichten drehend. Nach einer halben Stunde hatte man verstanden, worum es Meese geht.
Er selber nennt sich Träumer und Utopisten, und die brauchen wir auch, um uns an ihnen zu reiben. Meeses Problem: Er lehnt zwar Politik ab, tritt aber (und das sicher nicht umsonst) in einem durch politische Entscheide subventionierten Haus auf. Und ist damit, wie er es selber nennt, „im Sack“.
Weitere Termine in Planung.
