Köln – „Ich finde es gut, wenn es Autofahrern so schwer wie möglich gemacht wird.“ Das sagt Thomas S. am Donnerstag – dabei hat der 53-Jährige selbst ein Auto. „Trotzdem. Schließlich haben wir im Sommer gesehen, wie schön es ist, wenn auf Parkplätzen die Tische von Kneipen und Gaststätten stehen.“
Bei steigenden Kosten könnte er sich auch vorstellen, sein Auto abzuschaffen, für Ausflüge auf Carsharing umzusteigen. „Ohne Druck geht da aber bei mir und wohl auch bei vielen anderen nichts“, konstatiert er.
Ratskoalition will Druck machen
Für diesen Druck wird wohl die im Koalitionspapier von Grünen, CDU und Volt vorgesehene Erhöhung der Gebühren für die Parkausweise sorgen, aktuell liegt sie bei nur 30 Euro jährlich. „Durch eine intelligente Bepreisung (...) des ’Anwohnerparkens’ sollen Flächen für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung mit Aufenthaltsqualität gewonnen werden“, formuliert das Trio als Ziel. Es ist eine Maßnahme, die kontrovers diskutiert wird am Donnerstag in der Südstadt.
Vieles sei leichter mit dem Auto zu organisieren, wenn man ein Kleinkind habe, findet etwa John R. (46). Er und seine Partnerin haben jeder ein Auto. „Wir sind Doppelverdiener und können uns Bewohnerparkausweise für bis zu 500 Euro leisten, aber eine Erhöhung wäre eine große Ungerechtigkeit für alle, die das nicht können“, sagt Carola R. (44).
Urbane Flächen anders zu nutzen, diese Idee finden die Südstädter gut. „Aber parallel dazu müssen Verbesserungen für alle schnell umgesetzt werden. Kostenloser Personennahverkehr etwa“, so Carola R.
„Wenn es teurer würde, ein Auto zu haben, würden wir umsteigen“, sagt Svenja M. (52). „Weniger Autos, mehr Aufenthaltsqualität – die Idee ist super. In der Innenstadt muss es gar keine Autos geben.“ Ihres abzuschaffen sei ihr aber nicht in den Sinn gekommen. Der Grund: Es steht in einer Garage, die zur Wohnung gehört.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dringend auf ihr Auto angewiesen ist dagegen Marie T. (53) aus Deutz. Abschaffen ginge nicht, auch bei stark steigenden Kosten für den Parkausweis. Das Geld solle aber zumindest dafür eingesetzt werden, die KVB preiswerter und Radwege sicherer zu machen. „Oder überhaupt welche zu bauen“, sagt sie.
An fünf Tagen in der Woche stehe ihr Auto, erzählt die 26-jährige Julia M. Die Studentin nutzt Fahrrad, Bus und Bahn. Nur für die Wochenendfahrten ins Ruhrgebiet nutze sie es. Das sei ein Rechenexempel. Mit der Bahn dauere es doppelt so lange und sei teuerer – vor allem zum Normaltarif, der für sie nach dem Studium gelte.
Bisher hat sie nicht über Alternativen wie Carsharing nachgedacht. „Aber ab 800 Euro Parkgebühr pro Jahr würde ich das tun“, sagt sie. Bei Niklas P. (25) dagegen wäre erst bei 200 Euro Kosten pro Monat Schluss. „Dann würde ich mein Auto wohl abschaffen.“
Ein bisschen Nostalgie schwingt bei Kerstin V. (44) mit, wenn sie über den alten Familien-Diesel spricht. Trotz zweier Kinder im Grundschulalter mache sie fast alles mit dem Fahrrad, das Auto werde kaum genutzt. Ab 400 Euro Gebühr würde sie es abschaffen.
Allerdings gebe es Menschen, die ihr Auto dringend benötigen. „Einfach die Gebühr zu erhöhen, das ist extrem ungerecht“, kritisiert sie. „Man muss die Parkgebühr in Relation zum Einkommen staffeln. Sonst trifft es wieder einmal die sozial Schwächeren.“