Impfaktionen in Kölner VeedelnInitiative will Porzer zum Impfen ermutigen

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Corona-Porz

Viele ideenreiche Unterstützer der Initiative „Porz gegen Corona“ tragen die Informations- und Impfaktion.

Mit einer ideenreichen Informations- und Impfkampagne will ein breit aufgestelltes Bündnis in Porz mehr Menschen davon überzeugen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Vielsprachig, multikulturell und ärztlich gut aufgestellt hat ein Arbeitskreis sich das Ziel gesetzt, gerade die Menschen zu motivieren, die bei bisherigen Impfaufrufen durchs Raster gefallen sind. Mit persönlicher Ansprache in den Wohnquartieren, einem bis in den Herbst in verschiedenen Straßenzügen eingesetzten Impf-Wohnmobil, in Kirchen und bei Kulturveranstaltungen soll eine weit höhere Impfquote als bisher angestrebt werden.

Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller hat nach Gesprächen mit Tanja Schmieder vom Verein City of Hope Cologne den Arbeitskreis gegründet. „Bei strukturierten Treffen hat eine begeisternde Energie sehr schnell hervorragende Ergebnisse gebracht“, lobt Stiller die vielen Akteure.

Erste Aktion in der Glashüttenstraße

Schon am kommenden Wochenende ist an der Glashüttenstraße die erste Aktion geplant. „Wir haben am 17. Juli von 12 bis 16 Uhr ein Wohnmobil dort stehen, in dem ein Arzt direkt Impfungen durchführen und mit Hilfe von Übersetzern auch Fragen beantworten kann“, sagt Tanja Schmieder. Zuvor werden die Bewohner mit Handzetteln für alle Briefkästen in zehn Sprachen und durch persönliche Ansprache erreicht. „Damit leisten wir genau das, was wir bei der ersten städtischen Impfaktion in Finkenberg vermisst haben“, sagt Sabine Dekant vom Verein Solibund. Deren mangelnder Erfolg sei auch darauf zurückzuführen, dass viele der Zielpersonen sich nicht angesprochen gefühlt hätten.

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In der Glashüttensiedlung ist die erste Station, sie gilt als Schmelztiegel verschiedener Sprachen und Kulturen.

„Es geht nicht nur um Migranten“, sagt Dekant. „Barrieren gibt es auch für alle, die nicht lesen können, für viele Alleinerziehende, Rentner und weitere Menschen, die kaum Zugang zu Informationen haben.“ Da trete nicht selten der Fall ein, dass „Desinformation und Fake News die Entscheidung gegen eine Impfung bestimmen“, ergänzt Tanja Schmieder von der Organisation City of Hope, die Geflüchtete unterstützt. Mit Muttersprachlern, die durch intensive Schulungen des Gesundheitsdienstes für MigrantInnen auf ihren Einsatz vorbereitet wurden, soll die sachliche Aufklärung besser gelingen. „Diese Multiplikatoren bilden den Kitt zu den Menschen, die wir erreichen wollen“, betont Dekant und hofft auf weitere Freiwillige, die sich alle Mittelsmänner- und -frauen zur Verfügung stellen. Ziel sei, dass „jeder eine souveräne Entscheidung zum Impfen treffen kann“.

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Tatsächlich ist es um die seriöse Informiertheit vieler Menschen in prekären Lebensverhältnissen nicht gut bestellt, berichtet der Porzer Arzt Johannes Nolte. Als Sprecher der Porzer Ärzteschaft unterstützt er die auf mehrere Monate angelegte lokale Impfaktion ebenso wie viele Kollegen. Während Impfanwärter aus besser situierten und gebildeten Kreisen sich durchweg gut aufgeklärt zeigten, „überwiegt in der jetzt angesprochenen Gruppe oft die Fehlinformation durch Querdenker in Facebook-Posts“, bedauert der Arzt. Viele Menschen fürchteten beispielsweise, durch die Corona-Impfung unfruchtbar zu werden. „Da ist die Porzer Initiative zum Impfen Gold wert und bringt uns hoffentlich gut in den Herbst“. Impfstoff sei in ausreichender Zahl vorhanden.

Der Porzer Bezirksamtsleiter Karl-Heinz Merfeld unterstützt die Aktiven auf Verwaltungsebene. Denn die Initiative braucht städtische Gelder für ihre Konzepte. Aus dem 1,7-Millionen-Euro-Topf für Corona-Maßnahmen in Köln stehen im Stadtbezirk Porz 200 000 Euro zur Verfügung.

Die Planungen von City of Hope und Solibund haben sich bisher allesamt als förderfähig erwiesen, zeigt sich Merfeld erfreut und lobt eine weitere Initiative in Finkenberg. „Wir arbeiten alle miteinander und nicht in Konkurrenz“, sagt er auch mit Hinweis auf eine städtische „Impfung im Veedel“-Aktion, die am 27. Juli in Finkenberg Station macht. „Jede neue Impfung ist gut. Wenn wir mehr Menschen erreichen wollen, sind wir auf die sozialen Träger sehr angewiesen.“

Unterhaltungs- und Kulturprogramm 

Kaplan Robert Knesevic und Diakon Matthias Gill von der katholischen Gemeinde bieten nicht nur die Citykirche St. Josef für die nächstfolgende Impfaktion am 24. Juli an. An diesem Tag soll rund um die Kirche mit einem Unterhaltungs- und Kulturprogramm um Impfteilnehmer geworben werden. Sie stellen auch Kontakte zu weiteren Porzer Kirchen in Aussicht.

Wie Tanja Schmieder sagt, unterstützt die Agentur InHouse, die mit Geflüchteten arbeitet, das Porzer Projekt. Geplant sind Videos in vielen Sprachen, auf sozialen Netzwerken abrufbar. Ein eigenes Logo symbolisiert den Kampf gegen das Virus in Porz. Bis zum Jahresende sollen Impfangebote und Informationen viele weitere Benachteiligte erreichen. Sabine Dekant spricht etwa von illegal hier lebenden Menschen ohne Krankenversicherung. „Das wird ein Marathon, kein Sprint“, beschwört sie einen langen Atem im Kampf gegen die Pandemie. Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller will ihre eigene nächste Werbeaktion für die Impfung voraussichtlich bei einer Lastenbike-Tour durch diverse Wohngebiete verwirklichen. Mitstreiter seien willkommen.

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