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Fremde KeimeInfektionen auf Reisen sollte man nicht unterschätzen

3 min
Eine Stechmücke sucht sich auf der menschlichen Haut eine Stelle zum Blut saugen.

Wer auf Reise gestochen wird, kann sich eine unbekannte Infektionskrankheit einhandeln.

Im Urlaub ist nicht nur das Essen fremd, sondern auch die Erreger. Dr. Magnus Heier erklärt, wie man sich richtig vorbereitet.

Es gibt in der medizinischen Ausbildung immer wieder Fälle, die jeden Studenten nachhaltig beeindrucken. Bei mir war es etwa ein Mann auf der Intensivstation der Tübinger Uniklinik: Er wäre fast an Nierenversagen gestorben. Die Angehörigen waren irritiert, denn kurz vorher war er noch völlig gesund gewesen – und im Urlaub in Ostafrika. Dann bekam er hohes Fieber, merkwürdigerweise in Schüben mit mehreren fieberfreien Tagen.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Nur: Beim Hausarzt unter dem Verdacht einer schweren Grippe und später in der Klinik hatten er und seine Frau diesen Urlaub nicht erwähnt. Sehr spät, fast zu spät, wurde die Reise nach Kenia thematisiert. Und endlich wurde die nun offensichtliche, schon weit fortgeschrittene Malariainfektion behandelt – der Mann wurde gerettet, aber es war knapp.

200 Millionen Menschen erkranken jährlich an Malaria

Die Geschichte ist alt. Aber das Problem aktuell. Zwar würde Malaria heute wohl nicht mehr übersehen (damals waren die Reisen und entsprechend auch die Infektionen noch seltener). Aber noch immer werden Infektionskrankheiten auf Reisen unterschätzt, werden mögliche Impfungen ignoriert, werden Symptome nach Ende einer Reise nicht ernst genommen. Malariainfektionen sind nur eine der möglichen Infekte. Aber auch Malaria ist nach wie vor bedrohlich real: Ungefähr 200 Millionen Menschen erkranken jährlich daran – mehrere hundert Infektionen werden jedes Jahr vor allem von Touristen nach Deutschland eingeschleppt (meist aus Ländern Afrikas südlich der Sahara, Kamerun etwa oder Nigeria, aber auch aus Kenia und Tansania).

Auch ich hatte mich vor Jahren dort, konkret in Kenia, infiziert. Allerdings bei einem Arbeitsaufenthalt in einer Provinzklinik. Trotz Malaria-Prophylaxe. Es gab – und gibt – resistente Erreger, die trotz Vorbeugung infektiös sein können. Die Diagnose war in meinem Fall schnell und eindeutig, auch weil die Krankheit noch vor Ort ausbrach und Malaria dort – leider – Alltag war und ist. Die Behandlung war einfach. Aber Malaria ist keine Banalität: Bei komplizierten Verläufen kann auch das Gehirn beteiligt sein, die Nieren, Herz und Leber. Und was oft vergessen wird ist, dass die Infektion auch nach längerer Zeit ausbrechen kann. Im Gespräch mit dem Arzt, in der Anamnese, können auch Auslandsaufenthalte vor mehr als einem Jahr relevant sein!

Auslandsreisen als Anlass, um das Impfbuch hervorzuholen

Umgekehrt empfehlen sich zur Vorbereitung von Reisen auch die Seiten deutscher Tropeninstitute, etwa in Hamburg. Auf deren Seite (tropmed-hamburg.de) findet sich eine Länderliste mit Impf- und Prophylaxeempfehlungen. Die ersetzen zwar nicht den Arztbesuch, ermöglichen aber die Vorbereitung darauf.

In Köln bietet das Reisemedizinische Zentrum des St. Marien-Krankenhauses eine Reise- und Impfsprechstunde. Auslandsreisen sind übrigens immer ein guter Anlass, das Impfbuch hervorzuholen und längst abgelaufene Impfungen aufzufrischen.