Warum eine Impfung jetzt wichtig ist.
Frechener HausarztDie Impfsaison beginnt genau jetzt

Interview mit dem Internisten und Kardiologen Benjamin Orth, der in Frechen eine Hausarztpraxis betreibt, zum Thema Grippe, Corona und Impfen.
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Herr Ort, der Herbst ist da. Das Wetter ungemütlich, beste Bedingungen für Viren. Die Zahlen der Grippe erkranken, steigen wieder an. Haben sich auch schon impfen lassen?
Selbstverständlich. Sobald der Impfstoff da ist, gibt es den Pieks.
Können Sie unseren Lesern kurz die Hauptunterschiede zwischen einer Grippe und einem grippalen Infekt erklären?
Die Unterschiede liegen in erster Linie im Erreger und in den Symptomen. Die echte Grippe wird durch das Influenzavirus hervorgerufen. Vor dieser Erkrankung kann man sich mit einer Grippeimpfung schützen. Der grippale Infekt ist das, was wir den Erkältungsschnupfen nennen. Er kann durch eine Vielzahl unterschiedlicher Viren ausgelöst werden. In der Symptomatik herrscht bei der echten Virusgrippe ein schweres Krankheitsgefühl. Patienten klagen über plötzliches hohes Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit - ihnen geht es richtig schlecht. Beim grippalen Infekt zeigt sich eine leicht erhöhte Temperatur, Hals- und Kopfschmerzen sowie eine laufende Nase. Die Symptome sind weniger schwerwiegend.
Warum ist eine Impfung wichtig?
Die Influenza ist kein Schnupfen, sondern eine virale Infektion, die Auswirkungen auf den ganzen Körper hat. Gerade Patienten mit Vorerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko, dass es in Folge der Entzündungsreaktion zu Komplikationen wie Infarkt, Verschlechterung einer vorbestehenden Herzschwäche oder auch neurologischen Problemen kommen kann. Auch können vermehrt Herzrhythmusstörungen auftreten. Zusammenfassend kann man sagen: Impfschutz ist Herzschutz.
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Welchen Personen empfehlen Sie, sich gegen Grippe impfen zu lassen?
Die ständige Impfkommission, die Stiko, gibt uns genaue Empfehlungen. Die Impfung ist für jeden Patienten ab 60 Jahren empfohlen – unabhängig von bestehenden Vorerkrankungen. Auch jüngere Patienten mit einer Vorerkrankung profitieren nachweislich von der Impfung. Ebenso Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel sollten geimpft werden, ebenso alle Pflegeheimbewohner. Und natürlich jeder, der Kontakt zu jemanden aus den zuvor genannten Patientengruppen hat.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich gegen die Grippe impfen zu lassen?
Im Herbst, die Impfsaison beginnt genau jetzt. Ende Oktober, Anfang November sollte man sich gegen die Influenza wappnen.
Wie lange wirkt der Impfstoff?
Der Schutz hält in der Regel über die gesamte Wintersaison an, dann lässt die Immunität wieder nach. Die Viren verändern sich ständig, daher muss jedes Jahr neu geimpft werden.
Wie unterscheiden sich die Symptome von Grippe und Corona?
Das ist im Einzelfall schwierig zu trennen, weil sich die Symptome überlappen. Bei Corona steht eher noch die Atemwegssymptomatik im Vordergrund, bei Influenza eher das plötzliche Fieber und das starke Krankheitsgefühl. Klarheit bringt jedoch nur ein Abstrich.
Kann man sich auch gegen beide Erkrankungen gleichzeitig impfen lassen?
Ja, das kann man nicht nur – das sollte man sogar. Es ist empfohlen beide Impfungen zusammen zu verabreichen, um einen guten Schutz über die Wintermonate zu gewährleisten.
Gibt es in dieser Saison genügend Impfstoff?
Ja, gibt es.
Was kann man außer der Impfung noch tun, um einer Grippeinfektion vorzubeugen?
Man sollte große Menschenansammlungen meiden. Wenn man selbst Krankheitssymptome hat, sollte man eine Maske tragen, um andere zu schützen. Während der Erkrankung kann man eigentlich nicht viel tun, außer sich ruhig zu verhalten, Schmerzmittel und Entzündungshemmer können helfen. Grundsätzlich ist es gut, regelmäßiges Sport zu treiben, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten und maßvoll mit Alkohol umzugehen.
Ein, zwei Tipps vom Hausarzt, was man bei einem grippalen Infekt tun sollte?
Das Wichtigste ist Schonung - der Körper braucht Zeit, um auf die Beine zu kommen. Viele versuchen zu früh wieder zu funktionieren, das erhöht das Risiko für Komplikationen. Strenge Bettruhe gilt nicht, man kann sich durchaus an der frischen Luft bewegen. Insbesondere bei Fieber sollte man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
Was sollte man bei einer echten Grippe beachten?
Die Allgemeinmaßnahmen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des grippalen Infektes. Auch hier muss die Bettruhe nicht zwingend eingehalten werden, die meisten Patienten bleiben aber freiwillig im Bett. Bei einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Atemnot, Brustschmerzen oder neurologischen Symptomen sollte man sich umgehend an einen Arzt wenden. Je mehr Vorerkrankungen bestehen, desto eher sollte man von dieser Empfehlung folgen.
Benjamin Orth (48) betreibt seit September eine moderne Hausarztpraxis auf der Hauptstraße in der Frechener Innenstadt, im Bereich von St. Audomar. Er ist Facharzt für Innere Medizin sowie Kardiologe und hat zuvor in mehreren Krankenhäusern in Köln und dem Rheinland gearbeitet. Zudem ist er in der Vergangenheit auch als Notarzt in Köln und dem Rhein-Erft-Kreis im Einsatz gewesen. Seine Praxis überzeugt auch durch moderne, digitalisierte Abläufe. www.praxisorth.de
