Drei Männer sollen durch bandenmäßigen Betrug eine halbe Million Euro erbeutet haben.
Kölner BetrugsprozessAngeklagter verschläft Gerichtstermin – das droht ihm nun

Vor dem Landgericht läuft der Prozess gegen drei Männer
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Mit erheblicher Verzögerung hat am Montag ein Prozess gegen drei mutmaßliche Betrüger vor dem Landgericht begonnen: Einer der Angeklagten (39) — der einzige, der bis gestern nicht in Untersuchungshaft saß — hatte laut eigenen Angaben „verschlafen“. Vom Gericht losgeschickte Polizeibeamte weckten den Mann schließlich „durch lautes Klopfen an der Wohnungstür“, wie sie berichteten, und brachten den 39-Jährigen ins Kölner Justizzentrum, wo er vorläufig festgenommen wurde.
Als Inhaber einer Anwaltskanzlei ausgegeben
Der 39-Jährige entschuldigte sein verspätetes Erscheinen und erklärte: „Ich habe verschlafen. Ich dachte, der Termin ist morgen.“ Drei Stunden nach dem geplanten Auftakt konnte dann gegen Mittag die Anklage gegen den 39-Jährigen sowie zwei Mitangeklagte (43 und 47) verlesen werden, mit der die Staatsanwaltschaft ihnen gewerbs- und bandenmäßigen Betrug zur Last legt. Von Dezember 2023 bis Januar 2025 soll sich ein bislang nicht identifiziertes Bandenmitglied in insgesamt 20 Fällen als Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei ausgegeben haben. In dieser Rolle soll der Mann Getränkehändlern originalverpackte Getränke aus einer angeblichen Insolvenzmasse angeboten und verkauft haben.
Hierzu sollen die Männer auch zwei Homepages gefälscht haben, die auf real existierende Rechtsanwälte liefen. Zur Beantwortung von telefonischen Rückfragen sollen die Täter ein Callcenter beauftragt haben. Zudem sollen den Kaufinteressenten zur Untermauerung der vorgespielten Legende zahlreiche Dokumente, unter anderem auch eine gefälschte Insolvenzgüterliste, vorgelegt worden sein. Sei ein Getränkehändler interessiert gewesen und habe ein gewisses Sortiment an Getränken bestellt, seien die in Rechnung gestellten Kaufpreise bzw. Anzahlungen auf von Strohmännern eingerichtete Konten gegangen, von denen aus das Geld wiederum an eine GmbH in Bergheim ging, die angeblich Kredite für Fahrzeugkäufe vermittelte und auf den 39-Jährigen gelaufen sein soll.
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Aussteigewilligem mit dem Tode gedroht
Anschließend seien die aus den Betrugstaten stammenden Gelder von den drei Angeklagten an Bankautomaten in Bar abgehoben worden. Laut Anklage soll es sich um eine knappe halbe Million Euro gehandelt haben. In weiteren Anklagepunkten wird den Männern zudem Nötigung und Beihilfe zur Nötigung zur Last gelegt. Demnach sollen die Angeklagten einem ehemaligen Mittäter, der aus der Betrugsmasche und der Bande aussteigen habe wollen, gedroht haben, unter anderem mit dem Tod. Zudem soll der 39-Jährige dem Mann wiederholt mit der flachen Hand so heftig ins Gesicht geschlagen haben, dass der Mann eine stark blutende Nase erlitt.
Darüber hinaus wird dem 39-Jährigen auch noch ein illegaler Waffenbesitz zur Last gelegt. Bei einer Wohnungsdurchsuchung sollen Beamte eine zur scharfen Schusswaffe umgebaute Pistole mit 32 Schuss Munition sichergestellt haben. Der 39-Jährige kündigte ein Teilgeständnis an, das er so auch schon im Ermittlungsverfahren abgelegt haben soll. Die beiden anderen Angeklagten teilten derweil mit, sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern zu wollen, wollten dies aber für einen späteren Zeitpunkt auch nicht ausschließen. Der Prozess wird fortgesetzt.
