Eigentlich hatte das Gericht am Montag im Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62) die Beweisaufnahme schließen und zu den Schlussvorträgen übergehen wollen. Doch dazu kam es nicht.
Mammut-Prozess in KölnThomas Drach flüchtet in Verschwörungstheorie

Der Angeklagte Thomas Drach im Kölner Landgericht (Archivbild)
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Zunächst hatte der 62-Jährige protokollieren lassen wollen, dass sich in der Verfahrensakte ein Brief befinde, der bestätigte, dass sein früheres Entführungsopfer Jan Philipp Reemtsma seit rund 20 Jahren in einer Verschwörung gegen ihn die Fäden ziehe. Reemtsma versuche, mit Komplizen ihn in Sicherungsverwahrung zu bringen, behauptete Drach. Der 62-Jährige sprach von einer „kriminellen Vereinigung“ deren Zweck es sei „Beweise zu fingieren“. Zudem wollte Drach Strafanzeige wegen falscher Aussage gegen einen ehemaligen Mitgefangenen erstatten.
Der hatte als Zeuge ausgesagt, Drach habe in der Untersuchungshaft drei der vier ihm zur Last gelegten Raubüberfälle eingeräumt. Doch der Vorsitzende teilte nur mit, dass er keine Anzeigen entgegennehme. Drach entgegnete: „Das ist ja Ihr Lieblingszeuge, den Sie versuchen hier am Leben zu halten.“ Auch die Staatsanwaltschaft forderte Drach auf, die Behörde solle „endlich vorgehen gegen den Zeugen“.
Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Werttransporter zur Last gelegt. Zudem ist er wegen versuchten Mordes angeklagt, weil er auf zwei Geldboten geschossen haben soll.
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Drach-Verteidiger Andreas Kerkhof stellte am Montag zudem noch Beweisanträge hinsichtlich einer DNA-Mischspur von Drach an einem Audi. Das Fahrzeug war bei einem Raub als Fluchtfahrzeug genutzt und später in Brand gesteckt worden. Sachverständigengutachten sollen klären, ob die Spur auch anders, als beim Wechseln von Kennzeichen, wie die Anklage behauptet, angetragen worden sein könne.
Prozess steht vor dem Abschluss
Womöglich kommt es an einem der kommenden Verhandlungstagen auch noch zu einer Aussage des ehemaligen Mitangeklagten im Drach-Prozess. Die Verteidigung Drachs drängt auf die Vernehmung. Das Gericht erklärte, dies nochmals zu prüfen. Eine erste Vernehmung Mitte September war an einem Streit zwischen dem Zeugenbeistand des Niederländers und dem Gericht gescheitert.
Trotz aller Beweisanträge — der Mammutprozess um den verurteilten Schwerverbrecher Thomas Drach neigt sich dem Ende zu. Die Kölner Staatsanwaltschaft ist bereits darauf vorbeireitet, in Kürze ihre Plädoyers in dem spektakulären Fall zu halten. Es wird erwartet, dass noch in diesem Jahr, möglicherweise schon im Herbst, ein Urteil im Drach-Prozess fällt. Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht.

