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Markt in RodenkirchenHändler und Künstler zeigten ihr Können beim Kunstsonntag

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Aus alten Dingen Neues entstehen lassen: Matthias Paetsch und Johanna Preuktschat machen Vasen und Becher aus alten Weinflaschen.

Die Wachsfabrik ist gewachsen, zumindest ihr künstlerisches Angebot. Und nur für zwei Tage. Denn an diesen herrschte dort reges Treiben. 46 Händler präsentierten dort ihr Handwerk, und einige Künstler öffneten ihre Ateliers auch abseits des regulären Kunstsonntages. „Manufact“ nannte sich die Veranstaltung, die das zweite Mal auf dem Gelände stattfand.

Am ersten Tag waren etwa 450 Besucher vor Ort, einen Tag später hatte Veranstalterin Romina da Costa Pinto, die selbst mit ihrer Agentur Sieben & Events auf dem Gelände der Wachsfabrik ansässig ist, diese Besuchermarke bereits mittags geknackt.

Konzipiert als Frühlingsmarkt

Es ist der zweite Markt dieser Art, den sie mit ihrem Team dort stemmt. Der erste fand in der Vorweihnachtszeit statt. Die zweite Auflage war als Frühlingsmarkt im Außengelände konzipiert und fand großen Anklang. Wesentlich größer als beim ersten Mal, zählte da Costa Pinto 46 Händler. Darunter Designer mit selbst gefertigten Taschen, Keramiker, Bonbonmacher und viele andere. Der Kunsthandwerkermarkt könnte ein weiterer Meilenstein werden, um die Menschen für den bedrohten Kulturstandort zu interessieren, denn viele solcher Orte gibt es im Kölner Süden nicht.

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Isabella Bilstein aus Nippes etwa stellte ihre Tassen, Teller und Schüsseln aus, die sie selbst entworfen hat. Für einige gräbt sie sogar eigenhändig nach Ton. „Den findet man eigentlich überall, wenn man genau hinschaut, erst neulich war ich in der Eifel und habe wieder etwas mitgebracht“, erzählt die junge Frau, die ausgebildete Keramikerin ist.

Auch das Thema Upcyling durfte auf diesem Markt natürlich nicht fehlen. Matthias Paetsch, der zusammen mit Johanna Preuktschat aus alten Weinflaschen Vasen und Becher kreiert, steht überhaupt das allererste Mal auf einem solchen Markt. Der Verkauf laufe gut, meint er. Die Menschen seien interessiert an dem, was er macht und welche Materialien er dafür verwendet. Das Bewusstsein sei mittlerweile dafür vorhanden, aus alten Dingen Neues entstehen zu lassen.

Die Wachsfabrik

Das Gebäude der heutigen Wachsfabrik wurde 1912 von der Firma Henkel als chemische Fabrik erbaut, die Bleich- und Waschmittel herstellte. 1945 wurde die ehemalige Waschmittelfabrik Wachsfabrik. Im Laufe der nächsten 15 Jahre wurde die Rheinische Industrie- und Wachsfabrik so modernisiert, dass sie in Deutschland zum Marktführer wurde.

1977 wurde das Gelände verkauft, ein Teil der Kerzenproduktion wurde im vorderen Fabrikteil weitergeführt. 1976 wurde die Wachsfabrik Kunststandort. Das Gebäude besteht aus mehreren unterschiedlichen Bauteilen und einem hohen Schornstein, dem Wahrzeichen der ganzen Anlage. Anfangs lag die Wachsfabrik noch relativ abgelegen in einer agrarisch genutzten Landschaft. Heute ist sie umgeben von neuen Industrieanlagen. Das Gebäude dient Künstlern bis heute als Wohn-, Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeit. Im Oktober 1979 fand die feierliche Eröffnung des Kunstzentrums Wachsfabrik statt. (swa)

Einige Künstler reicherten den Skulpturengarten ein wenig an, eine Bühne im vorderen Bereich präsentierte verschiedene Gruppen und Sänger. Soul in the Air-Macherin Billi-Marie Wempe stand für das Musikprogramm Pate. Die Wachsfabrik ist auch ein Testlauf für das bevorstehende Konzert „Soul in the Air“ Ende Mai auf dem Gelände des Kunstorts Odonien in Ehrenfeld. Von Lounge, Soul bis zum Operngesang war die Bandbreite so angelegt, dass für jeden Geschmack etwas dabei war. Sieben verschiedene Acts standen auf der Bühne.

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Viele künstlerische Arbeiten konnten die Besucher der Wachsfabrik erwerben.

Der Handmade-Markt zog viele Neulinge auf das Gelände der Wachsfabrik. Menschen, die immer schon herkommen wollten, es aber nie wirklich geschafft haben, schlenderten an den kleinen Verkaufsständen vorbei. Einige wurden aber auch durch die von Gerd Conrads gestartete Petition zum Erhalt des Kunstzentrums Wachsfabrik angelockt, andere durch das Sortiment, das sich an diesen beiden Tagen abhob von dem Tag der offenen Ateliers, der immer am ersten Sonntag im Monat stattfindet.

Drei Fragen an Cornel Wachter

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Cornel Wachter besuchte die Wachsfabrik.

Wie wichtig sind solche Standorte für Kunstschaffende wie die Wachsfabrik?

Es geht um das Soziotop Kunst, welches alle eint, die mit Mitteln der Kunst ihre Gedanken mit den Menschen teilen möchten. Die Wachsfabrik war immer ein solches Soziotop und ich würde mich freuen wenn sie es bleiben dürfte. Solche Orte sind Keimzellen des künstlerischen Willens, davon gibt es immer weniger, was schade ist.

Fehlt es Köln an innovativen Konzepten für Künstler?

Das kann ich nicht sagen, ich kenne nicht alle Künstler in der Stadt. Die Stadt könnte mal etwas für Außenskulpturen tun.

Haben Sie eine Idee, wie man den Kulturort Wachsfabrik erhalten kann?

Ja, man sollte dort hingehen und sich ein Bild von den Aktivitäten der Bewohner machen, und wenn man mag ihnen, Unterstützung geben. Interview: Susanne Wächter

Besucher konnten zuschauen

Sebastian Probst, einer der Künstler, die seit Jahren dort ihre Ateliers unterhalten, öffnete seinen Raum und ließ die Besucher über die Schulter seiner Schüler schauen. Probst bietet dort regelmäßig Mal- und Bildhauerkurse an, und seine Schüler schliffen und formten am zweiten Manufact-Tag eifrig an ihren kleinen Figuren. Andere Ateliers zeigten Fotografien und nutzten die Besucherscharen, die am zweiten Tag der Veranstaltung wegen des besseren Wetters verstärkt kamen.

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Neues lernen beim Bildhauerkurs.

„Das hier ist ein ganz wunderbares Gelände“, schwärmte eine Besucherin, die zwar fast nebenan wohnt, aber noch nie vor Ort war, sich aber sicher war, nun häufiger vorbeizukommen.