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SEK-EinsatzWilde Verfolgungsjagd endet in Köln

3 min

Am Freitag wurde in der Kölner Innenstadt ein Mann festgenommen.

Köln – Und plötzlich ist überall Polizei. Sieben Streifenwagen biegen mitten in der Innenstadt in die Fußgängerzone der Zeppelinstraße ein, ebenso zwei dunkle Limousinen eines Spezialeinsatzkommandos (SEK). In der Luft schwebt knatternd ein Hubschrauber. Es ist Freitag, 12.55 Uhr. Kurz vor dem Neumarkt kesseln die Spezialkräfte einen Audi A6 ein. Sekunden später zerren sie den Fahrer (49) aus dem Wagen und nehmen ihm eine Schusswaffe ab.

„Die Polizisten sind direkt zu dem Wagen gelaufen, haben die Tür geöffnet, den Fahrer rausgeholt und auf den Boden gedrückt“, sagt Zeuge Hans-Jürgen Heller. Während der überwältigte Mann in Jeans und schwarzer Lederjacke auf dem Pflaster kauert, suchen Beamten sein Auto nach weiteren Waffen ab.

Binnen weniger Minuten säumen Hunderte Schaulustige die Szenerie, Polizisten in schusssicheren Westen sperren die Fußgängerzone. Es ist das Ende einer spektakulären Verfolgungsjagd durch die Innenstadt.

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Seinen Ausgang nimmt der Polizeieinsatz an der Autobahnraststätte Remscheid an der Autobahn 1. Hier gerät der Audi-Fahrer um 11.45 Uhr in eine Verkehrskontrolle – und verliert die Nerven. Laut Polizei zieht er eine Schusswaffe und hält sich die Mündung an den Kopf. Dann gibt er Gas und flüchtet vor der Polizei.

Mit seiner Flucht will er offenbar eine drohende Haftstrafe abwenden. „Gegen den Mann liegt ein Haftbefehl vor, auch die Kennzeichen des Audi sind als gestohlen gemeldet“, sagt ein Ermittler. Weshalb der Mann gesucht wurde, konnte die Polizei gestern nicht mitteilen. Er soll jedoch wegen verschiedener Delikte bereits polizeibekannt gewesen sein. Unklar blieb am Freitag, ob nur die Nummernschilder (Kennzeichen ES für Esslingen in Baden-Württemberg) oder auch das Fahrzeug gestohlen worden war.

Über die A 1 rast der 49-Jährige Richtung Köln. Am Kreuz Köln-Nord wechselt er auf die A 57 und verlässt die Autobahn dann an der Inneren Kanalstraße. Mit eingeschalteter Warnblinkanlage fährt er über die Subbelrather Straße vorbei am Media Park – verfolgt von zahlreichen Streifenwagen. Die Flucht führt über Kyotostraße und Tunisstraße vorbei am Ebertplatz bis zum Zoo. Dort biegt der ortsunkundige Mann wieder auf die Innere Kanalstraße, rast unter Missachtung roter Ampeln bis zur Aachener Straße und dann in Richtung Neumarkt. Um einem Stau zu entgehen, lenkt er seinen Wagen schließlich in die Fußgängerzone der Zeppelinstraße. Dort versperren ihm einige Poller den Weg. Als er seinen Fehler bemerkt und wenden will, setzt er den Audi rückwärts so heftig gegen die Fassade eines Modegeschäfts, dass Steine aus der Hauswand brechen. Dann beendet das SEK seine rücksichtslose Flucht.

Weil der 49-Jährige nach seiner Festnahme über Schmerzen klagt, bestellen die Polizisten einen Rettungswagen. Sanitäter kümmern sich um den Mann und bringen ihn anschließend unter Polizeibegleitung in ein Krankenhaus. Erst im Anschluss an eine Untersuchung kann er schließlich vernommen werden.

Während der Rettungswagen den Mann in die Klinik fährt, öffnen Ermittler in der Zeppelinstraße den Kofferraum des Audi. Hier entdecken sie einen Koffer gefüllt mit Marken-Bekleidung und Autokennzeichen aus Berlin. Ob auch diese Nummernschilder gestohlen wurden, wollen die Beamten nun prüfen. Weitere Waffen sollen sich nicht in dem Wagen befunden haben.

Verletzt wurde bei der Verfolgungsjagd und der anschließenden Festnahme niemand. Der Audi des gesuchten Straftäters wurde abgeschleppt und sichergestellt. Die Ermittlungen zu den Hintergründen dauern an.