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StipendiumWarum ein Kölner Ehepaar wildfremde Studentinnen unterstützt

Lesezeit 3 Minuten

Die Förderer Ahuti Alice und Volkmar Müller und ihre Stipendiatinnen im Gespräch.

332 Studierende erhalten derzeit ein Stipendium der Universität zu Köln. Oft sind es Privatpersonen, die sich entschließen, Förderer zu sein. So wie das Kölner Ehepaar Ahuti Alice und Volkmar Müller.

„Ich konnte es erst gar nicht glauben, als ich die gehört hab, dass ich ein Stipendium bekomme.“ Joeline sprüht immer noch vor Freude. Beim Treffen von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Universität zu Köln und ihren Förderern, saß die 22-Jährige zum ersten Mal den beiden Menschen gegenüber, denen sie den Geldsegen für ihr Studium verdankt: Ahuti Alice Müller und ihrem Mann Volkmar Müller. Das Kölner Architektenpaar unterstützt ein Jahr lang vier Studentinnen mit jeweils 300 Euro monatlich.

„Wir haben uns für ein Sozialstipendium entschieden. Mir war besonders wichtig, junge Frauen zu unterstützen, die nicht aus einem akademischen Elternhaus kommen. Gerne auch aus dem Ausland. Ich habe mir das Motivationsschreiben durchgelesen. Auf die Noten habe ich nicht geguckt“, sagt Ahuti Alice Müller. Die 59-Jährige, die auch Coach ist, hat unter mehreren Bewerberinnen, deren Unterlagen ihr von der Vergabekommission der Uni weitergeleitet worden waren, ausgewählt. Gewonnen haben: Elena, eine russische Psychologiestudentin, Ilayda, eine 25-jährige Türkin aus Izmir, die in Köln ihren Master in Nordamerikanistik macht, Christiane und Joeline.

Geld nutzen, um Gehörlose kennenzulernen

„Ich will Gebärdensprachdolmetscherin werden. Um mit Gehörlosen in Kontakt zu kommen, wollte ich beispielsweise auf ein Gehörlosen-Festival nach Hamburg fahren. Ohne das Stipendium hätte ich mir das nicht leisten können“, erzählt die 21-jährige Christiane. Die junge Frau aus Sachsen ist die älteste von sechs Kindern. Bafög und ein Nebenjob als Rettungssanitäterin erlauben keine großen Sprünge. „Köln ist sehr teuer“, sagt Christiane. Sie ist ebenso wie die anderen drei jungen Stipendiatinnen der Müllers „Erstakademikerin“. Vor ihr hat keiner in der Familie studiert. „Da gibt es dann wenig Verständnis und manchmal auch dumme Sprüche“, erzählt Joeline. „Was sagt der Professor um 12 Uhr zu seinen Studenten? Guten Morgen“, ist einer der Sprüche, die Joeline gar nicht gut findet. Erst recht nicht, weil er vollkommen an ihrem Leben vorbeigeht. Sie versucht, zwei Ausbildungen gleichzeitig unter einen Hut zu bringen. Einerseits studiert sie Rehabilitationswissenschaften in Köln. „Ich will unbedingt auch Kinder- und Jugendpsychotherapeutin werden“, sagt sie mit Nachdruck. Weil eine solche Ausbildung bald auslaufe und sie dafür einen Platz in Sachsen hat, pendelt sie häufig mit der Bahn. „Das Stipendium ist eine echte Existenzhilfe“, sagt Joeline.

Auch der Förderer stammt aus einer Großfamilie

„Wir haben auch Bafög im Studium bekommen“, sagt Volkmar Müller. Großfamilie ist ihm vertraut. Er hatte fünf Geschwister. Viel Interesse gab es von Seiten der Eltern nicht an seiner Unilaufbahn. Das ist nun bei ihm und seiner Frau anders. „Das sind so motivierte Leute“, schwärmt Volkmar Müller über die Stipendiatinnen. Seine Frau hat sogar noch weitere Pläne: Sie will nicht nur finanziell, sondern auch ideell unterstützen − und ein Netzwerk für Stipendiatinnen gründen.

Alle sind schnell beim Du

„Ich habe mich gefragt, was das für Menschen sind, die auf die Idee kommen, jemand Wildfremden zu unterstützen“, gibt Joeline zu. Nach dem Austausch mit „Ahuti“ und „Volkmar“ sieht sie klarer. „Wir haben genauso viel davon wie die jungen Leute“, findet das Ehepaar. „Ich habe etwas gesucht, wo ich sinnstiftend was ich übrighabe, einbringen kann“, erklärt Ahuti Alice Müller. Schnell sind alle am Tisch beim Du. Wie man Raumgestaltung und Therapie sinnvoll verbindet, wird lebhaft diskutiert. „Wir gehen mit Räumen wie mit Menschen eine Beziehung ein“, äußert Ahuti Alice Müller − Joeline und Christina nicken begeistert.