Wirbel um abgesagten AuftrittPlanschemalöör tritt nicht mit „Ihrefelder Zigeuner“ auf

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Planschemalöör

Planschemalöör sagt den Auftritt ab.

Köln – Miljö, Torben Klein, Björn Heuser, Eldorado, Lupo und die Funky Marys treten am 19. November beim „Kölschen Ovend“ im Altenberger Hof auf. Ebenso der Karnevalsverein „Ihrefelder Zigeuner“. Das führte dazu, dass die Band Planschemalöör an diesem Abend nicht auf der Bühne stehen wird. Ein Artikel des Kölner Express darüber löste nun viele Diskussionen aus.

Darin hieß es, dass Planschemalöör den Veranstalter, die Neppesser Ahr-Schwärmer, aufgefordert habe, eine schriftliche Erklärung abzugeben, warum sie die „Ihrefelder Zigeuner“ überhaupt gebucht hatten. Gegenüber der Rundschau wollten sowohl Planschemalöör als auch die „Ihrefelder Zigeuner“ am Donnerstag keine weitere Stellung nehmen und verwiesen auf ihre offiziellen Statements in den sozialen Medien, weil ihnen das Thema zu hohe Wellen schlug.

„Es gab keine Cancel Culture, keine Diffamierung“

Die Band erklärte in den sozialen Medien: „Es gab keinen Zeitpunkt, in dem wir die Veranstalter gebeten haben, die ,Ihrefelder Zigeuner’ auszuladen. Es gab keine Cancel Culture, keine Diffamierung“, heißt es von Sänger Juri Rother. Weiter sagt er: „Wir hatten ein total gutes Gespräch mit den ,Ihrefelder Zigeunern’. Es war sehr positiv und konstruktiv. Wir sind total dankbar für dieses Gespräch“. Was die Boulevardzeitung daraus gemacht habe, sei reißerisch. In einem weiteren Artikel schreibt diese, ihr würde der Schriftverkehr vorliegen.

Auch Mathias Hilden, Präsident der Nippeser Ahr-Schwärmer, meldete sich über die sozialen Medien zu Wort: „Ich möchte klarstellen, dass es seitens der Gruppe Planschemalöör nicht im Entferntesten dazu gekommen ist, auf uns Druck auszuüben.“ Man habe offen darüber gesprochen und die politische Einstellung der „Jungs“ voll akzeptiert, aber man würde das Programm deswegen nicht umschmeißen.

Hintergrund der Entscheidung

Der Grund, warum Planschemalöör nicht gemeinsam mit dem Karnevalsverein spielen will: „Ich wurde selbst auf dem Schulhof und in der Schule häufig als Zigeuner beschimpft“, sagt Rother. „Ich habe damals noch gar nicht verstanden, was das bedeutet, aber es war unglaublich negativ behaftet.“ Weiter erklärt er: „Als ich vor ein paar Monaten den Flyer gelesen habe von der Veranstaltung, wo wir mit den ,Ihrefelder Zigeunern’ spielen sollten, habe ich mich mit den Jungs zusammengesetzt und wir haben geschaut: Was bedeutet das Wort ,Zigeuner’?

Klar, es gibt Menschen, die wollen weiterhin Zigeuner genannt werden, aber es gibt eine große Community von Sinti und Roma, die sich durch diesen Begriff diskriminiert fühlen. Der Begriff ist mit viel Schmerz verbunden. Im Zweiten Weltkrieg wurde Menschen das unter die Haut tätowiert und die wurden umgebracht und damit können wir uns nicht identifizieren.“

„Ihrefelder Zigeuner“ streben bereits länger Namensänderung an

Auch von den „Ihrefelder Zigeunern“ selbst gab es ein Statement in den sozialen Medien: „Wir die ,Ihrefelder Zigeuner 1965 e.V.’ streben bereits seit März 2021 eine Namensänderung an. Unser Vereinsname ist sicher nicht mehr zeitgemäß, ohne dass wir uns jetzt an dieser Stelle detailliert an den vielschichtigen Diskussionen rund um das politische korrekte Wording beteiligen wollen.“

Bereits 2015 bezog der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma dazu Stellung: „,Zigeuner’ ist eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend abgelehnt wird – so haben sich die Sinti und Roma nämlich niemals selbst genannt“. Der Begriff sei außerdem verbunden mit rassistischen Zuschreibungen.

Von den „Ihrefelder Zigeunern“ heißt es weiter: „Wir distanzieren uns hiermit ganz klar von Rassismus und Ausgrenzungen! Auch wir stehen für eine bunte und friedliche Zukunft, in der kein Mensch diskriminiert wird.“ Der Verein trägt seinen Namen seit 1967, zuvor hieß er „Inseljecke“. Wie der Verein selbst auf seiner Webseite erklärt, wohnten die Mitglieder in der Nähe des Schlachthofes, welcher damals „Die Insel“ genannt wurde. Schließlich kam es zur Abkürzung „Inseljecke“.

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Weil die Damen „auf die Idee kamen, sich selbst als Zigeunerinnen zu kostümieren und die Herrn in ein Kostüm, ähnlich der ungarischen Tracht, zu stecken“, kam es zu dem Beinamen „Ihrefelder Zigeuner“. Nun hat sich der Verein auf den Namen „Kölsche Inseljecke“ geeinigt.

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