Das norwegische Architekturbüro Snøhetta gewann den Entwurf für den Neubau der Düsseldorfer Oper, die Kosten hat die Politik gedeckelt.
ArchitekturwettbewerbDüsseldorfs neue Oper ähnelt einem treibenden Eisberg

So sieht das Modell des von Snøhetta für Düsseldorf geplanten neuen Opernhauses aus.
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Das norwegische Architekturbüro Snøhetta, Schneekappe, hat den Architekturwettbewerb für den Neubau der Düsseldorfer Oper gewonnen. Eine erstklassige Expertise haben die Norweger seit der Eröffnung (2008) ihres eigenen, einem treibenden Eisberg nachempfunden Opernhauses in Oslo – auch die Bibliothek von Alexandria trägt ihre Handschrift. Der Sieger-Entwurf für die Landeshauptstadt nun sieht drei nebeneinander auf- und absteigende Baukörper aus hellem Kalksandstein vor. „Mit einer hohen Markanz wird der neue Kulturbaustein in den Stadtkontext integriert“, lobte der Vorsitzende des Preisgerichts, Heiner Farwick.
Kostenexplosion
Doch ob Snøhetta das Haus für die Opern- und Ballettnutzung der Deutschen Oper am Rhein auch bauen darf, muss sich erst noch zeigen. Obwohl sich die Düsseldorfer vor vier Jahren gegen die Sanierung des bestehenden Operngebäudes an der Heinrich-Heine-Allee und für einen Neubau auf dem ehemaligen Kaufhofgelände am Werhahn entschieden, flößen die Kosten für ein solches Prestigeprojekt Respekt ein. Immer wieder geht der Blick nach Köln, wo die Kosten für die Bühnen von Oper und Schauspiel bekanntlich explodieren. Die beiden größten Fraktionen im Düsseldorfer Rat, CDU und Grüne, haben einen Kostendeckel von einer Milliarde vereinbart – 2021 war noch von 750 Millionen Euro die Rede.
Im Anschluss an das Preisgericht werden laut Stadt Düsseldorf zunächst vergaberechtlich notwendige Verhandlungen mit allen vier Siegern ermittelt, mit dem Ziel, das wirtschaftlichste Angebot zu ermitteln. Der Rat der Landeshauptstadt werde dann voraussichtlich im kommenden Jahr über die Beauftragung des Generalplaners entscheiden.
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Noch ist unklar, ob die Stadt den Neubau mieten oder kaufen wird. Ein heftiger Streit ist in der Landeshauptstadt nach der glamourösen Vorstellung des Siegerentwurfs entbrannt. „Es wird spannend zu sehen sein, ob die auf Kostendisziplin beharrende SPD ins Lager der Opernkritiker wechselt“, bilanziert die Rheinische Post und machte bei einer Umfrage unter Händlern, dem Freundeskreis der Oper und auch dem Heimatverein Düsseldorfer Jonges ein kontroverses Stimmungsbild aus, das von Ablehnung bis Begeisterung reicht.
Der zentralen Lage des heutigen Opernhauses am Hofgarten trauern einige nach. Am Werhahn wiederum wünscht man sich durch die neue Oper eine Aufwertung des Umfelds. Kritiker werfen der Entwurfsplanung jedoch vor, eine reine Blockrandbebauung zu sein. Zu massiv seien die vorgesehenen Gebäude, die auch die Clara-Schumann-Musikschule und Musikbibliothek beherbergen sollen. 1300 Sitzplätze soll der Opernsaal einmal haben.
Auf der Seite Werhahn steigt der Bau von 34 auf 52 Meter an, auf die schmale hohe Fassade läuft man zu, wenn man sich von der Kö aus auf den Weg in Richtung Oper macht. Die Vorgabe, die nahe gelegene, 80 Meter hohe Marienkirche nicht zu überragen, hat Snøhetta eingehalten. Der Neubau soll den Bürgern nicht nur als kulturelle Spielstätte dienen, sondern auch zu einem „Dritten Ort“ der Kommunikation und Begegnung werden: Eine Brasserie, ein Café und die Studiobühne sollen zur Oststraße hin gelagert sein. LED Screens am Haus sollen einmal zeigen, was gespielt wird. Drei Aussichtsterrassen ermöglichen Rundumblicke auf Düsseldorf.
Ein Zwischenschritt
Doch ist die jüngste Präsentation auch eher als ein Zwischenschritt zu sehen. Wie die Stadt erklärt, sollen im Anschluss an das Preisgericht „vergaberechtlich notwendige Verhandlungen mit allen vier Siegern geführt werden – mit dem Ziel, das wirtschaftlichste Angebot zu ermitteln.“ Ebenfalls prämiert wurden die Arbeiten von „HPP Architekten“ aus Köln und Düsseldorf (2. Platz), „Kister Scheithauer Gross architekten“ aus Köln mit „Studio Gang Architects“ aus Chicago (3. Platz) und „wulf architekten“ aus Stuttgart.
Der erste Platz im aktuellen Verfahren zählt für Snøhetta in der Schlussrechnung mit 40 Prozent, HPP bringt 27, der Drittplatzierte 13 Prozent mit. Der Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss des Rates, so die Stadt, sei für 2028 terminiert.

