"Der Alte muss weg"Carla Berlings komischer Kölner Krimi

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Carla Berling

Kurzweil mit Lokalkolorit bietet Carla Berling.

Köln – Fünf Anfang-Fünfzigerinnen sitzen beim Kölsch und überlegen, dass es vielleicht für drei von ihnen nicht schlecht wäre, wenn die mehr oder minder geliebten Ehemänner unter der Erde wären. Gesagt, geplant – und man kann es sich schon fast denken: gescheitert!

Carla Berlings Roman „Der Alte muss weg“ ist mehr Comedy als Thriller, mehr Freitagabend-20.15-Uhr-ARD-Wohlgefühl als blutrünstiges Mordspektakel. In anderen Worten: Man wird von der Kölner Autorin (weitestgehend) kurzweilig unterhalten, ohne dass man sich groß dafür schämen muss. Dazu eine Portion Lokalkolorit, die allerdings den Plot nicht komplett übertüncht.

Für ihr Freundinnen-Quintett bemüht Berling gut abgehangene Stereotypen: die Dicke, die Mondäne, die Unkonventionelle, die Toughe und im Mittelpunkt die Biedere: Steffi, 51, das Haus tipptopp in Ordnung, Lieblingskleidungsfarbe Beige mit einem Stich in Richtung Leberwurst. Motto: Bloß nicht auffallen. Mit ihrem Mann Tom langweilt sie sich seit Jahren – am liebsten immer wieder sonntags: „Tom hatte Sex. Ich hatte eine Möglichkeit gefunden, meinen E-Book-Reader so zu platzieren, dass ich dabei lesen konnte.“ Und das zeugt von mehr als nur ehelichem Ennui, das ist tiefe Verachtung, die den Leser wiederum wohlig schauern lässt. Und Steffi fragt sich: „Wenn Tom nicht mehr da wäre, würde dann alles besser?“

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Heimatgefühle und Happy End

Aber während die Männer der im breitesten Kölsch schwadronierenden Elfie und der aufgedonnerten Babette bald aus dem Jenseits grüßen, stümpert sich Steffi durch zwei Mordversuche – der Gatte will einfach nicht mitspielen. Das vergiftete Müesli wird Opfer seiner neuen Diät. Und statt betäubt an ins Auto geleiteten Abgasen zu sterben, kotzt er lieber aufs Armaturenbrett, schläft seinen Rausch aus, um sich anschließend wieder Heimlichkeiten zu widmen, von denen seine Gattin annimmt, sie hätten mit einer anderen Frau zu tun.

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So schlittert die Geschichte munter vom Krimi zur Komödie, um letztendlich bei Friede, Freude und den Eierkuchen einer wiederentdeckten Liebe zu landen. Bis dahin hält die Autorin ihre Leserschaft allerdings ziemlich lange hin, zieht die Zeit bis zur Aussprache zwischen den Eheleuten künstlich in die Länge. Dafür wird das Happy End umso kuscheliger. Da verzeiht man Carla Berling fast, dass ihre Heldin beim Anblick der Kölner Ringe Heimatgefühle bekommt, „sogar noch mehr als beim Anblick des Doms und der Hohenzollernbrücke“.

Und auf einen Satz wie „die Ringe wirkten neben Rodenkirchen wie eine westfälische Kleinstadt neben New York“ muss man erstmal kommen.

Carla Berling. Der Alte muss weg. Roman. Heyne, 317 S., 9,99 Euro

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