Tipps und VeranstaltungenWas das Rheinland kulturell zu bieten hat

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Das Jugendstil-Kraftwerk Heimbach in der Eifel ist auch Konzertsaal für das Festival „Spannungen“.

Das Jugendstil-Kraftwerk Heimbach in der Eifel ist auch Konzertsaal für das Festival „Spannungen“.

Jazztage, Schlösser, Industrie und vieles mehr:  In der Region gibt es zahlreiche kulturelle Höhepunkte zu entdecken. Wir geben einen Überblick.

Was macht Orte lebenswert? Wohnraum, Natur, Infrastruktur — all das spielt dabei sicher eine entscheidende Rolle. Nicht zu vernachlässigen ist aber auch ein anderer Aspekt, der ein Gebiet mit Leben füllt: die Kultur. So finden sich mal bekannt, mal ein wenig versteckt im Rheinland allerlei Möglichkeiten, in andere Welten einzutauchen und sich kulturell weiterzubilden. Ob Klein oder Groß, Kulturfan oder Neuling: Die Region kann mit einer großen Bandbreite unterschiedlicher Kulturangebote glänzen.

Leverkusener Jazztage

Wer glaubt, dass Leverkusen vor allem einen Fußballverein und ein großes Pharmaunternehmen zu bieten hat, täuscht sich: Seit vielen Jahren bieten die Leverkusener Jazztage musikalische Unterhaltung für ein breites Publikum. Das Programm soll dabei nicht nur eingefleischte Fans des Genres ansprechen, sondern auch andere Besucher für den Jazz begeistern.

Im November dürfen sich Kulturfreunde auf die 45. Leverkusener Jazztage freuen. Mit dabei sind unter anderem der Portugiese Salvador Sobral, der 2017 mit dem Lied „Amar pelos dois“ den Eurovision Song Contest gewann. Auch Max Mutzke, der Deutschland 2004 beim ESC vertrat, präsentiert im Forum Leverkusen seine Kunst.

Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland

Das ganze Programm gibt es auf der Webseite der Jazztage.


Industriemuseen bieten Einblicke in vergangene Zeiten

Sieben Industriemuseen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) zeigen an verschiedenen Standorten die Geschichte der Industrialisierung an Rhein und Ruhr. Sie erzählen, wie die Industrie die Arbeit und den Alltag der Menschen prägte. Dafür bieten ehemalige Fabriken eine authentische Kulisse. In der Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen, der St. Antony-Hütte in Oberhausen, der Textilfabrik Cromford in Ratingen, der Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen, der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach, dem Kraftwerk Ermen & Engels in Engelskirchen und der Tuchfabrik Müller in Euskirchen können Klein und Groß Einblicke in eine vergangene Zeit gewinnen.

So lockt ab dem 26. April die Ausstellung „Probiert? Kapiert!“ nach Euskirchen in die Tuchfabrik Müller. Kinder und Erwachsene können gemeinsam bauen und tüfteln. Dabei ist das Ziel, dass die Besucher durch Ausprobieren lernen, wie technische Herausforderungen in früheren Fabriken gelöst wurden.

LVR-Industriemuseum, Tuchfabrik Müller, Carl-Koenen-Straße 25, 53881 Euskirchen. Weitere Informationen gibt es hier.


Schlösser in Brühl bieten Kulisse für Schlosskonzerte

In diesem Jahr feiern die Brühler Schlösser 40 Jahre UNESCO-Welterbe. Mit dem Schloss Augustusburg, dem Schloss Falkenlust und dem Schlossgarten, der sich bestens zum Flanieren eignet, kann Brühl mit einigen imposanten Perlen in der Region aufwarten.

Unter dem Motto „40 Jahre Welterbe“ laden die Schlösser Brühl am Sonntag, 2. Juni, zu einem Fest ein. Von 11 bis 19 Uhr können sich Gäste im Schloss Augustusburg auf die Spuren von Clemens August begeben und die Räume erkunden. Konzerte der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl, von Schulen und Vereinen locken dagegen in den Schlosspark. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Beliebt und hochklassig sind auch die Konzerte im Treppenhaus von Schloss Augustusburg. Vom 11. Mai bis zum 16. Februar 2025 werden das Schloss, die Schlosskirche und der Kapitelsaal im Rathaus zu Spielstätten für insgesamt 30 Konzerte. Auf fünf Konzertwochenenden im Mai, Juni und Juli, deren Programme sich von Barock bis Romantik bewegen, folgt vom 16. bis 25. August das jährlich stattfindende und mittlerweile weltweit einzige Haydn-Festival.

Schloss Augustusburg, Parkplatz Max-Ernst-Allee, 50321 Brühl.


Jugendstil-Wasserkraftwerk in Heimbach besichtigen

Wer Wasserkraft hautnah erleben möchte, kann in der Nordeifel, genauer gesagt in Heimbach, das Jugendstil-Wasserkraftwerk besuchen. Es wurde 1905 in Betrieb genommen und bezieht Wasser aus der Urfttalsperre. Bis heute ist das Elektrizitätswerk in Betrieb. Einzelpersonen und Gruppen können das Wasserkraftwerk besichtigen und sich bei einer Führung einen Eindruck von dem Gebäude und der Ausstattung machen. Das technische Denkmal ist aber auch seit 1998 alljährlich beim einwöchigen Kammermusikfestival „Spannungen“ Treffpunkt für Freunde moderner Musik. Diesmal vom 23. bis zum 30. Juni 2024.

Jugendstil-Wasserkraftwerk Heimbach, Kraftwerk 1, 52396 Heimbach. Weitere Informationen zum Wasserkraftwerk gibt es unter: www.rureifel-tourismus.de, sowie zum Festival unter www.spannungen.de


„Momo“ im Jungen Theater Bonn

Das Junge Theater Bonn nimmt eine besondere Stellung in der Theaterlandschaft ein. Hier werden seit 1969 Stücke für junge Menschen, Schulklassen, Kindergärten und Familien aufgeführt. Kinder und Jugendliche spielen aber nicht nur als Publikum eine große Rolle, sondern sind auch auf der Bühne aktiv. Im April können sich die Besucher des Jungen Theaters Bonn auf Stücke wie „Momo“ oder „Ronja Räubertochter“ freuen.

Junges Theater Bonn, Hermannstr. 50, 53225 Bonn. Das gesamte Programm, Informationen und Tickets


Dornröschen Open Air auf dem Michaelsberg in Siegburg

Die Kreisstadt Siegburg bietet mit der Studiobühne eine Anlaufstelle für Kulturfans der Region. Anfang Mai können sich Interessierte auf eine besondere Veranstaltung der Studiobühne freuen: Ein Märchen-Klassiker verspricht gute Unterhaltung hoch oben auf dem Michaelsberg. Von Anfang Mai an finden dort diverse Vorführungen des Klassikers „Dornröschen“ statt.

Neu interpretiert soll die Geschichte um die Prinzessin und ihren blonden Zopf die kleinen und großen Zuseher unterhalten und zum Lachen bringen.

Open-Air im Johannesgarten auf dem Michaelsberg, Bergstraße 26, 53721 Siegburg. Mehr zu der Studiobühne und dem Programm findet sich hier.


Literatur an ungewöhnlichen Orten bei der LitEifel

Zwischen dem 10. April und dem 30. November sorgt die LitEifel mit einem vielfältigen Programm für Unterhaltung. Unter anderem präsentieren Fußball-Weltmeister Wolfgang Overath und Sven Pistor ihr Buch „Alleine kannst du nicht gewinnen“. Am Mittwoch, 15. Mai, sind sie um 19 Uhr in Steinfeld zu Gast.

Im Jugendstil-Wasserkraftwerk in Heimbach stellt der Politiker Franz Müntefering sein Werk vor. In seinem Buch „Unterwegs. Älterwerden in dieser Zeit“ geht es — wenig überraschend — um das alltägliche Leben beim Älterwerden. Von seinen Erfahrungen damit erzählt er am Mittwoch, 3. Juli, um 19 Uhr.

Eine gemeinsame Veranstaltung der LitEifel und des Literaturhauses Nettersheim ist die Eifeler Buchmesse. Diese findet bereits zum 10. Mal statt und lockt am 16. und 17. November in das Naturzentrum Eifel in Nettersheim. Hier können Besucher bei freiem Eintritt von 14 bis 18 Uhr verschiedene Veröffentlichungen aus der Region erleben.

Mehr zur Eifeler Buchmesse, sowie das Programm der LitEifel kann hier entdeckt werden.


Natur und Geschichte in Vogelsang IP entdecken

Mitten im Nationalpark Eifel befindet sich die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang. Sie ist eine der größten Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus und damit ein Ort, an dem Geschichte geradezu greifbar ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Anlage erst britischer, dann belgischer Truppenübungsplatz, bevor sie 2006 zum „Internationalen Platz“ (IP) wurde. Nun dient der IP als Erinnerungsort. In zwei Dauerausstellungen können sich die Besucher über die Geschichte des Standortes sowie die Natur in der Region informieren.

Vogelsang IP,Vogelsang 70, 53937 Schleiden.

Bilderbuchmuseum lockt nach Troisdorf

In der Burg Wissem im Zentrum von Troisdorf ist mit dem Bilderbuchmuseum europaweit das einzige Museum, das sich Bilderbüchern und Bilderbuchillustrationen verschrieben hat, zu finden. Ab dem 5. Mai gibt es hier die Bilderbuchwelten von Antje Damm zu entdecken. Ihre Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet und zeigen eine Vielfalt verschiedener Stilrichtungen.

Neben den Ausstellungen lädt die Präsenzbibliothek des Bilderbuchmuseums in Troisdorf dazu ein, durch verschiedene Bilderbücher zu blättern und in andere Welten einzutauchen.

Bilderbuchmuseum, Burgallee 1, 53840 Troisdorf. Welche Ausstellungen und Veranstaltungen das Bilderbuchmuseum zu bieten hat, steht im Netz.


Auf den Spuren Adenauers in Bad Honnef

Südlich von Bonn ist insbesondere für Interessierte an Geschichte und Politik ein spannender Ort gelegen. Im Bad Honnefer Stadtteil Rhöndorf befindet sich das alte Wohnhaus von Konrad Adenauer, das besichtigt werden kann. Adenauer, erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, prägte unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich. Zudem machte er sich unter anderem als Bürgermeister von Köln einen Namen.

Gegenstände aus verschiedenen Epochen und von unterschiedlichen Wirkungsstätten sind in dem Haus zu entdecken. Wer das Gebäude am Rande des Siebengebirges betritt, kann auf diese Weise einiges über den Altkanzler, die damalige Zeit und die Geschichte der Bundesrepublik erfahren. Dabei sind der Eintritt sowie Führungen kostenfrei.

Adenauer-Haus, Konrad-Adenauer-Straße 8C, 53604 Bad Honnef. Weitere Informationen zu dem Museum und Veranstaltungen im Adenauer-Haus gibt es auf der Webseite.


Villa Zanders: Ein Museum für Kunst aus Papier

Das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach widmet sich seit seinen Anfängen dem Aufbau einer Sammlung von „Kunst aus Papier“. Die von der Papierfabrikantin Maria Zanders erbaute Gründerzeitvilla ist seit 1967 in städtischem Besitz. Seit 1974 fanden sporadisch erste Ausstellungen statt. 2014 wurde das Museum von „Städtische Galerie Villa Zanders“ in „Kunstmuseum Villa Zanders“ umbenannt.

Mittlerweile umfasst die Sammlung rund 450 Exponate von rund 150 Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland, die einen einzigartigen Überblick über die schier unerschöpflichen Möglichkeiten bieten, die in Papier, Karton und Co. als künstlerischem Material stecken. Die Sammlung umfasst Papierschnitte, Collagen, Décollagen, Künstlerbücher und vor allem dreidimensionale Objekte aus gefaltetem, geknülltem, gerissenem, geschnittenem, geprägtem, genähtem, handgeschöpftem, geklebtem oder gestapeltem Papier . Aktuell noch bis zum 7. Juli zu sehen ist die Ausstellung „Oskar Hollweck – Meister der Reduktion“. Der Zerokünstler verstand es, aus einem Telefonbuch eine Skulptur zu reißen, zu falten und zu knicken.

Kunstmuseum Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8, 51465 Bergisch Gladbach, montags geschlossen.


Internationales Klavierfestival Lindlar

Vom 7. bis 19. Juli findet wieder das Internationale Klavierfestival Lindlar statt, bereits zum 16. Mal. Junge Musiker und Musikerinnen aus dem In- und Ausland nehmen an einem der angebotenen Meisterkurse statt, sie erhalten zwei Wochen lang konzentrierten Unterricht auf höchstem Niveau und geben abends Konzerte. In diesem Jahr sind es 26 an der Zahl in acht Gemeinden – ein neuer Rekord. Lindlar bleibt Hauptstandort. Neu dabei sind die Culturkirche in Engelskirchen-Osberghausen und – einen Tag vor dem offiziellen Festivalstart — Schloss Homburg. Das komplette Programm gibt es auf der Festivalwebsite.


Kunstprojekt in der Synagoge Stommeln

Die Synagoge im Pulheimer Ortsteil Stommeln ist eine der wenigen Synagogen in Deutschland, die während der Pogrome von 1938 nicht zerstört wurden und auch die Abrisswelle nach 1945 überstanden. Um ihrer Bedeutung gerecht zu werden und einen dauerhaften Prozess der Auseinandersetzung anzuregen, wurde 1990 unter Leitung des damaligen Kulturdezernenten Dr. Gerhard Dornseifer das Kunstprojekt Synagoge Stommeln initiiert.

Die Kulturabteilung der Stadt Pulheim lädt seit 1991 einmal im Jahr einen Künstler oder eine Künstlerin ein, eine Arbeit zu realisieren, die eine enge Wechselbeziehung mit dem Raum eingeht, seine Architektur definiert und in seinem geschichtlichen Spannungsfeld ausgelotet wird. Seit der Corona-Pandemie ruht das Kunstprojekt. Für 2025 ist aber ein Neustart geplant. Nach Absprache kann die Synagoge besichtigt werden.

Synagoge Stommeln, Hauptstraße 85 a, 50259 Pulheim-Stommeln. Besichtigungen nur nach Anmeldung bei der Kulturabeilung der Stadt Pulheim unter 02238 808 188, oder -189 oder -194.

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