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„Maischberger“ zu Olympia„Rio werden die gedoptesten Spiele, die es je gegeben hat“

3 min
Maischberger Runde Doping

Die Runde bei Maischberger

  1. „Gedopt, gelogen, gewonnen: Wie kaputt ist der Sport“, fragte Sandra Maischberger.
  2. Gäste waren ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt, der russische Journalist Ivan Rodionov, DOS-Chef Michael Vesper, Sportmediziner Perikles Simon, Dopingopfer Ines Geipel und Fußballtrainer Peter Neururer.

Es geht um Milliarden, es geht um Höchstleistung, doch geht es noch um Sport? „Gedopt, gelogen, gewonnen: Wie kaputt ist der Sport“, war das Thema der Talkrunde bei Sandra Maischberger am späten Mittwochabend.

Im Fokus: Russland. Noch vor der Sendung zeigte die ARD einen nonfiktiven Thriller des Journalisten Hajo Seppelt. Schon 2014 sorgte eine seiner Dokumentation für Aufsehen. Systematisch werden die russischen Athleten mit Chemikalien gepusht, um die großen Preise in die Heimat zu bringen. In seinem neuen Film "Geheimsache Doping - Showdown für Russland" legt er neue Indizien vor, die belegen, dass selbst der Kreml mit den Machenschaften der russischen Sportwelt verwoben ist.

Maischberger Geipel

Ines Geipel, ehemalige Leichtathletin und Dopingopfer

Ist Doping ein spezifisches Problem Russlands? In der Talkshow legt Seppelt nach: Das Vorgehen werde stillschweigend ignoriert. Das Land sei zu groß, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Sein Gegenspieler an diesem Abend: der Journalist von Russian Today, Ivan Radinov. Auf der ganzen Welt gebe es ein Problem mit Doping: „Eine Organisation von oben ist nicht nachgewiesen.“

Die ehemalige DDR-Leichtathletin Ines Geipel erinnert die Vorfälle an alte Zeiten: „Auch 23 Jahre nach der Sowjetunion hat sich nicht viel geändert. Die alten Helden sind die Helden von heute.“ Als Vorsitzende der "Doping-Opfer-Hilfe" betont sie den Schutz der Sportler. „Mit allen Beweisen, die auf dem Tisch liegen, muss man von einem staatlich organisierten Doping ausgehen.“

Neurer will Russen nicht sperren

Maischberger Neururer

Fußballtrainer Peter Neururer

Der Sportmediziner Prof. Dr. Perikles Simon differenziert die russischen Vorfälle. „Wir werden in Rio die gedoptesten Spiele erleben, die es je gegeben hat.“ Vielmehr habe das globale System versagt. Selbst die Welt-Anti-Doping-Agentur könne nicht kontrollieren, welche getesteten Spieler letztlich gesperrt werden.

Die Sperrung der russischen Sportler hält der ehemalige Fußballtrainer Peter Neururer trotzdem für eine falsche Entscheidung. Vor den Olympischen Spielen in Rio müssen russische Sportler damit rechnen, nicht teilnehmen zu können. Auch die einzelnen Athleten, die nicht gedopt haben, sollten nun in Mithaftung genommen werden.

Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, hält dagegen: „Ein systematisch kollektives Vergehen, müsse auch kollektiv bestraft werden.“ Trotzdem gelte auch die Einzelfallgerechtigkeit. Viele ehrliche Leistungssportler müssten jetzt zurückstecken.

Maischberger Vesper Simon

Sportmediziner Perikles Simon (l.) und Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund

Besonders konfliktreich wird es an der Stelle, als es zu den Doping-Vorwürfen russischer Sportler bei den Spielen in Sotchi kommt. Wie in einem Agentenfilm soll selbst der russische Geheimdienst dabei geholfen haben, das Doping einzelner Sportler zu vertuschen. Rodionov hält das für hollywoodreife Fantasie. Michael Vesper spricht sich dafür aus, dass selbst acht Jahre später noch Proben geprüft werden sollen.

Kurz vor Beginn der Fußball Europameisterschaften und den Olympischen Spielen wartet die Maischberger-Runde mit einem spannenden Thema auf. Bei aller Vorfreude auf den Sportsommer bleibt ein trüber Beigeschmack: Wie viel ehrlicher Sport steckt noch im Milliardengeschäft?