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VölkerverständigungOsman Okkan erhält Ehrenpreis des Kölner Kulturpreises

Lesezeit 4 Minuten
Osmann Okkan, deutsch-türkischer Journalist und Filmemacher

Osmann Okkan, deutsch-türkischer Journalist und Filmemacher 

Osman Okkan, Mitbegründer des „Kulturforum Türkei Deutschland“, erhält den Ehrenpreis des Kölner Kulturpreises für sein Lebenswerk zur Völkerverständigung.

Mit Osman Okkan zu sprechen, sich gar mit ihm zu treffen, ist manchmal nicht ganz leicht. Der 78-Jährige ist immer noch viel ehrenamtlich engagiert. Findet sich ein Termin, wirkt er stets aufgeschlossen und nahbar. Auf der Straße oder im Cafe im Kölner Eigelstein-Viertel wird er alle paar Minuten angesprochen.

Man kennt ihn, schätzt und mag ihn einfach. Osman Okkan ist im besten Sinne des Wortes ein Seelenfänger. Sein freiwilliges und meist völlig unbezahltes Engagement motiviert andere, und es bewegt auf diese Weise Besonderes. Es schafft Verbundenheit, ein Puzzlestück für ein Bild der Gesellschaft auf den Weg in die Gemeinschaft.

Dieser Osman Okkan erhält am 20. Mai den Ehrenpreis des Kölner Kulturpreises. Es ist bei Weitem nicht seine erste Auszeichnung. Aber dieser Preis ist dann doch etwas Besonderes für ihn. „Es erfüllt mich natürlich mit Freude, dass auch in Köln meine Arbeit geschätzt und anerkannt wird“, erzählt der 78-Jährige. Okkan erhält den Preis für sein Lebenswerk, für seinen unermüdlichen Einsatz für Völkerverständigung und für das „Kulturforum Türkei Deutschland“ mit Sitz in Köln.

Kulturforum Türkei Deutschland

Die bundesweite Organisation, die Osman Okkan 1993 mitgegründet hat, versucht Menschen unterschiedlicher Herkunft mit kulturellen Veranstaltungen zusammenzubringen. Die Idee entstand, nachdem der Grieche Mikis Thedorakis und der Türke Zülfü Livaneli 1987 in der Kölner Philharmonie nicht nur ein Konzert gegeben, sondern auch eine Freundschaftsinitiative für die damals verfeindeten Länder gegründet hatten. Osman Okkan hatte im Hintergrund wie so oft die Kontakte vermittelt.

Okkan ist aufgewachsen in einem kosmopolitisch geprägten Stadtteil Istanbuls. Griechen, Armenier, Juden, Kurden und Türken leben dort respektvoll miteinander. Schon als Gymnasiast engagierte sich Okkan politisch, zum Studieren ging er dann nach Münster.

Schnell entdeckte er seine Liebe zum Journalismus, schrieb zunächst Horoskope für eine türkische Zeitung. „Ich habe dann darüber nachgedacht, was das Zusammenleben der verschiedenen Gruppen in meiner Heimat erleichtert hat“, erinnert er sich: „Man muss die kulturellen Aspekte gegenseitig kennenlernen und respektieren.“

Wegen Fernsehbericht ausgebürgert

Das wurde für ihn zu einem Lebensmotto. Denn in Deutschland entdeckte er plötzlich Konflikte, die es innerhalb der zugewanderten türkischen Community gab. Der WDR wiederum entdeckte ihn, als Student berichtete er für das ARD-Magazin „Monitor“ über die über extremistischen „Grauen Wölfe“.

Deshalb wurde er von der Türkei als Terrorist diffamiert und ausgebürgert – eine Entscheidung, die erst viele Jahre später zurückgenommen. Viele Jahre moderierte er eine zweisprachige Radiosendung für Menschen aus der Türkei.

Also ließ sich Osman Okkan dauerhaft in Deutschland nieder, wurde beim WDR festangestellt und engagierte sich in seiner Freizeit ehrenamtlich mit dem Kulturforum. Er brachte Künstler zusammen, etwa Günter Grass, Yashar Kemal, Orhan Pamuk, Navid Kermani, Mario Adorf.

Konzerte, Liederabende, Literaturtreffen, Gespräche und Begegnungen – all das organisierte Okkan mit seinem Team. Er lernte Günter Wallraff kennen, half ihm mit Kontakten für den Bestseller „Ganz unten“, in dem er die damals drastischen Jobs von Arbeitern türkischer Herkunft aufdeckte.

Günter Wallraff lobt Osman Okkan

„Ich bin selbst aufgrund meiner Arbeit oft als verdeckter Ermittler beschrieben worden“, sagte Wallraff bei der Verleihung eines Ehrenpreises beim Filmfestival Türkei Deutschland im Frühjahr in Nürnberg: „Osman wäre in diesem Sinne als eine Art verdeckter Ver-Mittler zu bezeichnen.“ Der Einsatz für Menschenrechte eint Wallraff und Okkan bis heute.

So regt er im Gespräch mit der Rundschau Begegnungen an nach dem Vorbild der entsprechenden Einrichtungen zwischen Deutschland und Polen oder Frankreich: „Warum nicht auch deutsch-russische Jugendwerke oder solche mit der Türkei?“

Osman Okkan ist immer empathisch, wählt seine freundlichen Worte mit Bedacht, ist zugleich aber hart in der Sache. Seine zweite Heimat Deutschland, die ihm vor Jahrzehnten politisches Asyl gewährt und ihn später eingebürgert hat, liebt der Wahl-Kölner.

Dass Kulturschaffende und Journalisten in der Türkei nicht frei arbeiten können, belaste ihn, erzählt er: „Ich engagiere mich auch heute noch mit einer Art Sozialarbeit für die Verfolgten, trotz meines Alters.“

Und an seine Heimatstadt hat er im Zusammenhang mit der bevorstehenden Preisverleihung einen klaren Wunsch. Die Stadtverwaltung und auch die sogenannte Stadtgesellschaft sollten sich nicht nur verbal, sondern auch finanziell und strukturell mehr zu Kultur und Vielfalt bekennen, mehr und adäquate Angebote auch für benachteiligte Gruppen zugänglich machen und sich nicht auf ihren vermeintlichen Lorbeeren ausruhen: „Mehr Mut, mehr Anstand, mehr Vielfalt – das täte uns allen in Köln ganz gut.“