Reportage aus FlensburgAlle Bürger müssen wegen Corona zuhause bleiben

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Ausgangssperre Flensburg

Eine Straße in der Innenstadt ist menschenleer. 

Flensburg – Historische Nacht im Norden Deutschlands: Zum ersten Mal mussten um 21 Uhr alle Flensburger Bürger zu Hause sein. Wegen der hohen Anzahl von Neuinfektionen und der Ausbreitung der britischen Virusvariante ist in der Nacht auf Samstag um Mitternacht eine noch mal verschärfte Verordnung in Kraft getreten. Danach gilt zwischen 21 und 5 Uhr eine nächtliche Ausgangssperre.

Um die Einhaltung der Regeln in Flensburg zu kontrollieren, erhielten die Ordnungsbehörde der Stadt Flensburg und die Polizei am Samstag Unterstützung. „Für diese Maßnahmen wurden Kräfte aus dem Land angefordert, die bei den Kontrollen in den nächsten Tagen unterstützen“, berichtet Polizei-Pressesprecherin Sandra Otte.

Um 21 Uhr trat sie in Kraft, die Ausgangssperre: Auf den Straßen, außerhalb der eigenen Wohnung, durfte sich nun nur noch aufhalten, wer einen triftigen Grund vorweisen konnte oder auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause war. Bisher mögliche Treffen zwischen einem Hausstand und einer weiteren Person sind auch tagsüber nicht mehr gestattet. Ausnahmen gibt es für Besuche im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung, für getrennt lebende Paare und Kinder getrennt lebender Eltern sowie zur Versorgung hilfsbedürftiger Angehöriger und Nachbarn. Die Regelungen gelten zunächst bis Freitag.

Gespenstische Ruhe

Auf dem Parkplatz an der Schiffbrücke auf Höhe des Volksbades richtete die Polizei eine größere Kontrollstelle ein. Pünktlich um 21 Uhr fingen die eingesetzten Beamten an Fahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger anzuhalten und zu kontrollieren.

Polizeisprecherin Sandra Otte: „Wir haben Kräfte im ganzen Stadtgebiet im Einsatz, in allen Stadtteilen kontrollieren die Kollegen, überwiegend im Rahmen der Streife. Bislang reagierten alle Verkehrsteilnehmer oder Passanten verständnisvoll auf die Kontrollmaßnahmen.“

Ausgangssperre Flensburg 2

 Am Samstagabend, 20. Februar trat in Flensburg eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 21.00 Uhr bis 5.00 Uhr in Kraft. 

Bereits kurz nach 21 Uhr ließ der Verkehr in der Stadt schlagartig nach, nur wenige Fahrzeuge gerieten in die Kontrollstelle an der Schiffbrücke. „In der Tat konnten nahezu alle Fahrer Schriftstücke von ihren Arbeitgebern vorweisen oder hatten andere triftige Gründe“, berichtet Otte. Bis 22 Uhr schrieben die Beamten lediglich eine Anzeige. Am späten Abend wurde die stationäre Kontrollstelle aufgelöst, die Beamten setzten die Maßnahmen nun im Rahmen der Streife fort.

Bereits gegen 22.30 Uhr herrschte in Flensburg gespenstische Ruhe. Vereinzelt befuhren Taxen oder Fahrzeuge von Pizza-Lieferdiensten die Straßen, ansonsten wirkte das Stadtgebiet wie ausgestorben. Es dürfte einer der ruhigsten Samstagabende seit Jahrzehnten gewesen sein.

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Auch in den kommenden Tagen ist weiter mit starken Kontrollen durch Einsatzkräfte der Polizei zu rechnen. „Wir sind mit unseren Kräften die ganze Woche über im Einsatz“, so Otte. „Tagsüber kontrollieren wir das Kontaktverbot und Abends kommt die Ausgangssperre hinzu.“

Seit Mitte Januar - und damit mitten im Lockdown - steigen die Infektionszahlen in Flensburg erheblich. Als Ursache wird die Verbreitung der in Großbritannien entdeckten Variante B.1.1.7 vermutet. Die 7-Tage-Inzidenz lag am Samstag nach Angaben der Stadt bei 193. Laut Robert Koch-Institut war das der siebthöchste Wert bei den deutschen Stadt- und Landkreisen.

Dänemark reagierte unterdessen auf die Corona-Situation in Flensburg mit der Schließung mehrerer kleiner Grenzübergänge nach Deutschland. Landwirte könnten die Sperren aber mit einem Nummerncode öffnen, sagte die dänische Polizeisprecherin. Andere Bürger müssten auf die größeren Übergänge wie Frøslev/Ellund, Kruså/Krusau und Padborg ausweichen, die von Beamten kontrolliert würden. (mit dpa)

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