Royals-Expertin zum Fall Harry und Meghan„Die Briten sind ernüchtert und enttäuscht“

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Meghan, Herzogin von Sussex, und Harry, Herzog von Sussex bei einem Besuch in Kapstadt

  • Die britische Königshaus-Expertin Penny Junor spricht über Prinz Harry und Herzogin Meghan, deren Netflix-Deal sowie darüber, wie das Paar heute von den Briten gesehen wird.

Prinz Harry und Herzogin Meghan haben mit dem Streamingdienst Netflix einen Vertrag geschlossen. Medien schreiben von umgerechnet mehr als 120 Millionen Euro, die das Paar erhalten soll. Hat die Nachricht über den Megadeal bei Ihnen für Überraschung gesorgt? Junor: Ich habe mich immer gefragt, wie die beiden es sich vorstellen, auf unabhängige Weise so viel Geld zu verdienen, dass sie ihren äußerst extravaganten Lebensstil finanzieren können. Dabei kam es mir nie in den Sinn, dass sie diesen Weg gehen könnten.

Warum?

Alles, was sie seit ihrem Abschied aus England getan haben, war sehr widersprüchlich. Wenn sie ein ruhiges Leben führen wollen mit ihrem Kind fernab des Rampenlichts, gehen sie nicht gerade auf sehr geschickte Weise vor. Harry und Meghan scheinen das Drama und die Publicity zu mögen.

Zur Person

Die britische Königshaus-Expertin und Autorin Penny Junor (70) kommentiert seit Jahrzehnten die Entwicklungen bei den Royals und hat zahlreiche Bücher über das Königshaus geschrieben, darunter Biografien über Prinzessin Diana und Prinz Charles sowie über Prinz William und Prinz Harry.

Was wir beobachten, ist eine Art Showbiz-Lifestyle und ich kann nicht erkennen, dass das nachhaltig wäre. Aber gleichzeitig können wir den beiden auch nicht alles Gute wünschen und erwarten, dass sie mit einem knappen Budget leben.

Und war es nicht genau das, was die Leute gefordert haben? Dass sich Harry und Meghan finanziell unabhängig machen?

Ja. Und es ist schön für sie, wenn sie in der Lage dazu sind, so viel Geld zu bekommen. Anders als in Amerika aber verübelt man es in England den Leuten, wenn sie gut verdienen. Die Briten sind als Land nicht unbedingt sehr großzügig eingestellt. Es herrscht vermutlich der Gedanke vor, dass der einzige Grund, warum die beiden so viel Geld erhalten, darin liegt, dass die beiden Mitglieder der königlichen Familie sind, wenn auch nicht mehr aktiv. Einige Menschen werden ihnen das übel nehmen.

Dabei heißt es, sie wollten künftig unter anderem Kindersendungen und Dokumentationen produzieren, also weiterhin für den guten Zweck arbeiten.

Sie haben immer behauptet, Philantropen sein zu wollen. Dies könnte eine geniale Art und Weise sein, das zu tun, was beide machen möchten – gemeinnützige Arbeit leisten – und trotzdem finanziell davon zu profitieren. Vielleicht ist das also die Lösung. Wir müssen abwarten, ob Netflix es ihnen erlaubt, jene Filme umzusetzen, die dem Paar vorschweben.

Wie werden die Sussexes von den Briten heute gesehen nach all den Dramen Anfang des Jahres?

Die Boulevardblätter lassen sie keineswegs gehen. In den Zeitungen tauchen die beiden genauso viel auf wie zuvor. Was die Öffentlichkeit angeht: Die Briten sind ernüchtert und enttäuscht. Sie wurden beschuldigt, Rassisten zu sein, auch wenn es für mich nicht so wirkt, als ob die Gesellschaft grundsätzlich rassistisch ist. Dementsprechend beleidigt fühlen sich die Menschen.

Dabei galt Prinz Harry einmal als der Posterboy der Royals. Was ist schiefgelaufen?

Die Wahrnehmung hat sich nach der Hochzeit massiv verändert. Als Meghan und Harry Anfang des Jahres ihren Abschied ankündigten, behaupteten sie, dass die Presse gegen sie war. Das ist so unwahr. Die Presse liebte die beiden, die Öffentlichkeit liebte sie. Die Hochzeit war eine fantastische Feier und jeder war hocherfreut, dass Harry Meghan heiratete, Tochter einer afroamerikanischen Mutter und eines weißen Vaters.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das machte die Monarchie für unglaublich viele Leute plötzlich deutlich relevanter, die selbst ebenfalls mixed-race sind und sich nun einbezogen fühlten. Die Medien begannen erst mit ihrer Kritik, als Harry und Meghan anfingen, sich in einer Weise zu verhalten, die Kritik rechtfertigte.

Sie verweisen auf Vorkommnissen wie jene, als die beiden trotz ihres Engagements für den Klimaschutz mehrmals Flüge in Privatjets unternahmen.

Genau. Das wirkt natürlich scheinheilig. Meghan reiste mit einem Privatjet zu ihrer Babyparty nach New York, was Kritik auf sich zog. Die Briten kommen damit klar, dass die Monarchie vermögend ist und dass die Royals in schönen Palästen leben. Aber sie finden es nicht in Ordnung, wenn diese mit ihrem Geld protzen.

War die Kritik nicht oft auch überzogen und unfair?

Manche davon, ja. Aber es war unklug von ihnen, die Boulevardzeitungen mit Klagen und Beschwerden herauszufordern. Die britischen Medien sind mächtig und die beiden haben sich mit ihnen einen sehr starken Gegner ausgesucht, um einen Krieg zu starten. Ich glaube nicht, dass sie diesen Krieg gewinnen können. Die „Mail on Sunday“ etwa zieht fantastische Werbung aus alledem.

Wie hat sich der Abschied der Sussexes auf die royale Marke ausgewirkt?

Harry und Meghan werden immer eine Verantwortung haben, die Marke zu beschützen. Ob das möglich ist, während sie Geld für ihren Lebensstil verdienen? Ich weiß es nicht. Jetzt sind die beiden jung, glamourös, haben ein Baby. Aber je mehr Zeit vergeht und umso älter die beiden werden, desto weniger relevant werden sie werden – für die Monarchie wie auch für die britische Öffentlichkeit.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren