Neues EnthüllungsbuchSeine Nichte legt Donald Trump auf die Couch

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Donald Trump, Präsident der USA

  • Die 55-Jährige hat einen Doktortitel in Psychologie, in ihren Memoiren legt sie Trump, wenn man so will, auf die Couch.
  • Sie charakterisiert ihn als Soziopathen, der die Skala menschlicher Emotionen in seiner Kindheit und Jugend nie ausleben durfte.

Was Mary Trump von Donald Trump hält, machte sie spätestens in jener Nacht klar, in der feststand, dass ihr Onkel die Wahl gewonnen hatte. „Die schlimmste Nacht meines Lebens“, twitterte sie in den frühen Morgenstunden des 9. November 2016. „Ich trauere um mein Land.“ Nun hat sie ein Buch geschrieben, das schon deshalb auf enormes Interesse stößt, weil zum ersten Mal ein Mitglied der Familie Trump schildert, wie es hinter den familiären Kulissen aussieht. Welche Erfahrungen, Lerneffekte, Traumata den Präsidenten geprägt haben, das ist das Thema.

Die 55-Jährige hat einen Doktortitel in Psychologie, in ihren Memoiren legt sie Trump, wenn man so will, auf die Couch. Sie charakterisiert ihn als Soziopathen, der die Skala menschlicher Emotionen in seiner Kindheit und Jugend nie ausleben durfte, weil es sein dominanter Vater für Schwäche hielt, Gefühle zu zeigen.

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Autorin Mary L. Trump neben ihrem neuen Enthüllungsbuch

Fred Trump, ein Patriarch alten Stils, habe nur den Erfolg akzeptiert. Seinen ältesten Sohn, ihren Vater Fred jr., von allen nur Freddy genannt, habe er seine Abneigung spüren lassen, ließ doch der Junior jenen „Killerinstinkt“ vermissen, ohne den man nach Überzeugung des Seniors kein guter Geschäftsmann sein konnte.

Härte und Killerinstinkt

Statt sich mit Haut und Haar dem Bauunternehmen des Familienclans zu verschreiben, träumte Freddy davon, Pilot zu werden. Sein Vater hasste es, wenn er an etwas scheiterte und nicht begriff, was von ihm erwartet wurde. „Noch mehr hasste er es, wenn sich Freddy entschuldigte.“ Um Verzeihung zu bitten, das war in den Augen des harten Mannes etwas, was jemand mit Killerinstinkt einfach nicht tat.

Donald Trump, sieben Jahre jünger als sein Bruder, hatte viel Zeit, daraus die Lehren zu ziehen, die er für richtig hielt. Ganz simpel, schreibt Mary Trump, könnte man es so zusammenfassen: „Er kam zu dem Schluss, dass es falsch war, wie Freddy zu sein“. Die Kinder des Patriarchen hätten gelernt, dass sie lügen mussten, um vor dem Vater zu bestehen, um Freds Zorn auszuweichen. Donald aber habe systematisch gelogen, um sich größer zu machen, besser, als er tatsächlich war.

Rechtsstreit ums Erbe geführt

Mary Trump ging noch zur Schule, als ihr Vater 1981 im Alter von 42 Jahren an einem Herzinfarkt starb, der auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt wurde. 1999, nach dem Tod von Fred senior, begann sie einen Rechtsstreit um dessen Erbe, weil sie das Gefühl hatte, als Tochter des vermeintlichen Versagers übervorteilt worden zu sein. Später stellte sie investigativen Reportern der „New York Times“ stapelweise Dokumente zur Verfügung, damit die Zeitung belegen konnte, mit welchen Tricks der Immobilienmogul Trump Steuern sparte. 19 Kisten mit Unterlagen, erzählte sie, habe sie den Journalisten überlassen.

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Um die Veröffentlichung ihrer Erinnerungen zu verhindern, zog Robert Trump, der jüngere Bruder des Präsidenten, vor ein New Yorker Gericht, wobei er sich auf eine im Zuge des letztlich geregelten Erbstreits getroffene Schweigeklausel berief. Er verlor, weil die Richter urteilten, dass der Verlag Simon & Schuster nicht Teil jener Vereinbarung war. Und obwohl der Band mit seinem reißerischen Titel („Zu viel und nie genug – Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf“) erst am 14. Juli erscheint, haben US-Medien brisante Passagen schon jetzt publik gemacht.

Schummelei bei einer Prüfung

Da wäre die Schummelei bei einer wichtigen Prüfung. Donald Trump wusste um das Prestige, das sich mit einem Abschluss an einer Spitzenuniversität der Ivy League verbindet. Die University of Pennsylvania sollte sein Ansehen begründen. Allerdings, schreibt seine Nichte, hätte er es aus eigener Kraft nicht geschafft, dort angenommen zu werden. Donald soll kurzerhand einen Freund namens Joe Shapiro eingespannt haben, auf dass der den Aufnahmetest für ihn schreibe. „Donald, dem es nie an Geld fehlte, hat seinen Kumpel gut bezahlt“, schreibt die Autorin. Das Weiße Haus wies diese Vorwürfe umgehend als „absurd“ und „vollkommen falsch“ zurück.

Oder die Masche, Religiosität vorzutäuschen, um bei evangelikalen Wählern Punkte zu sammeln. In Wahrheit, wird Maryanne Trump zitiert, sei Donald nur in die Kirche gegangen, wenn dort Kameras aufgebaut waren. Er glaube an nichts, „er hat keine Prinzipien, überhaupt keine“.

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