Neid beim 1. FC Köln?So ist die Lage vor dem Spiel gegen Stuttgart

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Gisdol guckt skeptisch

Kölns Trainer Markus Gisdol

Köln/Stuttgart – Es ist lange her. Horst Heldt hatte gerade seine ersten paar Monate als Manager hinter sich und Alexander Wehrle war noch ein eher unbekannter Assistent von Präsident Wilfried Straub, als der VfB Stuttgart mit zwei Auswärtssiegen in die Saison startete. Das war im Spätsommer 2006 und für das heutige Geschäftsführer-Duo des 1. FC Köln der Beginn einer wundersamen Erfolgsgeschichte. Am Ende der Saison feierten die Schwaben mit Armin Veh als Trainer die Deutsche Meisterschaft. Für alle Beteiligten bis heute der größte Erfolg. 14 Jahre hat es gedauert, bis der Verein für Bewegungsspiele aus dem Stadtteil Bad Cannstatt zum Auftakt einer Spielzeit wieder zwei Auswärtsspiele gewinnen konnte. Dem 4:1 in Mainz ließen die Stuttgarter am vergangenen Wochenende  ein 2:0 bei der Hertha in Berlin folgen. Das 1:1 aus dem Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen dazu addiert, hat der Bundesliga-Aufstieg nach vier Spieltagen schon stolze sieben Punkte gesammelt und steht auf Platz fünf. „Die Tabellensituation ist nur eine Momentaufnahme, mit der wir uns nicht beschäftigen. Unsere Motivation ist, eine gute Leistung abzurufen“, musste VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo am Mittwoch abwiegeln. Die Situation ist für das Umfeld aber auch zu verlockend. Ein Sieg am Freitagabend im Geisterspiel gegen den 1. FC Köln würden dem  VfB nicht nur neun Zähler Vorsprung auf die Geißböcke einbringen, er könnte über Nacht sogar die Tabellenführung übernehmen.

Fortsetzung des Entwicklungsprozesses

Klar, dass solche Rechenspiele einen Trainer ebenso wenig interessieren wie den Sportvorstand oder den Sportdirektor. Matarazzo, Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat sind vielmehr daran interessiert, den gut angelaufenen Entwicklungsprozess beim zehnt größten Sportverein Deutschlands fortzusetzen. Nach dem dritten Abstieg seiner Bundesliga-Geschichte 2019 und dem direkten, aber wackligen Wiederaufstieg gehörte der VfB vor dieser Saison zum Kreis der Abstiegskandidaten. Eine junge, unerfahrene Mannschaft und ein unbekannter Trainer, der über keine Bundesliga-Erfahrung verfügt.

Es hatte schon für großes Aufsehen gesorgt, als  Sportvorstand Hitzlsperger im Mai nach zwei Zweitliga-Niederlagen gegen Wehen und Kiel den Vertrag mit Matarazzo vorzeitig bis 2022  verlängert hatte. Die Maßnahme sollte den  umstrittenen Italo-Amerikaner stützen, doch die Zweifel blieben, bis die neue Saison begann. Nach sieben Punkten sieht die Welt endlich so aus, wie Hitzlsperger und Mislintat sie sich vorgestellt haben. Die jüngste Mannschaft aller 18 Bundesligisten tritt geschlossen und strukturiert auf und wird dafür von allen Seiten gelobt.

Neid bei den Kölnern?

Angeführt werden die neuen, jungen Wilden um die Stürmertalent Sasa Kalaidzic (23 Jahre/ 3 Tore, 1 Assist) und Silas Wamangituka (21/2/1) von einem Rheinländer. 16 Jahre lang hat Ex-Nationalspieler Gonzalo Castro von der Jugend an für Bayer 04 Leverkusen gespielt und 286  Bundesliga-Spiele bestritten. Seit 2018 kickt er in Stuttgart, aber noch nie war es so gut wie aktuell. Der 33-Jährige ist Kapitän und führt die junge Mannschaft auf und neben dem Feld mit seiner Erfahrung. Beim 2:0 in Berlin glänzte der gebürtige Wuppertaler als Achter und Torschütze.

Die Kölner dürften vor dem für sie und ihren Trainer Markus Gisdol schon absolut richtungsweisenden Auftritt am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) etwas neidisch nach Baden-Württemberg schauen. Vielleicht hilft dem FC neben dem ersten Punkt beim 1:1 gegen Frankfurt auch die angespannte  Personalsituation  bei den Stuttgartern.

Mit Waldemar Anton (Bänderverletzung im Sprunggelenk) und Konstantinos Mavropanos (Meniskusverletzung) fällt die  komplette Innenverteidigung des VfB aus. Auch Köln-Schreck Erik Thommy ist nicht fit. Zudem drohen mit Wataru Endo (Adduktorenprobleme) sowie Torwart Gregor Kobel (individuelles Training wegen Rückenproblemen) zwei weitere Stammspieler auszufallen. Na ja, und ein Heimspiel hat der VfB in dieser Saison auch noch nicht gewinnen können.

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