FC Viktoria KölnWarum die Euphorie um Coach Pavel Dotchev verflogen ist

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Pavel Dotchev, Trainer von Viktoria Köln

  • Ein Dreivierteljahr nach seiner Verpflichtung werden die Stimmen lauter, die über Dotchevs Tragbarkeit als Trainer nachdenken.
  • Vor allem an der fehlenden Defensivstabilität des Vereins wird er gemessen.
  • Tobias Carspecken analysiert die Lage.

Köln – Die Vorschusslorbeeren waren so groß wie die Überzeugung. Als Pavel Dotchev kurz nach Feststehen des Aufstiegs in die 3. Liga als neuer Trainer des FC Viktoria Köln vorgestellt wurde, bestanden keine Zweifel daran, dass der Neuling seinen Wunschkandidaten verpflichtet hatte. Angetan waren die Verantwortlichen des Clubs vor allem von der Erfahrung, die der frühere bulgarische Nationalspieler mitbrachte. Wer, wenn nicht Dotchev, der diese 3. Liga nachgewiesenermaßen aus dem Effeff kennt, hätte geeigneter sein können, um die Viktoria im Profifußball zu etablieren?

Ein Dreivierteljahr und zwischenzeitlich 13 sieglosen Meisterschaftsspielen in Folge später ist die anfängliche Euphorie um die Verpflichtung des namhaften Coaches verblasst. Nach dem schweren Rückfall bei der 2:4-Heimniederlage gegen Bayern München II und dem erstmaligen Abrutschen auf einen Abstiegsplatz wird zumindest im Umfeld des Clubs verstärkt darüber diskutiert, ob Dotchev trotz seiner Erfahrung und erfolgreichen Vergangenheit sowie seiner Beliebtheit als Mensch wirklich noch der richtige Mann für die immer brenzliger werdende Mission Klassenerhalt ist. „Dotchev noch tragbar?“, lautet der Titel eines vieldiskutierten Beitrags in einem Fanforum der Viktoria.

Nur noch wenig Rückendeckung

Wer zwischen den Zeilen liest, kommt zu der Erkenntnis, dass Pavel Dotchev vor dem schweren Auswärtsspiel am Samstag (14 Uhr) beim Tabellendritten SpVgg Unterhaching auch in der Führungsetage des Clubs eine eher nur noch temporäre Rückendeckung genießt. Auf die Frage, ob er noch zu seinem vor Weihnachten abgegebenen uneingeschränkten Treuebekenntnis in der Trainerfrage stehe, antwortete Sportvorstand Franz Wunderlich in dieser Woche in einem Interview mit der Zeitung „Reviersport“: „Mal vorweg: Wir dürfen uns jetzt nicht bekloppt machen. Das wäre ein klassisches Eigentor. Wir sprechen viel, analysieren die Dinge und Pavel weiß auch, woran es liegt, dass es nicht so läuft, wie wir es uns alle wünschen. Wir beschäftigen uns keinesfalls mit der Trainerfrage. Jetzt schauen alle gemeinsam, dass wir am Samstag in Unterhaching ein gutes Spiel machen und punkten.“

Keine Defensivstabilität  erreicht

Dass eine Diskussion über Pavel Dotchev entstanden ist, liegt vor allem daran, dass es der 54-Jährige auch nach fast zwei Drittel der Saison trotz verschiedenster ausprobierter personeller Konstellationen nicht geschafft hat, seinem Team eine drittligataugliche Defensivstabilität zu verpassen. Mit 51 Gegentoren in 23 Spielen stellen die Kölner die schlechteste Abwehr der Liga. Frappierend ist die Anfälligkeit bei ruhenden Bällen, auffällig die Zahl der frühen Gegentore. Trotz der Nachverpflichtungen von Torhüter André Weis, Innenverteidiger Sead Hajrovic und Linksverteidiger Jonas Carls wackelte die Defensive auch zum Start aus der Winterpause in bedenklichem Maße und kassierte in Chemnitz (2:2) und Halle (4:3) sowie gegen München insgesamt neun Gegentore.

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Dotchev wirkt ob der ständig wiederkehrenden schweren individuellen Fehler seiner Spieler – gegen die Bayern patzte Rechtsverteidiger Marcel Gottschling gleich doppelt – zunehmend ratlos. „Mit Erzgebirge Aue bin ich mit den wenigsten Gegentoren aufgestiegen, ich weiß also, wie das geht. Aber bei der Viktoria bekomme ich es nicht hin“, gab der frühere Bundesliga-Verteidiger des Hamburger SV nach der jüngsten Niederlage ein überraschend offenes Eingeständnis ab.

Noch fehlen Pavel Dotchev vier Partien, um Peter Vollmann, den aktuellen Sportdirektor von Ligakonkurrent Eintracht Braunschweig, mit dann 238 Spielen als Rekordtrainer der 3. Liga abzulösen. Vermutlich wird schon das Spiel in Unterhaching Aufschluss darüber geben, wie wahrscheinlich es ist, dass Dotchev diese magische Zahl an der Seitenlinie des FC Viktoria Köln erreichen wird.

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