Flughafen Köln/BonnHeinemann schließt Duty-Free-Shops in Köln

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Ein Duty-​Free-​Shop von Gebr. Heinemann am Flughafen von Sydney. Der Hamburger Groß-​ und Ein­zel­händ­ler beliefert Kunden in über 100 Ländern. In Köln/Bonn eröffnete er 1969 seinen ersten Duty-​Free-​Shop auf einem Flug­ha­fen.

  • Der Flughafen Köln/Bonn verlängert die Konzession für den Groß- und  Einzelhändler nach mehr als 50 Jahren nicht mehr.
  •  Heinemann betreibt am Flughafen Köln/Bonn fünf Shops auf einer Gesamtverkaufsfläche von 1800 Quadratmetern.
  • Nun soll über einen Sozialplan für die Mitarbeiter verhandelt, denen allen gekündigt werden soll.

Köln/Bonn – Für die Beschäftigten ist es ein Schock: Mitten in der Corona-Krise hat der Hamburger Duty-Free-Shop-Betreiber Heinemann mitgeteilt, zum Jahresende seine fünf Läden am Flughafen Köln-Bonn zu schließen. Rund hundert Mitarbeiter sind betroffen. „Wir sind traurig und es macht uns fertig“, berichteten unserer Zeitung zwei Mitarbeiterinnen, die seit mehr als zehn Jahren bei Heinemann arbeiten.

Das Familienunternehmen in fünfter Generation, das als Gebr. Heinemann SE und Co. KG firmiert, bestätigte die Schließung am Montag. Mit dem Ende des laufenden Konzessionsvertrages  zum 31. Dezember gebe man den Betrieb der Duty Free & Travel Value Shops am Flughafen Köln/Bonn auf, teilten das Unternehmen und der Flughafen auf Anfrage mit.

„Unsere Entscheidung basiert auf den unterschiedlichen Vorstellungen über die künftigen vertraglichen Konditionen der Zusammenarbeit zwischen uns und dem Flughafen hinsichtlich Shop-Flächen, Abgaben und Laufzeiten“, so Pressesprecherin Nina Semprecht.

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Jüngst das 50-jährige Bestehen gefeiert

Für Heinemann ist das durchaus auch ein großer Einschnitt, denn an dem Airport hatte das Handelshaus 1969 seine erste Konzession für den Betrieb eines Duty-Free-Geschäfts erhalten. Im vergangenen Jahr war mit den Mitarbeitern noch das 50-jährige Bestehen an dem Standort gefeiert worden. Mit rund 8000 Mitarbeitern weltweit gehört Heinemann zu den großen Playern der Duty-Free-Branche. 2018 betrug der kontrollierte Gruppenumsatz nach eigenen Angaben 4,6 Milliarden Euro.

Non-Aviation-Geschäft

Mehr als ein Drittel seiner Umsätze erzielt der Flughafen Köln/Bonn aus dem so genannten Non-Aviation-Geschäft rund um Mieten, Parken und Dienstleistungen. Im Jahre 2018 waren das bei einem Gesamtumsatz von 339,3 Millionen Euro 123 Millionen und damit rund 37 Prozent. Weltweit beträgt dieser Umsatzanteil bei Flughäfen etwa 40 Prozent. Im abgelaufenen Jahr erzielte der Flughafen insgesamt Erlöse von 341,2 Millionen, bezifferte die Umsätze des Non-Aviation-Geschäfts aber nicht. (raz/ut)

Der Flughafen Köln/Bonn sei ein geschätzter Partner, erklärte Semprecht und sprach von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. „Vor diesem Hintergrund bedauern wir sehr, dass wir unsere Partnerschaft nach dem Auslaufen der aktuellen Retail-Konzession nicht weiter fortführen werden.“ Ähnlich äußerte sich der Flughafen. „Uns verbindet eine langjährige, vertrauensvolle Partnerschaft“, heißt es etwa. Es habe aber keine Lösung gefunden werden können, die für die Wirtschaftlichkeit beider Unternehmen vertretbar gewesen wäre. Den Passagieren wolle der Flughafen auf den frei werdenden Flächen in den Terminals im kommenden Jahr neue Konzepte präsentieren.

Alle Mitarbeiter werden gekündigt

 Heinemann betreibt am Flughafen Köln/Bonn fünf Shops auf einer Gesamtverkaufsfläche von 1800 Quadratmetern. Das Unternehmen will unverzüglich Verhandlungen mit dem Betriebsrat über die Erstellung eines Sozialplans aufnehmen. Die Arbeitsverhältnisse aller Mitarbeiter müssten leider betriebsbedingt enden. Klar ist,  dass der Flughafen das lukrative Geschäft mit Mieten, Parken und Dienstleistungen ausbauen will, auch um weniger abhängig von den Gebühren für Starts und Landungen zu sein, die die Fluggesellschaften nach Kräften versuchen zu drücken.

Bereits 2018, so steht es im Geschäftsbericht, wurden „weitere optimierende Maßnahmen hinsichtlich des Immobilienportfolios eingeleitet.“ Es geht um ein Hotel, das im kommenden Jahr fertig gestellt werden soll, und neue Shop-Angebote in den Terminals. Ein Terminalnutzungskonzept sollte helfen, das Bestandsportfolio zu optimieren. Im Herbst  hatte der Flughafen bekräftigt, dass er sein Ergebnis auch durch gesteigerte Mietpreiseinnahmen verbessern wolle. Die Parkgebühren etwa für Beschäftigte am Flughafen wurden im laufenden Jahr teils deutlich erhöht, was zu Protesten führte.

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Die Mitarbeiter von Heinemann hatten bis zuletzt auf einen Anschlusspächter gehofft, der sie weiterbeschäftigen würde, wenigstens für ein Jahr, wie es bei einer Betriebsübernahme gesetzlich vorgeschrieben ist. Heinemann habe in den Verhandlungen sogar angeboten, den neuen Betreiber weiter mit seinen Waren zu beliefern, hieß es. Heinemann beliefert mit seinem Sortiment aus Parfüm, Kosmetika, Weinen, Spirituosen, Süßwaren und Geschenkartikeln auch Airlines, Kreuzfahrtschiffe und Bordershops in über 100 Ländern.

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