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LKA-LagebildAngriffe gegen NRW-Polizei auf Rekordniveau

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Lützerath: Während die Polizei Vorbereitungen zur geplanten Räumung des Dorfes Lützerath trifft, brennen Strohballen, die von Aktivisten angezündet wurden.

Lützerath: Während die Polizei Vorbereitungen zur geplanten Räumung des Dorfes Lützerath trifft, brennen Strohballen, die von Aktivisten angezündet wurden. (Archivbild)

Angriffe auf Polizisten in Nordrhein-Westfalen erreichten 2024 ein Rekordniveau. Die Gewerkschaft fordert bessere Ausstattung und politische Maßnahmen.

Die Zahl der Übergriffe auf Polizisten in Nordrhein-Westfalen hat weiter zugenommen. Im Jahr 2024 kam es zu 10.443 Gewaltdelikten gegen die Beamten, was einem Anstieg im Vorjahresvergleich um mehr als sechs Prozent entsprach. Insgesamt 25.385 Polizisten wurden dabei verletzt (plus 6,5 Prozent).

Die Zahlen stammen aus dem neuen Lagebild des Landeskriminalamtes (LKA) zur Gewalt gegen die Polizei, das unserer Redaktion vorab vorlag. Hauptdelikt bleibt „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ (5734). Stark zugenommen haben Körperverletzungen. In 14 Fällen sind Polizisten sogar mit der Schusswaffe bedroht und fünfmal ist auf sie geschossen worden. Es gab acht versuchte Tötungsdelikte.

Gewerkschaft GdP fordert mehr Schutz

„Die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten ist im Jahr 2024 auf Rekordniveau und ein trauriger Tiefpunkt“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. Immer mehr Menschen setzten auf Gewalt, um Probleme zu lösen. „Damit werden viel zu oft gerade die zur Zielscheibe, die für unsere Sicherheit sorgen.“ Er sei froh, dass Polizisten in NRW „auf eine top Ausbildung und auf eine erstklassige Schutzausstattung zählen können“, so Reul weiter.

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Patrick Schlüter, nannte die Zahlen aus dem Lagebild „völlig inakzeptabel“. Er erwarte jetzt klare politische Antworten. „Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen Rückendeckung, bessere Rahmenbedingungen, moderne Ausstattung und genügend Personal, um ihren Auftrag sicher erfüllen zu können“, forderte Schlüter gegenüber unserer Redaktion.

Der GdP-Chef forderte von der schwarz-grünen Landesregierung die flächendeckende Einführung des Elektroimpulsgeräts Taser als deeskalierendes Einsatzmittel in Konfliktlagen. Dass es bisher erst in 18 von 47 Kreispolizeibehörden zur Verfügung stehe, sei „ungeheuerlich“. Durch die von den Grünen angeschobene „Gutachteritis“ seien bei der notwendigen Anschaffung weiterer Geräte dreieinhalb Jahre verloren worden, kritisierte Schlüter.

Von den 8689 registrierten Tatverdächtigen sind 5721 Deutsche. Ein Großteil der Tatverdächtigen (79 Prozent) war bereits vorher polizeilich auffällig geworden. GdP-Chef Schlüter forderte schnelle strafrechtliche Konsequenzen für diejenigen, „die glauben, Polizistinnen und Polizisten angreifen zu können, ohne dass es Folgen hat“.

Eine leichte statistische Verzerrung des diesjährigen Lagebilds kann sich durch eine Veränderung bei der Erfassung ergeben: 2024 wurden erstmals Opferdaten auch zu den Straftatbeständen „Beleidigung auf sexueller Grundlage“, „Üble Nachrede auf sexueller Grundlage“, „Verleumdung auf sexueller Grundlage“ und „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen“ gezählt.