Angriffe auf Akw in SaporischschjaKiew und Moskau beschuldigen sich – Wer steckt hinter dem „schwerwiegenden Vorfall“?

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Das Kernkraftwerk Saporischschja ist im Hintergrund des flachen Kachowka-Stausees nach der Zerstörung des Staudamms zu sehen. (Archivbid)

Das Kernkraftwerk Saporischschja ist im Hintergrund des flachen Kachowka-Stausees nach der Zerstörung des Staudamms zu sehen. (Archivbild)

Eine Drohnenattacke auf das größte Akw Europas schürt neue Ängste in Europa. Wer die Verantwortung trägt, ist derweil ungewiss.

Nach Angriffen auf das Atomkraftwerk in Saporischschja hat die Ukraine Russland vorgeworfen, Falschinformationen zu verbreiten. Moskau greife das Akw mit Drohnen an „und gibt vor, dass die Bedrohung für die Anlage und die nukleare Sicherheit von der Ukraine ausgeht“, erklärte der Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, am Montag. Die Anschuldigungen seien Teil einer „Kampagne von Provokationen und Falschinformationen“ gegen die Ukraine.

Moskau widerspricht Kiew: Es habe sich um ukrainische Drohnen gehandelt, behauptet der Kreml. Die Angriffe des ukrainischen Militärs auf das Kernkraftwerk Saporoschje seien eine „sehr gefährliche Provokation“, behauptete der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. „Dies ist eine sehr gefährliche Taktik, die auf lange Sicht sehr negative Folgen haben wird. Das Kiewer Regime setzt leider seine terroristischen Aktivitäten fort“, sagte der Kreml-Sprecher.

Angriffe auf Akw in Saporischschja: Russland und Ukraine beschuldigen sich gegenseitig

Laut der russischen Atombehörde Rosatom hatte es am Sonntag eine „Reihe von Angriffen“ auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gegeben. Eine Drohne habe die Kantine getroffen und drei Mitarbeiter verletzt.

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Die Schutzhülle des sechsten Reaktors sei dreimal getroffen worden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi im sozialen Netzwerk X mit. Laut IAEA war die nukleare Sicherheit nicht gefährdet. Dennoch „ist dies ein schwerwiegender Vorfall, der das Potenzial hatte, die Unversehrtheit der Reaktorschutzhülle zu verletzen“, warnte die IAEA, die mit einem Beobachterteam ständig vor Ort ist. Die sechs Reaktoren liegen still, müssen aber weiter gekühlt werden.

IAEA gibt nach Angriff auf Akw in Saporischschja vorerst Entwarnung

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärte im Onlinedienst X, ihre Experten vor Ort hätten den Angriff auf die Anlage bestätigt. Dabei sei einer der Reaktoren beschädigt worden, die nukleare Sicherheit sei allerdings nicht beeinträchtigt worden. Demnach gab es zudem einen Verletzten. Zu den Verantwortlichen für den Angriff machte die IAEA keine Angaben.

Es stellt sich die Frage: Wer steckt hinter den Angriffen? „Plausibel ist es eigentlich für keine der beiden Seiten“, sagt ntv-Korrespondent Rainer Munz. Andrij Kowalenko warf Moskau nun vor, „die Bedenken der IAEA zu manipulieren“ und „zu versuchen, der Ukraine Nuklearterrorismus vorzuwerfen“. Unabhängige Beweise, aus welchem Lager die Drohnen kamen, gibt es nicht.

Das Akw Saporischschja wird seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor mehr als zwei Jahren von der russischen Armee besetzt. Wiederkehrende Zwischenfälle rund um die Anlage haben die Sorgen vor einem schweren Atomunfall verstärkt. (pst mit dpa/afp)

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