Trump beschuldigt Obama des Hochverrats, während er selbst wegen der Epstein-Akten immer mehr unter Druck gerät. Nun reagiert Obama.
„Anschuldigungen sind lächerlich“Obama bricht nach Trumps Frontalangriffen sein Schweigen

Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA, will Trumps Aussagen nicht unkommentiert lassen. (Archivbild)
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Seit Tagen führt Donald Trump einen Feldzug gegen Barack Obama, nun hat es dem Beschuldigten offenbar gereicht. Der 44. Präsident der Vereinigten Staaten, dem Trump 2017 nachfolgte, hat sein Schweigen zu den vom aktuellen US-Präsidenten erhobenen Forderungen, ihn strafrechtlich zu verfolgen, gebrochen. Der Demokrat wies die Anschuldigungen entschieden zurück.
Über einen Sprecher warf Barack Obama dem in der Epstein-Affäre unter Druck geratenen Trump vor, ein Ablenkungsmanöver auszuführen. Trump teilt seit Tagen gegen Obama aus, über seine eigenen Kanäle sowie über die offiziellen Accounts des Weißen Hauses. Unter anderem verbreitete er ein mithilfe künstlicher Intelligenz erstelltes Video, das Obama im Gefängnis zeigt.
Barack Obama wirft Donald Trump Ablenkungsmanöver vor
Am Dienstag legte der 79-Jährige dann im Oval Office bei einer Fragerunde nach. Trump bezog sich dabei auf kürzlich von Tulsi Gabbard veröffentlichte Dokumente. Diese würden laut der Direktorin für Geheimdienste angeblich belegen, dass Obama einen „jahrelangen Coup“ inszeniert habe, um Trump vom Weißen Haus fernzuhalten.
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Gabbard hatte mehreren Beamten der Obama-Regierung strafrechtliche Verfolgung angedroht, weil sie Teil einer „verräterischen Verschwörung“ im Jahr 2016 gewesen seien. Die Obama-Regierung habe versucht, Trumps Reputation zu schaden, in dem sie behaupteten, Russland habe die Wahl zugunsten des Republikaners beeinflusst.
Donald Trump bezeichnet Epstein-Debatte als Unsinn – und spricht stattdessen lieber über Obama
Am Dienstag griff Trump diese bisher unbelegten Behauptungen auf. „Das ist das Unglaublichste, was ich je gelesen habe. Sie sollten sich das ansehen und aufhören, Unsinn zu reden“, sagte Trump zu Reportern – wobei er mit „Unsinn“ das derzeit in den USA meistdiskutierte Thema, die Epstein-Affäre, meinte. Laut dem Republikaner sei es „Zeit, gegen Leute vorzugehen“, die mit seinen Vorwürfen bezüglich der Wahl 2016 in Verbindung stünden.
Sie haben versucht, die Wahl zu stehlen. Sie haben versucht, die Wahl zu verschleiern. Sie haben Dinge getan, die sich niemand jemals hätte vorstellen können
„Er ist schuldig. Das war Hochverrat“, so Trump. „Das war alles, was man sich nur vorstellen kann. Sie haben versucht, die Wahl zu stehlen. Sie haben versucht, die Wahl zu verschleiern. Sie haben Dinge getan, die sich niemand jemals hätte vorstellen können.“ Konkreter wurde der US-Präsident bei seinen Ausführungen nicht. Trump gab außerdem an, dass Gabbard noch Tausende weiterer Dokumente habe, ohne dies weiter auszuführen.
Barack Obama äußert sich zu Anschuldigungen von Donald Trump
„Diese bizarren Anschuldigungen sind lächerlich“, kontert nun Obama. „Nichts in dem letzte Woche veröffentlichten Dokument widerlegt die weithin akzeptierte Schlussfolgerung, dass Russland versucht hat, die Präsidentschaftswahlen 2016 zu beeinflussen“, bezieht sich Obama auf das von Gabbard veröffentlichte elfseitige Dokument. Trumps Aufführung sei „ein schwacher Ablenkungsversuch“.

Im Rahmen der Trauerfeier für Jimmy Carter zeigten sich Barack Obama und Donald Trump, hier neben seiner Frau Melania, versöhnlich. (Archivbild)
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Der 63-Jährige ist längst nicht der Einzige, der hinter Trumps jüngsten Provokationen den Versuch vermutet, die politische und gesellschaftliche Debatte in den USA zu verschieben. Indes kocht der Diskurs um die Offenlegung aller Akten zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein nur noch weiter hoch. Selbst in den eigenen Reihen der Republikaner gibt es viele Kritiker. Sie erwarten, dass Trump sein Wahlkampfversprechen einlöst und die Epstein-Akten öffnen lässt.
Wie eng war die Verbindung zwischen Trump und Epstein?
Epstein war im Jahr 2019 verhaftet und dann angeklagt worden. In Teilen der US-Gesellschaft sorgte Epsteins Tod für wilde Spekulationen, weil er beste Kontakte in die amerikanische High Society hatte. Prominente und Milliardäre gingen bei ihm ein und aus – auch Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos belegen.
Ein „Wall Street Journal“-Bericht zu einem angeblichen Glückwunschbrief mit schlüpfrigem Inhalt, der Trumps Namen tragen und an Epstein zu dessen 50. Geburtstag im Jahr 2003 gerichtet gewesen sein soll, befeuerte die Debatte darüber, wie eng die Verbindung zwischen den beiden war. Am Dienstag legte CNN mit bisher unveröffentlichen Archivbildern und Videos nach, die Epstein unter anderem bei Trumps zweiter Hochzeit als Gast zeigen.
Trump bringt viele andere Themen auf
Donald Trump schweigt das Thema weitgehend aus – und äußert sich stattdessen im Akkordakt in den sozialen Medien zu allerlei anderen Themen. Die „Washington Post“ konstatierte, die vielen Posts hätten so gut wie nichts mit dem Problem zu tun, das Trump seit Wochen verfolge: Epstein.
Von dem Obama-Sprecher hieß es in seinem von Medien verbreiteten Statement, aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten „würdige“ man den „ständigen Unsinn und Fehlinformation, die aus diesem Weißen Haus kommen, normalerweise nicht mit einer Antwort. Aber diese Behauptungen sind so empörend, dass sie eine Antwort verdienen.“ (mit dpa)