US-Präsident Donald Trump zeigt sich wieder in seiner Lieblingsrolle als Friedensstifter. Aber was haben er und sein Verbündeter Benjamin Netanjahu in Iran wirklich erreicht? Und was müssen die Nato-Partner der USA daraus lernen?

FeuerpauseTrump und Netanjahu haben Irans Regime stabilisiert

Ausgeträumt: Eine Exil-Iranerin demonstrierte am Montag in Los Angeles für einen Sturz des Mullah-Regimes. Dazu wird es erst einmal nicht kommen.
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Liebe, Frieden und Wohlstand in gewaltigem Ausmaß – darunter tut es Donald Trump nicht. Seine B2-Piloten hätten die Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran herbeigebombt, meint der US-Präsident. Und stellt ein paar Stunden später fluchend fest, dass sich beide Seiten erst einmal nicht an das halten, was angeblich verabredet wurde.
Was ist da los? Zwei Tage nach dem US-Bombenangriff auf den Iran wird der mächtigste Mann der Welt von den Islamisten in Teheran, vor allem aber vom kleinen Israel bloßgestellt. Trump hat im Ergebnis nur deutlich gemacht, dass er mit wechselseitigen Angriffen nichts mehr zu tun haben will. Er hat zugeschlagen, jetzt macht er sich dünne. Und zeigt den Europäern pünktlich zum Nato-Gipfel nochmals, was er von ihren Vermittlungsbemühungen hält: nichts.
Selbst wenn die Waffen fortan schweigen sollten, ist zu fragen, was Trump und der Israeli Benjamin Netanjahu erreicht haben. Militärisch ist das iranische Regime geschwächt, aber große Teile des Raketenarsenals sind noch vorhanden – ebenso wie die Expertise zum Bombenbau trotz aller Schäden an Nuklearanlagen. Außerdem hat der Krieg den Mullahs den Vorwand geliefert, im Landesinneren umso brutaler zu agieren: Das Hinrichten vermeintlicher Spione hat begonnen. Das Regime hat überlebt und ist dadurch vorerst stabilisiert. Trump nimmt das hin. Am Wochenende hatte er noch von einem Sturz der iranischen Führung fabuliert, jetzt will er ihn nicht mehr. Wer soll das noch ernst nehmen? Und welche Fakten rechtfertigen Trumps Aussage, der Iran werde seine Atomanlagen nie wieder aufbauen?
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Europäer im Zielradius iranischer Raketen
Ob morgen noch stimmt, was er heute sagt, interessiert Trump vermutlich so wenig wie die langfristigen Folgen seines Handelns. Kurz vor Ausrufen der vermeintlichen Feuerpause hatte er in schöner Offenheit erklärt, was ihm Sorge macht: die Entwicklung der Ölpreise, die angesichts des Krieges gestiegen waren.
Das alles müssen sich die europäischen Nato-Verbündeten, von denen etliche im Zielradius iranischer Mittelstreckenraketen liegen, anhören, ohne Trump beeinflussen zu können. Sie mussten auch gerade am Montag lesen, wie Trump den Kriegstreiber Wladimir Putin als „Boss“ hofiert. Die Einigung auf ein Fünf-Prozent-Ziel bei verteidigungsrelevanten Ausgaben mag der Besänftigung von Trump dienen, ist aber vor allem im Interesse der Europäer und Kanadier selbst: Auf die USA ist kein Verlass mehr.