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Frage des TagesIst Deutschland zu abhängig von Putins Gas?

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Das Verlegeschiff "Audacia" des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2 (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Berlin/Moskau/Washington – Mit aller Macht wollen die USA die schon fast fertig gebaute Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 noch stoppen. Sanktionen sollen das Großvorhaben, mit dem Russland seinen Einfluss auf dem europäischen Energiemarkt ausbaut, auf den letzten Metern verhindern. Milliarden wären verloren.

Können die US-Sanktionen Nord Stream 2 noch stoppen?Das Betreiberkonsortium Nord Stream 2 hat erklärt, dass der Bau fortgesetzt werden solle. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, dass Nord Stream 2 fertig gebaut werde. Zudem werde Russland den USA gebührend antworten auf die Strafmaßnahmen. Wie genau, ist noch unklar. Aber Lawrow reagierte gewohnt gelassen und sagte, dass auch die ebenfalls im Sanktionspapier erwähnte türkische Leitung Turk Stream eh schon fertig sei. Künftige Projekte dürften es dennoch schwerer haben.

Größte Teil der Arbeiten ist bereits fertig

Wie weit ist das Vorhaben – und wie wäre es zu retten?Die Schweizer Spezialfirma Allseas, die die Röhren am Boden der Ostsee verlegt, hat zwar ihre Arbeiten vorübergehend eingestellt. Der größte Teil ist aber fertig. Mehr als 2100 Kilometer Doppelstrang sind verlegt. Es fehlen noch etwa 300 Kilometer. Das russische Verlegeschiff „Fortuna“ etwa, das in Mukran auf Rügen liegt, könnte nun ablegen. Es arbeitet russischen Medien zufolge aber langsamer – und erfüllt wohl für den Streckenbereich in Dänemark nicht die dort vorgeschriebenen technischen Voraussetzungen. Russland hat aber noch ein anderes Schiff, das die Bedingungen erfüllt. Die Russen gehen davon aus, dass nun allenfalls alles länger dauert. Zur Jahresmitte soll das Gas fließen.

Was haben Deutschland und Russland von der Leitung?Für Berlin und Moskau ist die Ostseepipeline gleichermaßen wichtig. Deutschland und Europa brauchen das russische Gas, um bei Energiepreisen wettbewerbsfähig zu sein. Zudem wächst gerade in Deutschland der Energiehunger wegen des Ausstiegs aus der Kohle- und der Atomenergie. Die Rohstoffgroßmacht Russland wiederum ist abhängig von den Einnahmen aus dem Gasverkauf.

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Grafik-Karte: Nord Stream und Nord Stream 2.

Und warum sind Amerikaner und viele europäische Staaten dagegen?Die Gegner argumentieren, dass sich Deutschland in Abhängigkeit von Russland begeben würde und dass der Kreml seinen Einfluss mit der Pipeline ausbaut. Trump warnte bereits vor Monaten, Deutschland könnte mit der Pipeline zur „Geisel Russlands“ werden. Kritiker verweisen darauf, dass die USA ihr eigenes Flüssiggas in Europa verkaufen wollen – das teurer als das russische Pipeline-Gas ist. EU-Staaten wie Polen stehen fest an der Seite der USA. Sie hoffen auf eine Schwächung Russlands durch den Wegfall der Devisen. Die Ukraine ist gegen Nord Stream 2, weil sie dadurch als wichtigstes Transitland für die EU an Bedeutung sowie Milliarden an Durchleitungsgebühren verliert.

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Wie genau sehen die US-Strafmaßnahmen aus?Die Sanktionen zielen auf die Betreiberfirmen der Spezialschiffe ab, mit denen die Rohre für Nord Stream 2 verlegt werden. Personen, die solche Schiffe zur Verfügung stellen, werden mit Einreisesperre belegt. Besitz und Vermögenswerte der betroffenen Personen und Firmen in den USA werden eingefroren, das betrifft auch Schiffe in US-Hoheitsgewässern. Die betroffenen Unternehmen werden außerdem nicht nur von Geschäften in den USA ausgeschlossen, sondern auch vom US-Finanzsystem. (dpa)