Fragen und AntwortenWie sich die Schnelltests auf den Inzidenzwert auswirken

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Schnelltests gelten als weniger aussagekräftig als PCR-Tests: Sie liefern Hinweise, aber keine absolute Sicherheit.

Schnelltests gelten als weniger aussagekräftig als PCR-Tests: Sie liefern Hinweise, aber keine absolute Sicherheit.

Köln – Treiben Corona-Schnelltets die behördlich erfassten Infektionsraten in die Höhe? „Wenn wir jetzt massiv mehr testen, dann geht die Inzidenz automatisch hoch, weil man mehr Fälle findet“, hatte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer bereits Anfang März gesagt, damals, als die kostenlosen professionellen Schnelltests für alle Bürger eingeführt wurden und zusätzlich Selbsttests für den Hausgebrauch in die Läden kamen. Palmer sah das übrigens durchaus optimistisch: Ziel der dieser Testangebote ist es ja, Infektionsherde früh aufzuspüren. Aber welchen Einfluss hat das auf die Zahl der positiven Tests?

Wie unterscheiden sich die Corona-Testverfahren?

Maßgeblich für die behördliche Meldung eines Corona-Falls ist nach wie vor das positive Ergebnis eines PCR-Tests. Hinter dieser Abkürzung (für Polymerase Chain Reaction) steht ein maßgeblich vom Berliner Virologen Christian Drosten entwickeltes Verfahren, in dem genetisches Material aus einem Abstrich vervielfältigt und dann analysiert wird. Bei korrekter Ausführung gelten dieses Tests als zu nahezu 100 Prozent sicher.

Schnelltests – ob nun von Fachpersonal ausgeführt oder zu Hause mit einem Testkit vom Supermarkt – setzen dagegen auf den direkten Nachweis von Virusmaterial (Antigen). Sie gelten als weniger aussagekräftig. Ein positives Schnelltestergebnis bedeutet nicht mehr und nicht weniger als den Verdacht auf eine Corona-Infektion – und muss demzufolge durch einen PCR-Test kontrolliert werden.

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Wie viele Infektionen fallen bei Schnelltests auf?

Die Verwendung von Selbsttests wird nirgendwo registriert. Anders ist es bei Schnelltests etwa in der Apotheke oder im Testzentrum. Hier kann das Robert Koch-Institut Zahlen nennen.

Konkret: Von der fünften bis zur neuen Kalenderwoche, von Anfang Februar bis Mitte März, lag der Anteil der positiven PCR-Tests, denen ein Schnelltest vorausging, konstant bei etwa 3,5 Prozent. Das hat das bundeseigene Institut der Rundschau mitgeteilt. Anfang März kam der wöchentliche kostenlosen „Bürgertest“ für alle. Nun stieg die Schnelltest-Quote deutlich an: In der zehnten Woche (Mitte März) wurden 4,4 Prozent aller neuen Corona-Fälle durch dann bestätigte Schnelltests entdeckt. Eine Woche später waren es dann 5,5 Prozent, in der zwölften Kalenderwoche (Ende März) sechs Prozent. Neuere Zahlen gibt es leider nicht.

Erklärt die Teststrategie den Anstieg der Zahlen?

Aber kann allein das den Anstieg der Fallzahlen erklären? Seit Mitte März steigt die Quote der positiven Corona-Tests deutlich an. Susanne Glasmacher, die Sprecherin der Robert Koch-Instituts, rechnet das vor: In der elften Kalenderwoche wurden 20 000 Corona-Fälle mehr durch PCR-Tests identifiziert als in der Vorwoche, in der zwölften Woche waren es nochmals 20 000 mehr. Dagegen stieg die Zahl der positiven Schnelltests nur jeweils um 1800. Am Ende dieser zwölften Woche lag die Sieben-Tage-Inzidenz übrigens bei 130 Fällen je 100 000 Einwohner. Auch ganz ohne Schnelltests wären es mehr als 120 gewesen .

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Nur 65 Prozent der positiven Schnelltest-Ergebnisse wurden im PCR-Test auch bestätigt, in einem von drei Fällen gab es also Fehlalarm. Umgekehrt spüren diese Tests auch längst nicht jede Infektion auf, denn die Virenlast ist im Infektionsverlauf nicht immer hoch genug. „An fünf von acht Tagen entdecke ich mit dem Antigentest eine Infektion, an drei Tagen werde ich sie übersehen“, meinte Virologe Drosten – ein Schnelltest-Befürworter – gestern. Schnelltests liefern Hinweise, aber keine absolute Sicherheit.

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