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Kurz erklärtWorum es im Nahost-Konflikt eigentlich geht

Lesezeit 3 Minuten
zerstörtes Gebäude in Gaza

Ein zerstörtes Gebäude in Gaza, aufgenommen am 12. Mai 2021

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist wieder gefährlich eskaliert.  Aber worum geht es dabei eigentlich? Wir erklären den Ursprung und die Entwicklung.

Die Wurzeln

Spannungen zwischen der arabischen und der jüdischen Bevölkerung gibt es in Palästina seit rund einem Jahrhundert. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Großbritannien vom damaligen Völkerbund den Auftrag, die Region zu verwalten. Wegen der Vertreibungen in den 1930er-Jahren und der Schoah flohen viele Juden nach Palästina, um sich dort niederzulassen.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Vereinten Nationen, jeweils einen Staat für die Juden und für die arabische Bevölkerung zu schaffen. So wurde 1948 Israel gegründet. Die Araber und die Nachbarstaaten aber sahen keine Berechtigung für die Gründung und lehnten den UN-Beschluss ab. In der Folge kam es zu mehreren israelisch-arabischen Kriegen, in denen Israel Territorien annektierte; die Region entwickelte sich über Jahrzehnte zum internationalen Krisenherd.

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Der Kern des Problems

Im Kern des Nahostkonflikts geht es um territoriale Ansprüche auf das Gebiet zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer. Israel erstreckt sich über gut drei Viertel dieses Gebietes. Die Palästinenser ihrerseits streben einen unabhängigen palästinensischen Staat in den Gebieten an, die Israel während des Sechs-Tage-Krieges 1967 besetzt hat; dabei handelt es sich um das Westjordanland, den Gazastreifen und den Ostteil von Jerusalem. Bei dem Streit zwischen Palästinensern und Israelis geht es jedoch nicht allein um den Besitz von Land, sondern auch um religiöse Unterschiede und den Zusammenprall verschiedener ethnischer Gruppen. Diese Komplexität macht die Beilegung des Konflikts so schwierig.

Sozialer Sprengstoff

Israels Siedlungspolitik und die elendige humanitäre Lage in Gaza gelten als Hauptbedrohungen für eine friedliche Koexistenz der Konfliktparteien. Eine Generation junger Palästinenser glaubt, nichts zu verlieren zu haben, und ist empfänglich für Militanz. So reichen singuläre Ereignisse wie ein Jahrestag oder die Festnahme eines Attentäters für Gewaltausbrüche. Sowohl von israelischen wie auch palästinensischen Politikern wird der Konflikt innenpolitisch instrumentalisiert, keiner will sich die Blöße geben, zu nachsichtig zu sein.

Ungeklärter Endstatus

Für die endgültige Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist die Klärung von fünf Endstatus-Fragen maßgeblich. Hierbei geht es erstens um den Status von Jerusalem, das beide Seiten als ihre Hauptstadt beanspruchen. Es geht zweitens um den Verbleib der Flüchtlinge aus den vergangenen Kriegen; so flohen viele arabische Bewohner während des Krieges von 1948 aus ihren Dörfern in die Nachbarstaaten, wo sie zum Teil bis heute in Flüchtlingslagern leben. Zudem steht Israels Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten im Fokus; sie gilt in den Augen der EU und auch der Bundesregierung als völkerrechtswidrig. Außerdem ist ein möglicher Grenzverlauf ebenso umstritten wie Absprachen zur Garantie von Sicherheit für beide Seiten. Zwar gab es über die Jahrzehnte zahlreiche Versuche, die Spannungen zu entschärfen. Doch trotz internationaler Vermittlungen, geschlossener Verträge und Abkommen konnte bis heute kein Frieden erzielt werden. (thl) 

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