Bundeskanzler Friedrich Merz stellt sich mit deutlichen Worten hinter Israel – und gegen Donald Trumps Kuschelkurs mit Wladimir Putin.
„Offene Verachtung“Lob und Empörung nach „Drecksarbeit“-Aussage von Merz – Kanzler kontert Trump

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und US-Präsident Donald Trump treffen auf dem G7-Gipfel in der Pomeroy Kananaskis Mountain Lodge für ein bilaterales Gespräch zusammen.
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Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat Israel Respekt für den Angriff auf den Iran gezollt und sieht darin einen Dienst für die westlichen Verbündeten. „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle“, sagte Merz am Dienstag am Rande des G7-Gipfels in Kanada in einem Interview mit dem ZDF. „Wir sind von diesem Regime auch betroffen.“
Die Führung in Teheran habe „Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag, mit Hisbollah, mit Hamas“, sagte der Kanzler. Der Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel „wäre ohne das Regime in Teheran niemals möglich gewesen“, führte Merz weiter aus.
Angriff auf Iran: Friedrich Merz spricht Israel „größten Respekt“ aus
„Ich kann nur sagen, größten Respekt davor, dass die israelische Armee, die israelische Staatsführung den Mut dazu gehabt hat, das zu machen“. Andernfalls „hätten wir sonst möglicherweise Monate und Jahre weiter diesen Terror dieses Regimes gesehen und dann möglicherweise noch mit einer Atomwaffe in der Hand“, sagte der Kanzler.
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Israel hatte am Freitag einen Großangriff auf den Iran gestartet, Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche führende Kommandeure des iranischen Militärs getötet. Der Iran reagierte mit Drohnen- und Raketenangriffen auf die Städte in Israel.
Israel schließt Tötung Chameneis nicht aus – Ajatollah droht
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte eine Tötung des geistlichen Oberhauptes des Iran, Ali Chamenei, nicht ausgeschlossen. Sein militärisches Vorgehen begründet Israel mit dem weit fortgeschrittenen iranischen Atomprogramm.
Mittlerweile steht auch eine amerikanische Beteiligung an den Militärschlägen gegen den Iran im Raum. US-Präsident Donald Trump verlangte am Montag eine „bedingungslose Kapitulation“ des Regimes in Teheran. Bisher ist die US-Armee jedoch nicht in die Kampfhandlungen eingetreten. Die USA wüssten „genau“, wo Chamenei sich verstecke, erklärte Trump außerdem. „Wir werden ihn nicht ausschalten (töten), zumindest für den Moment nicht“, fügte der US-Präsident an.
Iran will „keine Gnade“ gegenüber Israel walten lassen
Chamenei drohte unterdessen Israel in der Nacht erneut: „Wir müssen dem zionistischen Terror-Regime eine starke Antwort geben“, schrieb Irans oberster Führer auf der Nachrichtenplattform X. „Wir werden gegenüber den Zionisten keine Gnade walten lassen.“
Merz’ jüngste Äußerungen über Israels Angriff auf den Iran stoßen unterdessen auf geteilte Reaktionen. Während die israelische Botschaft in Deutschland dem Bundeskanzler ihren Dank für seine klare Haltung aussprach und Lob auch aus den Reihen der FDP kam, wurde auch scharfe Kritik an der Wortwahl des CDU-Politikers laut.
Scharfe Kritik an Wortwahl von Friedrich Merz
„Offene Verachtung des Kanzlers für das Völkerrecht und offenbar auch für die Opfer dieses Krieges“, kommentierte die Parteivorsitzende der Linke, Ines Schwerdtner, die Worte des CDU-Politikers. „Dieser Mann sollte keine diplomatischen Gespräche führen“, fügte die Linken-Parteichefin an.
BSW-Politikerin Amira Mohamed Ali sprach derweil von „Doppelmoral und Verantwortungslosigkeit“. Parteikollegin Sevim Dağdelen betonte, es handele sich um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Israels. „Geht’s noch zynischer und menschenverachtender?“, fragte die außenpolitische Sprecherin der Wagenknecht-Partei.
Auch Klima-Aktivistin Luisa Neubauer kritisierte am Dienstagabend die Worte des Kanzlers. „Ich möchte ‚Drecksarbeit‘ als Unwort des Jahres einreichen“, schrieb Neubauer bei X. Zuspruch bekam Merz derweil aus den eigenen Reihen. Sie sei „froh um die Klarheit“, kommentierte etwa CSU-Politikerin Daniela Ludwig das Interview des Kanzlers.
Friedrich Merz konterte Donald Trump vor G7-Abreise
Merz äußerte sich vor seiner Abreise vom G7-Gipfel in Kanada unterdessen auch zum viel diskutierten Kurzauftritt von Trump. Der US-Präsident hatte den G7-Gipfel bereits nach kurzer Zeit wieder verlassen – und zuvor mit teilweise unwahren Aussagen über Russland für Aufsehen gesorgt.
So hatte Trump etwa behauptet, Russland hätte die Ukraine nicht angegriffen, wenn das Land nicht von den G8 ausgeschlossen worden wäre. Tatsächlich wurde Russland jedoch ausgeschlossen, weil es bereits 2014 die Ukraine angegriffen und die Krim-Halbinsel illegal besetzt hatte.
Kanzler Merz: Ausschluss von Wladimir Putin aus G8 war richtig
Dennoch forderte Trump, dass Russlands Präsident Wladimir Putin dabei sein sollte, erteilte erneute eine Absage an Sanktionen gegen Russland und sagte ein geplantes Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kurzerhand ab.
Auch für den US-Präsidenten fand Merz nun ähnlich deutliche Worte wie hinsichtlich des Irans. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Ausschluss von Putin aus dem G8-Format nach der Annexion der Krim richtig war“, sagte Merz in einem Interview mit Welt TV am Dienstag, dem letzten Tag des Gipfels in Kanada.
Friedrich Merz: „Für Putin kein Platz an diesem Tisch“
Der Bundeskanzler fügte hinzu, dass in einer Gruppe, die sich aus den größten Volkswirtschaften und Demokratien der Welt zusammensetzt, „kein Platz für Kriegsverbrecher“ sei. „Daher ist es nur natürlich, dass es für Putin keinen Platz an diesem Tisch gibt“, führte Merz aus. Washington beeindruckte das aber offenbar nicht.
Zum Abschluss des zweitägigen G7-Gipfels in Kanada trat schließlich noch einmal die Uneinigkeit der Industrieländer gegenüber Russland zutage. Die USA verhinderten nach kanadischen Angaben eine gemeinsame Abschlusserklärung, in der die sechs weiteren Länder das russische Vorgehen in der Ukraine verurteilen wollten. (mit dpa/afp)