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„Böse und kranke Menschen“Trump geht auf US-Medien los – Pentagon äußert sich zu Angriff auf Atomanlagen

Lesezeit 3 Minuten
US-Präsident Donald Trump kehrt am 24. Juni 2025 vom NATO-Gipfel 2025 auf der Joint Base Andrews, Maryland, zurück.

US-Präsident Donald Trump kehrt am 24. Juni 2025 vom Nato-Gipfel 2025 auf die Joint Base Andrews, Maryland, zurück.

Der US-Präsident spricht von einer totalen Auslöschung des iranischen Atomprogramms. Berichte bezweifeln das. Das Trump-Lager ist außer sich.

Wie stark wurden die Atomanlagen des Iran bei den jüngsten US-Angriffen beschädigt? Diese Frage kann auch Tage nach den Luftangriffen aus der Ferne nicht eindeutig beantwortet werden, das Ausmaß der Schäden bleibt derzeit noch unklar.

In einer als „streng geheim“ eingestuften Ersteinschätzung des Militärgeheimdienstes DIA hatte es zunächst geheißen, das iranische Atomprogramm sei durch die schweren Luftangriffe der US-Streitkräfte nur um einige Monate zurückgeworfen worden. Das Weiße Haus kritisierte die Veröffentlichung von Erkenntnissen aus diesem Gutachten durch US-Medien und wies die Darstellung als falsch zurück. Präsident Donald Trump beharrt darauf, dass die Atomanlagen komplett vernichtet worden seien.

CIA: Wiederaufbau der Atomanlagen würde Jahre dauern

CIA-Chef John Ratcliffe sagte nun, der Wiederaufbau der Atomanlagen würde „Jahre“ dauern. Auch US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard schrieb auf der Plattform X, dass ein möglicher Wiederaufbau der Anlagen in Fordo, Natans und Isfahan Jahre dauern würde.

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US-Verteidigungsminister Hegseth will sich in einer Pressekonferenz zum Ausmaß der Zerstörung der iranischen Atomanlagen äußern.

US-Verteidigungsminister Hegseth will sich in einer Pressekonferenz zum Ausmaß der Zerstörung der iranischen Atomanlagen äußern.

Gabbard hatte Ende März im Geheimdienstausschuss des US-Senats erklärt, nach Einschätzung der Nachrichtendienste baue der Iran derzeit keine Atombombe. Mit ihren neuen Aussagen scheinen sie und die CIA nun die Aussagen des obersten Befehlshabers Trump zu stützen, der nicht dafür bekannt ist, Widerspruch zu schätzen. Beim Nato-Gipfel in Den Haag sagte er mit Blick auf die Atomanlagen: „Ich glaube, es war eine totale Auslöschung.“

Donald Trump und J.D. Vance gehen auf US-Medien los

Wegen anders lautender Berichte holte das Trump-Lager am Mittwoch zu einer umfassenden Medienschelte aus. „Die amerikanischen Medien sind voll von den am wenigsten neugierigen, am wenigsten einsichtigen Menschen in unserem Land“, schrieb etwa Vizepräsident J.D. Vance auf X. 

Die amerikanischen Medien würden „nach einer äußerst erfolgreichen Militäroperation ohne amerikanische Opfer versuchen, Donald Trump für die Existenz von Anlagen verantwortlich zu machen, die noch nicht einmal gebaut worden sind“.

Trump selbst ging sogar noch einen Schritt weiter und warf diversen renommierten US-Medienhäusern – unter anderem der „New York Times“ und CNN – vor, Unwahrheiten zu verbreiten. Diese Reporter seien „einfach böse und kranke Menschen“.

Hintergrund der Angriffe sind Befürchtungen, dass die iranische Führung heimlich den Bau von Atomwaffen vorantrieb, während sie öffentlich beteuerte, Kernenergie allein für zivile Zwecke nutzen zu wollen. Letzteres wird auch deshalb angezweifelt, weil der Iran in der Vergangenheit als einziger Staat ohne Atomwaffen hochangereichertes Uran mit beinahe waffentauglichem Reinheitsgrad produzierte.

Die Zeitung „The Jerusalem Post“ berichtete unter Berufung auf israelische Beamte, es sei unklar, wie viel des hochangereicherten Urans bei den Angriffen zerstört wurde. Zudem sei nicht mit Sicherheit zu sagen, ob ein Teil des radioaktiven Materials aus den angegriffenen Anlagen geborgen werden kann. 

Solidarität mit Netanjahu: Trump wettert gegen Israels Justiz

Nach dem mit Israels Regierung koordinierten Militäreinsatz im Iran kritisierte Trump die israelische Justiz wegen des Korruptionsverfahrens gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. „Ich bin schockiert, dass der Staat Israel, der gerade einen seiner größten Momente in der Geschichte erlebt hat und von Bibi Netanjahu geführt wird, die lächerliche Hexenjagd gegen seinen Ministerpräsidenten fortsetzt“, schrieb Trump auf seiner Nachrichtenplattform Truth Social. Das Verfahren gegen Netanjahu solle unverzüglich eingestellt werden.

Trump kritisiert Israels Justiz wegen des Korruptionsverfahrens gegen Netanjahu. (Archivbild)

Trump kritisiert Israels Justiz wegen des Korruptionsverfahrens gegen Netanjahu. (Archivbild)

Netanjahu ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, als Kommunikationsminister dem Telekom-Riesen Bezeq Vergünstigungen gewährt zu haben. Außerdem soll er Luxusgeschenke von befreundeten Milliardären angenommen haben. Netanjahu hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und von einer „Hexenjagd“ gesprochen.

Luftwaffe fliegt weitere Deutsche aus Israel aus

Trotz der Waffenruhe zwischen Israel und Iran hat die Luftwaffe derweil weitere Deutsche aus Israel ausgeflogen. „Der Waffenstillstand zwischen Israel und Iran hält an. Auch wenn sich die Lage beruhigt: Mit der Bundeswehr verlassen weitere 76 Deutsche im Rahmen der assistierten Ausreise die Region“, teilte das Auswärtige Amt auf X mit.

Die Luftwaffe hat 76 Deutsche aus Israel ausgeflogen.

Die Luftwaffe hat 76 Deutsche aus Israel ausgeflogen.

Insgesamt habe man damit knapp 800 Deutsche mit Sonderflügen bei der Ausreise unterstützt. (pst/dpa)