Russland hat Kyjiw erneut mit einem massiven Angriff überzogen. Nach einem Gegenschlag berichten Russen derweil von „komischem Rauch“.
Rauch sorgt für Unruhe in RusslandKreml startet massiven Angriff – Großbrand in Chemiefabrik nach Gegenschlag

Ein vom Zentrum für strategische Kommunikation der Ukraine veröffentlichtes Foto soll die Angriffe auf Kyjiw zeigen.
Copyright: Zentrum für strategische Kommunikation der Ukraine/X
Trotz eines umfassenden Austausches von Kriegsgefangenen am Freitag (23. Mai) gehen die Gefechte zwischen Aggressorland Russland und der Ukraine ungebrochen weiter: Bei massiven russischen Angriffen auf Kyjiw sind in der Nacht zum Samstag nach ukrainischen Angaben mindestens 15 Menschen verletzt worden. Zwei weitere Verletzte habe es in der Region um die ukrainische Hauptstadt gegeben, teilte die Polizei mit.
Nach ukrainischen Armeeangaben setzte Russland bei den nächtlichen Angriffen insgesamt 14 ballistische Raketen und 250 Kampfdrohnen ein. Hauptziel der Attacken sei Kyjiw gewesen. Die Luftabwehr fing demnach sechs Iskander-Raketen und 245 Schahed-Drohnen ab. Die Angriffswelle gehört den Angaben entsprechend zu den massivsten seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland im Februar 2022.
„Mit jedem solchen Angriff wird die Welt sicherer, dass die Ursache für die Verlängerung des Krieges in Moskau liegt“, kommentierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Angriff. „Die Ukraine hat mehrfach einen Waffenstillstand vorgeschlagen – sowohl einen vollständigen als auch einen Waffenstillstand am Himmel. Das wurde alles ignoriert“, fügte Selenskyj an.
Alles zum Thema Donald Trump
- Von wegen „Sicherheitsinteressen“ Strafe für „Parasiten“ – Putins Gefolgschaft enthüllt Moskaus brutale Motive
- Bürgermeister-Kandidatur SPD in Elsdorf auf einem gefährlichem Kurs
- Elon Musks Rückzug aus der Politik „Ich denke, ich habe genug getan“
- „Eine echte Macht“ Trump unterschreibt Dekrete zum Ausbau der Atomenergie
- Trump gratuliert als Erster Russland und Ukraine tauschen erste 390 Gefangene aus
- Unzufrieden mit Verhandlungen Trump droht EU mit Zöllen in Höhe von 50 Prozent ab 1. Juni
- Fünfte Runde in Rom Atomverhandlungen zwischen USA und Iran gehen in entscheidende Phase
Wladimir Putin bestätigt Moskaus neue Eroberungspläne
Moskau hat die Intensität seiner Angriffe in den letzten Wochen trotz Gesprächsversuchen einer russischen und ukrainischen Delegation deutlich verschärft. Ukrainische Armeekreise warnen bereits seit Wochen vor Planungen für eine neue russische Großoffensive.
Kremlchef Wladimir Putin bestätigte die Planungen nach einem Besuch in der russischen Grenzregion Kursk in dieser Woche und sprach davon, dass Russland eine „Sicherheitszone“ an der ukrainischen Grenze errichten wolle. Damit droht der russische Präsident trotz aller Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump nun mit der erneuten Eroberung weiterer ukrainischer Gebiete.
Ukraine sieht „klare Absage“ an Friedensbemühungen
„Diese neuen aggressiven Forderungen sind eine klare Absage an Friedensbemühungen und zeigen, dass Putin der einzige Grund für das andauernde Töten ist und bleibt“, schrieb der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha zu der Ankündigung aus Moskau.

Eine Frau trägt ihren Hund, während sie auf einer Straße mit Glasscherben an der Stelle eines Wohnhauses geht, das durch einen russischen Angriff beschädigt wurde.
Copyright: Alex Babenko/AP/dpa
Die Ukraine setzt unterdessen ebenfalls ihre Luftangriffe auf Ziele in Russland fort. Nach Angaben von russischen Telegram-Kanälen und übereinstimmenden ukrainischen Medienberichten attackierten die ukrainischen Streitkräfte in der Nacht auf Samstag (24. Mai) ein russisches Chemiewerk in der Region Tula.
Russisches Chemiewerk brennt nach ukrainischem Angriff
In der Fabrik sollen nach ukrainischen Angaben auch Chemikalien für militärische Zwecke produziert werden. Insbesondere dort hergestelltes Ammoniumnitrat werde als Bestandteil zur Herstellung von Sprengstoffen verwendet, erklärte Andriy Kovalenko, der Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation. Auch Methanol und Argon würden in der Fabrik hergestellt und in der russischen Rüstungsindustrie eingesetzt, heißt es aus Kyjiw.
Der Gouverneur der russischen Region Tula bestätigte ebenfalls einen nächtlichen Angriff auf die Fabrik, die rund 400 Kilometer vom russisch-ukrainischen Grenzgebiet entfernt liegt. In der Folge sei ein Feuer in dem Chemiewerk ausgebrochen, berichtete Dmitri Miljajew.
Unruhe in russischen Telegram-Kanälen nach Angriff auf Chemiewerk
In russischen Telegram-Kanälen kursierten unterdessen am Samstagmorgen Videoaufnahmen, auf denen die Folgen der Attacke sichtbar sein sollen. Dort ist eine Rauchsäule über Werksanlagen zu sehen. In örtlichen russischen Telegram-Gruppen war angesichts der Bilder schnell von „Evakuierungsmaßnahmen“ die Rede.
Der Rauch über der Anlage sei „komisch orange“, berichteten dort einige Nutzer und empfahlen Anwohnern, die Fenster vorerst geschlossen zu halten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen und angeblichen Augenzeugenberichte derzeit jedoch nicht.
Ukraine: Auch russische Raketenfabrik in Lipezk attackiert
Auch eine Raketenfabrik in Lipezk sei mit Drohnen angegriffen worden, berichtete unterdessen der „Kyin Independent“ am Samstag. Die Anlage in der Stadt Jelez sei bereits in der zweiten Nacht in Folge das Ziel ukrainischer Luftangriffe worden, berichtete die Online-Zeitung. Auch nach Angaben des russischen Telegram-Kanals Astra sollen Anwohner erneut mindestens fünf heftige Explosionen in der Nacht gemeldet haben.
Ungeachtet der gegenseitigen Attacken ging der geplante Austausch von Kriegsgefangenen zwischen den beiden Ländern auch am Samstag erfolgreich weiter. Nach russischen Angaben wurden erneut jeweils 307 Gefangene ausgetauscht. (mit dpa)