Schwarze Sonne und ReichsadlerEmpörung über rechte Symbole auf idyllischen Weihnachtsmärkten

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Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz in Erfurt

Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz in Erfurt

Auf den Weihnachtsmärkten in Erfurt und Rostock sind Produkte gesichtet worden, die Rechtsextremen und Neonazis gefallen dürften.

Der Weihnachtsmarkt in Erfurt ist der größte in Thüringen und zog auch in diesem Jahr in vier Wochen unzählige Besucher ins idyllische Stadtzentrum auf den Domplatz. In den mehr als 200 Holzhäusern wird Weihnachtliches angeboten, und auch Thüringer Spezialitäten wie Rostbratwurst und  „Erfurter Schittchen“, eine Stollen-Variante, dürfen nicht fehlen. Auf der Website des Veranstalters werden „Thüringer Handwerkserzeugnisse“ sowie „erzgebirgische Volkskunst“ angepriesen.

Ob allerdings Symbole der rechten Bewegung wie die Schwarze Sonne ebenfalls in den Bereich der Volkskunst fallen oder eher der „völkischen Kunst“ zugerechnet werden können, wird derzeit diskutiert. Bei Twitter verbreitet sich das Foto eines Standes mit Räucher-Artikeln und Holzschnitzereien.

Zu sehen ist hier bei den Schnitzarbeiten neben allerlei Baum-Motiven auch eine große Schwarze Sonne. Sie wird nicht gerade versteckt, sondern offen präsentiert. Das Symbol ist zwar nicht verboten, wird aber gern von Rechten verwendet. Es ist seit den 1990er-Jahren ein Ersatz- und Erkennungssymbol in der rechtsesoterischen bis rechtsextremen Szene. Die Schwarze Sonne besteht aus zwölf in Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen oder drei übereinander gelegten Hakenkreuzen. Sie ist als Schmuckstück oder auch als Tattoo bei Neonazis beliebt. In der von der SS genutzten Wewelsburg bei Paderborn ist die Schwarze Sonne als Ornament in den Boden eingelassen.

Erfurter Weihnachtsmarkt: Stand verkauft Nazi-Symbol Schwarze Sonne

Entdeckt hat diese besondere Schnitzerei die Antifa Erfurt. Die Gruppe weist bei Twitter darauf hin, dass der Stand einem Mann namens Mike Kessler aus dem thüringischen Dermbach gehöre. Dieser vertreibt auf seiner Website als „Holzmike“ Räucherkegel aus eigener Produktion. Bereits in der Vergangenheit sei dieser Stand auf dem Weihnachtsmarkt aufgefallen, schreibt die Antifa und teilt einen älteren Beitrag. 2019 wurden hier offenbar neben Schwarzen Sonnen auch Thor's Hammer, Reichsadler und Keltenkreuze aus Holz verkauft, alles von den Rechten genutzte Symbole.  

Schon damals hätten linke Gruppen versucht, dagegen vorzugehen, der Verkäufer habe demnach aber kein rechtliches Problem mit seinem Sortiment gesehen. Die Stadt wiederum habe keine Handhabe, da das Gelände privat verpachtet wird, heißt es in dem Beitrag von 2019.

Nicht nur in Erfurt, sondern auch in Rostock sind Beobachtern rechte Symbole auf dem dortigen Weihnachtsmarkt ins Auge gesprungen.

Der Twitter-Kanal „BildwerkRostock“ postete das Foto von Schlüsselanhängern aus Leder, auf denen ebenfalls mehrfach die Schwarze Sonne zu sehen ist. Daneben sind harmlose Motive wie Delfine zu erkennen. „Ist das nicht verboten?“, wird in den Kommentaren gefragt. Die Antwort gibt ein anderer User: „Nicht dass ich wüsste, es hat offiziell eine Eso/Okkulte Bedeutung.“

Das Anprangern der rechten Symbole erfolgt zumindest in diesem Jahr allerdings zu spät, da sowohl der Weihnachtsmarkt in Erfurt als auch der in Rostock am Mittwoch zum letzten Mal geöffnet sind.

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