Stephen Colberts „Late Show“, bekannt für ihre Trump-Kritik, endet im Mai, was Spekulationen über politische Motive auslöst.
Trump-kritische Talkshow eingestellt„Ich liebe es, dass Colbert gefeuert wurde“

Das Ed Sullivan Theater, wo die Late Show produziert wird.
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Washington. Aus für einen der schärfsten Kritiker von US-Präsident Donald Trump: Die beliebte „Late Show“ des Satirikers Stephen Colbert wird im kommenden Jahr eingestellt. Und sie könnte nicht die einzige offen regierungskritische TV-Sendung sein, die in nächster Zeit von den Bildschirmen der USA verschwindet.
Colbert verkündet Ende der „Late Show“
Colbert kündigte das Aus in seiner eigenen Sendung an. „CBS wird die ,Late Show‘ im Mai beenden“, sagte er, worauf das Studiopublikum mit Buhrufen reagierte. „Ja, ich teile eure Gefühle“, fügte er hinzu. „Ich werde nicht ersetzt.“ Der Satiriker ist für seinen bissigen Humor bekannt und geht immer wieder auch den US-Präsidenten hart an.
Die „Late Show“ ist eine feste Größe im US-Fernsehen, im ersten Quartal war sie mit gut 2,4 Millionen Zuschauern die beliebteste Late-Night-Show in den USA. Von 1993 bis 2015 wurde sie von Fernsehlegende David Letterman moderiert, der in Deutschland unter anderem Harald Schmidt inspiriert hat. Seit zehn Jahren ist Colbert Gastgeber der „Late Show“.
Trump feiert das Ende der Show
Trump äußerte sich begeistert über den Rauswurf seines Kritikers durch den Sender CBS. „Ich liebe es total, dass Colbert gefeuert worden ist“, schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. „Sein Talent war noch kleiner als seine Einschaltquoten“, sagte er über den Moderator. Trump sagte zugleich die Einstellung weiterer Sendungen voraus, die ihn aufs Korn nehmen und kritische Gäste einladen.
Die Opposition vermutet ein politisches Motiv: Colbert hatte der CBS-Mutter Paramount erst diese Woche eine „fette Bestechung“ vorgeworfen, nachdem der Konzern in die Zahlung von 16 Millionen Dollar an Trump eingewilligt hatte. Fans der „Late Show“ sprachen in Online-Medien von „Zensur“. Demokratische Politiker wie die Senatorin Elizabeth Warren verlangten Aufklärung, ob die „Show aus politischen Gründen abgesetzt“ werde. Sie nannte die Einigung von Paramount mit Trump einen „Deal, der wie Bestechung aussieht“.
Der Rechtsstreit um das CBS-Interview
In dem Rechtsstreit ging es um ein CBS-Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Der Präsident warf dem Sender „Wahlbeeinflussung“ vor, weil er eine konfuse Antwort seiner Konkurrentin zum Gaza-Krieg nachträglich bearbeitet habe, um ihren „Wortsalat“ zu kaschieren. Rechtsexperten hielten Trumps Klage für haltlos. Da Paramount aber eine Fusion mit dem Unterhaltungsunternehmen Skydance anstrebt und dafür die Zustimmung der US-Regierung benötigt, willigte der Konzern in die Zahlung von 16 Millionen Dollar ein.
CBS bestritt jeglichen politischen Druck zur Einstellung der „Late Show“. Es handele sich um „eine rein finanzielle Entscheidung“, die „in keiner Weise“ mit dem Inhalt der Sendung „oder anderen Angelegenheiten bei Paramount zu tun“ habe, erklärte der Sender. Die Werbeeinnahmen vieler Late Shows sind seit Jahren rückläufig, da viele Zuschauer zu Streamingplattformen abgewandert sind.
Weitere Comedians stehen im Fokus
Colbert ist laut Trump nicht der einzige Comedian, der mit dem Ende seiner Show rechnen muss: „Ich höre, dass Kimmel als nächster dran ist“, postete er. Der 57-jährige Moderator der Satiresendung „Jimmy Kimmel Live!“ im Sender ABC sprach Colbert derweil seine Unterstützung aus und beschimpfte dessen Sender. ABC gehört zum Walt-Disney-Konzern, der in einem anderen Rechtsstreit mit Trump kürzlich einer Zahlung von 15 Millionen Dollar zugestimmt hatte.
„Colbert gecancelt? Bitte sagt mir, dass dies ein Witz ist“, entrüstete sich Bestseller-Autor Stephen King auf der Plattform X. Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis erklärte, die Regierung versuche, Leute zum Schweigen zu bringen. „Aber das funktioniert nicht. Wir werden einfach lauter sein.“ (afp/mit dpa)