Donald Trump verkürzt überraschend sein zuvor aufgestelltes Ultimatum für Wladimir Putin. Moskau reagiert mit Bomben und Kriegsdrohungen.
„Fahr zur Hölle“Trump setzt Putin neue Frist – Moskau bombardiert Klinik und droht USA mit Krieg

US-Präsident Donald Trump zusammen mit Kremlchef Wladimir Putin 2018 in Helsinki. Trump hat dem Kreml hinsichtlich des Krieges gegen die Ukraine ein neues Ultimatum gesetzt – Moskau reagiert darauf mit scharfen Tönen. (Archivbild)
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US-Präsident Donald Trump hat die Friedensfrist für Kremlchef Wladimir Putin verkürzt. Trump änderte damit ein ursprünglich auf 50 Tage angesetztes Ultimatum für ein Ende von Russlands Krieg gegen die Ukraine, das er zuvor bereits ausgesprochen hatte. Die Frist für deutlich höhere Zölle für Russlands Handelspartner betrage nun nur noch „zehn oder zwölf“ Tage, erklärte der US-Präsident am Montag (28. Juli) während eines Treffens mit dem britischen Premierminister Keir Starmer.
Die Zölle treten demnach in Kraft, wenn es bis zu diesem Zeitpunkt keine Abmachung für eine Waffenruhe oder einen Frieden gibt. Trump begründete den Schritt damit, von Putin enttäuscht zu sein, der kein Entgegenkommen gezeigt habe. Tatsächlich hatte sich Russland von Trumps Ultimatum unbeeindruckt gezeigt – und die Ukraine weiterhin mit fast täglichen Angriffswellen überzogen.
Russland reagiert mit Bomben auf Krankenhaus und deutlichen Worten
Auf die jüngsten Worte des US-Präsidenten reagierte Moskau indessen erneut mit besonders heftigen Attacken. Mindestens 23 Tote und 54 Verletzte meldeten ukrainische Behörden am Dienstagmorgen nach neuen russischen Angriffen, bei denen auch die Entbindungsstation eines Krankenhauses in Dnipropetrowsk und ein Gefängnis in Saporischschja getroffen wurden.
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Ein Bild des ukrainischen Rettungsdienstes zeigt Trümmer auf dem Geländer einer von russischen Luftangriffen getroffenen Haftanstalt in Saporischschja. Mehrere Häftlinge starben bei der Attacke.
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Dass besonders harte Attacken auf westlichen Druck folgen, ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit hatte Moskau derartig auf scharfe Worte aus dem Westen reagiert. Gleichzeitig deutet auch politisch nichts daraufhin, dass der Kreml das Statement des US-Präsidenten beherzigen will.
Trumps Ultimatum: Putin schweigt – Medwedew droht USA mit Krieg
Eine Reaktion von Kremlchef Putin blieb zunächst aus – seine Gefolgschaft äußerte sich jedoch mitunter überdeutlich zu der Fristverkürzung, auch die Staatsmedien schlagen erneut scharfe Töne an.
An vorderster Front positioniert sich dabei wie bereits oftmals der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew, der auf Trumps Worte auf der Plattform X reagierte – und dem US-Präsidenten kurzerhand mit einem Krieg zwischen den USA und Russland drohte. Wenn Trump mit Russland „Ultimatum-Spielchen“ spielen wolle, müsse der US-Präsident zwei Dinge bedenken, erklärte der Vizechef des russischen Sicherheitsrates dort.
„Russland kämpft allein gegen den gesamten Westen“
Zum einen sei „Russland nicht Israel oder gar der Iran“, zum anderen bedeute jede neue Fristsetzung eine „Drohung und einen Schritt in Richtung Krieg“, führte Medwedew aus und stellte klar, dass damit nicht die Verlängerung von Russlands Krieg gegen die Ukraine gemeint ist, sondern ein Krieg mit den USA. „Gehen Sie nicht den Weg von Sleepy Joe“, fügte Medwedew an – und spielte auf den vergleichsweise härteren Umgang des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden mit Moskau an.
Kurz vor Trumps neuer Fristsetzung hatte derweil auch Außenminister Sergej Lawrow von einem Krieg zwischen Russland und dem Westen gesprochen. „Russland kämpft zum ersten Mal in der Geschichte allein gegen den gesamten Westen“, behauptete Lawrow und bekräftigte sowohl die russischen Kriegsziele als auch die bekannten Maximalforderungen aus Moskau, darunter die Anerkennung der von Russland beanspruchten ukrainischen Gebiete.
Experten rechnen nicht mit einem Kurswechsel im Kreml
Lawrow habe damit das Bekenntnis des Kremls zu den eigenen Kriegszielen erneuert, ordnete das amerikanische Institut für Kriegsstudien die Worte ein. Der Kreml habe „viel Zeit und Energie“ darauf verwendet, die Unterstützung der Russen für den Krieg zu gewinnen und müsse nun auch entsprechende Ergebnisse liefern, schrieben die US-Analysten in ihrem täglichen Lagebericht.
„Laut staatlichen und unabhängigen Umfragen in Russland befürwortet die Mehrheit der russischen Bevölkerung eine Fortsetzung des Krieges“, hieß es weiter. Die Kriegsunterstützung in Russland mache es Kremlchef Putin schwer „ein Friedensabkommen, das weit hinter seinen erklärten Zielen zurückbleibt“ in der Heimat als „Sieg“ zu verkaufen.
Russische Staatsmedien zu Trumps Ultimatum: „Fahr zur Hölle“
Mit einem Kurswechsel im Kreml rechnen die US-Analysten deshalb keinesfalls. „Dass Putin Zugeständnisse bei seinen Kriegszielen macht, ist unwahrscheinlich, es sei denn, er wird durch bedeutende ukrainische Siege auf dem Schlachtfeld dazu gezwungen“, lautete das Fazit der Analysten.

Wladimir Putin bei einem Besuch einer Fregatte der „Admiral Grigorowitsch“-Klasse am 27. Juli in St. Petersburg. Der Kremlchef bleibt auf Kriegskurs.
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Diese Einschätzung deckt sich mit der Berichterstattung der russischen Staatsmedien am Dienstag. „Russlands tatsächliche Antwort auf Trumps Ultimatum wird die gleiche sein, die es in den letzten 500 Jahren auf alle Ultimaten gegeben hat: Fahr zur Hölle“, schrieb etwa der populäre russische Politikwissenschaftler und Kolumnist Sergej Markow in seinem Telegram-Kanal und landete damit prompt in den Schlagzeilen.
Medwedew legt nach: „Kümmern Sie sich zuerst um Amerika, Opa!“
Auch der für seine vulgären Ausfälle bekannte Ex-Präsident Medwedew bekräftigte nach seiner Kriegsdrohung in Richtung Trump den martialischen Kurs. Zuvor hatte der amerikanische Senator Lindsey Graham sich bei X „an diejenigen in Russland“ gewandt, die glaubten, Trump meine seine Ultimaten nicht ernst.
„Sie werden sich bald eines großen Irrtums erwehren“, hatte Graham versichert. „Und Sie werden bald feststellen, dass Joe Biden nicht mehr Präsident ist. Kommen Sie an den Friedenstisch“, fügte der US-Senator an.
Medwedews Antwort folgte prompt: „Es steht weder Ihnen noch Trump zu, zu bestimmen, wann ‚Verhandlungen aufgenommen werden sollen‘. Die Verhandlungen werden beendet, wenn alle Ziele unserer Militäroperation erreicht sind“, schrieb der langjährige Gefährte Putins an Graham gerichtet und fügte an: „Kümmern Sie sich zuerst um Amerika, Opa!“
Russland-Experte: Medwedew trägt Moskaus Position nach außen
Seit Kriegsbeginn ist Medwedew immer wieder mit ähnlich schrillen Drohungen und Äußerungen an die Öffentlichkeit getreten – ernst nehmen müsse man seine Worte dennoch, kommentierte der Historiker Matthäus Wehowski nun die jüngsten Verbalattacken aus Moskau.
Der Ex-Präsident sei zwar vor allem ein „vulgärer Internet-Troll“, erklärte der Russland-Experte bei X, gehöre aber „natürlich dennoch zum inneren Kreis der russischen Machtelite und trägt dessen Position nach außen“, so Wehowski.
Ein Kurswechsel in Moskau sei nicht zu erwarten, kommentierte auch der russische Kremlkritiker Garri Kasparow die jüngsten Volten und kritisierte den Fokus auf eine Verhandlungslösung mit dem Kreml. Im Westen spreche man immer noch von Verhandlungen oder mittlerweile sogar von „Vorbereitungen für einen Krieg auf eigenem Boden im Jahr 2027, anstatt Russland jetzt in der Ukraine zu besiegen“, schrieb der ehemalige Schachweltmeister bei X.
Kremlkritiker Kasparow sieht keine Chance auf Kurswechsel im Kreml
Putin werde seinen Kurs nicht ändern, solang der für ihn selbst den Machterhalt bedeute, prognostizierte Kasparow. Dabei seien dem Kremlchef auch „Russland oder nationale Interessen“ schlussendlich egal, warnte der Kremlkritiker.
Der Kremlchef glaube zwar „an die Wiederherstellung der UdSSR“ und die „imperialistische Propaganda, die er verbreitet“, führte Kasparow aus. Für Putin sei das jedoch „zweitrangig gegenüber seinem eigenen Überleben“. Das sei aus Sicht Putins nur mit einem Sieg Russlands in der Ukraine gesichert, warnte Kasparow. „Für Putin gibt es, wie für jeden Diktator, keine wirklichen Fehler, solange er morgen noch an der Macht ist.“