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Kommentar

Trump und die Hamas
Ein Höllenbändiger knickt ein

Ein Kommentar von
2 min
A man wearing a mask in effigy of US President Donald Trump, holds a heart-shaped balloon during a rally organised by families of hostages held in the Gaza Strip since October 2023, in the plaza outside the Tel Aviv Museum of Art, known as the "Hostages' Square", in Tel Aviv on October 4, 2025.

„Wir lieben Trump“ und „Besiegelt den Deal“: Angehörige von Geiseln und ihre Unterstützer in Tel Aviv. Sie setzen große Hoffnungen in die Gaza-Initiative von Donald Trump.

Kommen die israelischen Geiseln in der Hand der Hamas jetzt frei? Donald Trumps Initiative hat große Hoffnungen geweckt. Aber ein Abkommen mit der Hamas hätte wohl seinen Preis.

Noch hat die islamistische Terrororganisation Hamas keine einzige der verbliebenen israelischen Geiseln freigelassen. Noch beschränkt sich die vermeintliche Zusage der Geiselgangster auf die Bereitschaft, unter bestimmten Bedingungen darüber reden zu wollen. Aber immerhin: Sollte es US-Donald Trump gelingen, mit seiner Gaza-Initiative die wohl 20 noch lebenden Geiseln freizubekommen, dann hätte er mehr erreicht, als man bei der Vorstellung seines Plans hoffen durfte.

Der Preis dafür wäre aber, dass der Rest von Trumps Plan Makulatur würde: Zustimmung zu allen 20 Punkten bis Sonntagabend, sonst bricht die Hölle aus? Von wegen. Schon die magere Hamas-Mitteilung in der Nacht zum Samstag genügte für Trump, Israel zur Einstellung seiner Angriffe und zum Teil-Rückzug aufzufordern. Dagegen stellen die Islamisten eine Forderung nach der anderen.

Hin und Her tut Trumps Glaubwürdigkeit nicht gut

Dieses Hin und Her tut der Glaubwürdigkeit des gefühlten Höllenbändigers Trump nicht gut, zumal Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Rückzugsforderung offen widerspricht. Wenn er sie doch befolgen würde, dann käme ein politisches Axiom zum Tragen: Es gibt kein dauerhaftes Machtvakuum. Die Hamas würde den Raum füllen, der nach dem Abzug der Israelis bliebe. Mit öffentlichen Hinrichtungen am Shifa-Krankenhaus hat sie kürzlich gezeigt, wer dort, im Zentrum von Gaza, nach wie vor das Sagen hat. Nun könnte sie ihr Regime wieder ausweiten. Im Süden mag der proisraelisch auftretende Warlord Yasser Abu Shahad seine konkurrierenden Ansprüche anmelden – auch kein gutes Szenario. Aber was ist im Gazastreifen schon gut?

Netanjahu hat in einer TV-Ansprache große Erwartungen hinsichtlich der Freilassung der Geiseln geweckt und sich damit selbst vor den indirekten Verhandlungen in Kairo unter hohen Druck gesetzt. Er hält zwar an der Entwaffnung der Terroristen fest, aber es ist doch längst klar, dass Israel sich mit der angestrebten Besetzung des ganzen Gazastreifens überfordert. Erst recht fehlt Trumps großem Plan die Substanz, wie sein rasches Einknicken zeigt.

Damit ist zu fürchten, dass die Hamas auch nach einem Kriegsende die Gaza-Verwaltung dominiert. Dass sie Ressourcen von Geld über Baumaterial bis zu Jobs im öffentlichen Dienst zuteilt und die Bevölkerung abhängig hält. Israel bliebe bedroht, auch die Gaza-Grenze zu Ägypten wäre wegen der von der Hamas ausgehenden Risiken weiter abgeriegelt. Ein nachhaltiger Wiederaufbau wäre in diesem Szenario chancenlos. Ein Palästinenserstaat bliebe eine Schimäre.