Donald Trump kritisiert Europa beim Treffen der „Koalition der Willigen“. Wladimir Putin spielt das in die Karten. Ein weiteres Treffen mit Trump lehnt er ab.
Kreml-Frist endet heuteTrump will weiteres Gespräch mit Putin – beide in Europa-Kritik einig

Donald Trump (l) spricht mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (r) nach ihrer gemeinsamen Pressekonferenz auf der Joint Base Elmendorf-Richardson, Alaska. (Archivbild)
Copyright: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/dpa
US-Präsident Donald Trump hat ein baldiges Gespräch mit Kreml-Chef Wladimir Putin angekündigt. „Das werde ich, ja“, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) auf die Frage einer Reporterin, ob Trump in naher Zukunft mit dem russischen Präsidenten sprechen werde.
Der Kreml dementierte prompt: Es gäbe nichts zu einer möglichen neuen Unterhaltung zwischen dem russischen und dem amerikanischen Präsidenten zu verkünden, sagte Kreml-Pressesprecher Dmitri Peskow laut der russischen Staatsagentur Tass. „Bislang gibt es keine vorläufigen Ergebnisse“, so der Kreml-Sprecher.
Donald Trump will nochmal mit Wladimir Putin sprechen
Während Putin nach dem ergebnislos verlaufenden Treffen mit Trump in Alaska derzeit weder Interesse an offenen Friedensverhandlungen, noch an einem zeitnahen weiteren Treffen mit dem US-Präsidenten zeigt, hatte Trump bereits am Mittwoch seinen Willen für ein weiteres, zeitnahes Gespräch bekräftigt. Er wolle bald wieder mit Putin sprechen, um zu klären, „was wir tun werden“, so Trump vor zwei Tagen.
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Auf die Frage eines Reporters, ob er strenge direkte Sanktionen gegen Russland verhängen würde, sollte Putin seine Friedensinitiative weiter verzögern, antwortete der US-Präsident ausweichend. Wladimir Putin hatte in den vergangenen Monaten wiederholt von Trump angekündigte Fristen ignoriert, die letzte davon läuft am Freitag ab.
Setzt Donald Trump endlich weitere Sanktionen gegen Russland durch?
„Wie auch immer seine Entscheidung ausfällt, wir werden entweder glücklich oder unglücklich darüber sein. Und wenn wir unglücklich darüber sind, werden Sie sehen, dass etwas passiert“, sagte Trump am Mittwoch im Oval Office vielsagend.
Im Kreml jedenfalls dürfte sich die Angst vor ernsthaften Maßnahmen nach den Erfahrungen der Vergangenheit in Grenzen halten. Am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums (EEF) nutzte Peskow am Freitag die Gelegenheit, um Trump noch ein paar warme Worte mitzugeben. Auf die Frage, ob der russische Präsident von seinem US-Amtskollegen enttäuscht sei, antwortete Peskow: „Putin schätzt die Bemühungen von Präsident Trump sehr. Er schätzt die konstruktive Natur ihrer Beziehung.“
Trump hatte den Frieden in der Ukraine bereits vor seinem Amtsantritt zur Chefsache erklärt, bislang aber kaum etwas erreicht. Der 79-Jährige wirkt deshalb zunehmend frustriert, was das Thema angeht.
Donald Trump kritisiert Europa
Am Donnerstag hatte Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und mehreren europäischen Staats- und Regierungschefs telefoniert. In Paris und per Videoschalte hatten mehr als 30 Staats- und Regierungschefs der „Koalition der Willigen“ beraten. 26 Länder zeigten sich nach Angaben Frankreichs bereit, sich an einem möglichen Einsatz in der Ukraine im Fall eines Waffenstillstands mit Russland beteiligen. Deutschland sagte keine Truppenentsendungen zu. Unklar blieb auch, in welcher Form sich die USA beteiligen werden.
Trump fordere die europäischen Staats- und Regierungschefs am Donnerstag auf, mehr zu tun – und machte den Verbündeten Vorwürfe. Europa müsse den Kauf von russischem Öl einstellen. Tatsächlich beziehen nur noch zwei Länder in Europa russisches Öl: Ungarn und die Slowakei. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte Verständnis für Trumps Empörung darüber.
Außerdem forderte Trump von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, China wegen seiner russischen Ölimporte zur Rede zu stellen. Die USA selbst war unter Trump bislang selbst nicht bereit, Sanktionen gegen Peking zu verhängen.
Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in weiter Ferne
Putin selbst äußerte sich bislang nicht zu den Gesprächen der „Koalition der Willigen“. Russland ist seit Kriegsbeginn weder an einer Waffenruhe, noch an einer Friedenslösung – sollte sie nicht die ukrainische Kapitulation bedeuten – interessiert. Russland sei bereit, weiter Krieg zu führen, sollte es nicht zu einer Einigung kommen, die Moskau genehm sei, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch.
Der russische Präsident kann sich nach dem Auftritt Trumps darüber freuen, dass der US-Präsident am Donnerstag ein russisches Narrativ bekräftigt hat: Die Schuld, dass Friedensbemühungen in der Ukraine ins Stocken geraten sind – darin scheinen sich Putin und Trump einig – liegt bei Europa.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte bereits Ende August erklärt, die „Koalition der Willigen“ versuche, die nach den russisch-amerikanischen Gesprächen erzielten Fortschritte bei der Beilegung des Ukraine-Konflikts zu untergraben. Tatsächlich hatten Trump und Putin in Alaska keine nennenswerten Ergebnisse erzielt. (pst mit dpa)