„Verrücktester Moment“Eklat in Trumps Schweigegeld-Prozess – Richter wirft alle aus dem Saal

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Ex-Präsident Donald Trump zusammen mit seinem VerteidigerTodd Blanche nach einem Prozesstag in New York

Ex-Präsident Donald Trump zusammen mit seinem VerteidigerTodd Blanche nach einem Prozesstag in New York

Trumps Zeuge Roberto Costello verstieß mehrfach gegen die Regeln. Das wollte sich Richter Merchan nicht bieten lassen. 

Die sechste Woche des Schweigegeld-Prozesses gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump hat am Montag (20. Mai) stürmisch begonnen. Richter Juan Merchan ließ den Gerichtssaal vorübergehend räumen, da er sich von einem Zeugen respektlos behandelt fühlte. 

Auslöser von Merchans Empörung war die Aussage von Robert Costello, der von Trumps Verteidigung in den Zeugenstand gerufen wurde. Costello war Rechtsberater von Michael Cohen, dem Hauptbelastungszeugen der Staatsanwaltschaft gegen Trump. Costello sagte gegen Cohen aus, verstieß aber mehrfach gegen die Regeln. Costello beschwerte sich darüber, dass Richter Merchan dem Einspruch gegen ihm gestellte Fragen stattgab. Costello antwortete dennoch auf die Fragen und zog sich so den Unmut des Richters zu.

Trumps Schweigegeld-Prozess: Richter Juan Merchan weist Zeugen Costello in die Schranken

Von Costello war ein „Jeesh“ zu hören - übersetzbar etwa mit einem abfälligen „Oh mein Gott“. Er blickte finster und abfällig in Richtung Merchans. Merchan belehrte den Zeugen, dass in Fällen des stattgegebenen Einspruchs nicht geantwortet werden dürfe. Er drohte, Costello aus dem Zeugenstand zu entfernen. „Wenn Sie noch einmal versuchen, mich niederzustarren, werde ich Sie aus dem Zeugenstand entfernen“, so Merchan aufgebracht und ließ den Saal räumen. Er wies das Personal mit lauter Stimme an, seine Anweisungen umzusetzen. Sogar Trump legte dabei seine sonst vorherrschende Schläfrigkeit ab.

Nach einer Unterbrechung ging der Prozess aber weiter. US-Medien sprachen vom „verrücktesten Moment“ des Prozesses. Merchan wurde so zumindest erneut seinem Ruf gerecht, sich nichts von Trumps Seite bieten zu lassen. So hatte er zwei Wochen zuvor Trump sogar mit Haft gedroht, sollte dieser weiter gegen Geschworene und andere Prozess-Beteiligte hetzen und diese ständig, auch über soziale Medien, denunzieren.

Donald Trump lobt Zeugen Roberto Costello

Trump machte unterdessen mit seinen Anschuldigungen ungerührt weiter: Mit zahlreichen Unterstützern im Gerichtssaal, unter ihnen der verurteilte Rocker Chuck Zito, hatte der Ex-Präsident für den Entlastungszeugen Costello nach dessen Auseinandersetzung mit dem Richter lobende Worte übrig. Costello sei ein „hoch angesehener Anwalt“, Richter Merchan dagegen ein „Tyrann“.

Allerdings könnte sich Costello, der eigentlich die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen Cohen untergraben sollte, durch sein Verhalten aber eher selbst geschadet haben.

Unterdessen ist ein Ende des Prozesses um das mutmaßliche Schweigegeld für Ex-Pornostar „Stormy Daniels“ in Sicht. Der Richter sagte, dass er die Schlussplädoyers für Dienstag kommender Woche erwarte. Danach würden die zwölf Geschworenen zur Beratung zusammenkommen und ein Urteil fällen. Offiziell gibt es dafür kein Zeitlimit, für gewöhnlich beraten Jurys aber einige Stunden bis einige Tage. (mit dpa)

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