Warnung vor Russlands PlänenWährend Europa streitet, greift Kremlchef Putin bereits nach mehr

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Kremlchef Wladimir Putin (r.) zusammen mit Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu. US-Analysten zufolge will der Kreml weitere Gebiete in der Ukraine erobern. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin (r.) zusammen mit Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu. US-Analysten zufolge will der Kreml weitere Gebiete in der Ukraine erobern. (Archivbild)

Ein Vorstoß von Macron und die Taurus-Debatte bekommen viel Aufmerksamkeit. Russland rückt derweil weiter vor – und hat Pläne.

Kremlchef Wladimir Putin hat im Schatten des Wirbels um einen französischen Vorstoß zur Entsendung westlicher Bodentruppen ein Dekret unterzeichnet, nach dem die gesamten ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk sowie die Halbinsel Krim dem „Südlichen Militärbezirk“ unterstellt werden sollen. Das berichteten russische staatliche Nachrichtenagenturen. Derzeit sind nicht alle dieser Landesteile vollständig von russischen Truppen besetzt, an der Frontlinie kommt es weiterhin zu heftigen Gefechten.

„Die Einbeziehung sowohl der besetzten als auch der unbesetzten Gebiete der Ukraine deutet darauf hin, dass Russland maximale Ziele verfolgt und versucht, alle fünf Regionen zu erobern“, erklärten die Analysten des amerikanischen „Institute for the Study of War“ zu Putins Erlass. Überraschend kommt das nicht: Putin selbst hatte kürzlich noch eine „entmilitarisierte Zone“ in der Ukraine gefordert, die so groß sein solle, dass Luftangriffe auf russische Städte unmöglich würden. Dafür müsste Russland weitere Gebiete der Ukraine unter seine Kontrolle bringen.

Ukraine warnt vor neuer Offensive von Putins Armee

Zuvor hatte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer neuen russischen Offensive im Osten der Ukraine gewarnt, die im Mai oder spätestens im Sommer beginnen werde. Dieser Warnung stimmen die US-Analysten zu. Die russischen Streitkräfte hätten nach den Schwierigkeiten, in die Russlands Streitkräfte durch die ukrainische Gegenoffensive im letzten Jahr geraten war, mittlerweile die „Initiative im gesamten Einsatzgebiet“ zurückerlangt.

Dafür sprechen auch die jüngsten Erfolge russischer Truppen an der Front in der Ukraine. Nach monatelangen Gefechten und mehreren erfolglosen russischen Angriffswellen musste die ukrainische Armee die Frontstadt Awdijiwka in der letzten Woche schließlich aufgeben.

US-Analysten: Moskau verfolgt kurzfristiges und langfristiges Ziel

Laut den US-Analysten verfolgt Moskau derzeit zwei Ziele: Kurzfristig wolle der Kreml die Kontrolle über das Kampfgeschehen in der Ukraine zurückerlangen, langfristig dienten die derzeitigen Schritte jedoch auch dafür, sich auf einen „möglichen umfassenden Krieg mit der Nato“ vorzubereiten.

Während Europa am Dienstag über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern und den französischen Vorstoß zu einer möglichen Verlegung westlicher Truppen in die Ukraine stritt – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erhielt fast ausschließlich scharfe Kritik – verkündete Moskau weitere Geländegewinne.

Schoigu berichtet von weiteren Geländegewinnen für Russland

Verteidigungsminister Sergei Schoigu sprach am Dienstag von der Eroberung weiterer ostukrainischer Ortschaften. Die Geländegewinne der russischen Armee seit Jahresbeginn bezifferte Schoigu auf 327 Quadratkilometer. Das entspricht etwa der Fläche der Stadt Bremen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Dennoch spricht derzeit viel dafür, dass Russland die Oberhand an der Front gewonnen hat. Am Montag hatte die ukrainische Armee einen Rückzug auf neue Verteidigungspositionen westlich der erst kürzlich von Russland eroberten Industriestadt Awdijiwka eingeräumt. Dem Sprecher der Gruppierung im Südosten, Dmytro Lychowij, zufolge solle die neue Verteidigungslinie nun entlang der Dörfer Berdytschi, Orliwka und Tonenke verlaufen. (mit dpa)

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