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Wut-Posts zur Wahl in New YorkSein „schlimmster Alptraum“ liegt vorn – Trump droht und beleidigt Mamdani

6 min
US-Präsident Donald Trump hat den demokratischen New Yorker Kandidaten Zohran Mamdani hart attackiert. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump hat den demokratischen New Yorker Kandidaten Zohran Mamdani hart attackiert. (Archivbild)

New York wählt einen neuen Bürgermeister – Trump überzieht den demokratischen Kandidaten Zohran Mamdani im Netz mit Tiraden.

Die US-Ostküstenmetropole New York wählt einen neuen Bürgermeister – und US-Präsident Donald Trump mischt sich mit Drohungen und wütenden Worten ein. Die New Yorker lassen sich davon jedoch nicht abhalten: Schon zur Öffnung der Wahllokale bildeten sich in der liberalen Hochburg mit mehr als acht Millionen Einwohnern vielerorts Schlangen. Kinder an öffentlichen Schulen haben frei. Die Wahllokale schließen um drei Uhr nachts deutscher Zeit am Mittwoch – danach wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.

Eine Rekordzahl von mehr als 700.000 Menschen hatte auch schon in den Tagen vor der Wahl in dafür eingerichteten Wahllokalen ihre Stimme abgegeben – dazu Zehntausende per Brief. Als Favorit der Bürgermeisterwahl gilt der 34 Jahre alte linke Demokrat Zohran Mamdani. Der derzeitige Abgeordnete im Parlament des Bundesstaats New York verspricht unter anderem eine Mietpreisbremse, kostenlose Busse und Kinderbetreuung. Zur Finanzierung will Mamdani die Steuern für Wohlhabende und Unternehmen anheben. US-Präsident Trump und der „MAGA“-Bewegung ist er unterdessen ein Dorn im Auge.

New York City: Zohran Mamdani in Umfragen deutlich vorn

Mamdani hatte in den Umfragen zuletzt deutlich vorn gelegen. Ein Wahlsieg würde ihn zu einem der prominentesten Gegenspieler von Trump machen, der einen Sieg des Demokraten zu verhindern versucht. Mamdani wäre der erste muslimische Bürgermeister in der Geschichte der Millionenmetropole. Der derzeitige Bürgermeister Eric Adams, im Amt seit 2022, hatte unter anderem nach einem Korruptionsskandal eine erneute Kandidatur zurückgezogen.

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Gegen Mamdani tritt der frühere demokratische Gouverneur New Yorks, Andrew Cuomo, als unabhängiger Kandidat an. Der 67-jährige Cuomo war 2021 nach Vorwürfen sexueller Belästigung von seinem Amt als Gouverneur des Bundesstaats zurückgetreten. Der republikanische Herausforderer ist Curtis Sliwa. Der 71 Jahre alte Gründer einer Bürgerinitiative für mehr Sicherheit auf den Straßen hatte bereits vor vier Jahren gegen Adams verloren. Auch diesmal werden ihm kaum Chancen ausgerechnet.

Trump und Republikaner attackieren Zohran Mamdani

US-Präsident Trump und andere republikanische Schwergewichte haben sich angesichts dieser Ausgangslage für Cuomo ausgesprochen. Bereits seit Monaten überziehen die Republikaner den demokratischen Kandidaten mit Attacken – auch unter der Gürtellinie. 

US-Senator Ted Cruz postete etwa am Dienstag auf der Plattform X einen fiktiven Wahlzettel, auf dem zwei Optionen zu sehen waren: „Ein Demokrat – Nur ein Demokrat“ und „Ein echter kommunistischer Dschihadist – ein buchstäblich Karl Marx zitierender, Amerika hassender Dschihadist“ – dazu schrieb Cruz: „Das scheint einfach zu sein, New York City“. Damit stellt Cruz nicht nur eine Verbindung zwischen dem muslimischen Glauben Mamdanis und Terrorismus her, sondern spielt auch darauf an, dass Cuomo einst für die Demokraten angetreten ist.

Trump droht New York mit Entzug von Bundesmitteln

US-Präsident Trump meldete sich vor der Wahl ebenfalls mit harschen Tönen zu Wort. Wenn der „kommunistische“ Mamdani die Wahl zum Bürgermeister von New York City gewinne, sei es „höchst unwahrscheinlich, dass ich meiner geliebten ersten Heimat mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbeträge an Bundesmitteln zukommen lasse“, drohte Trump auf seiner Plattform Truth Social zunächst.

Der demokratische Kandidat Zohran Mamdani lacht im Gespräch mit Reportern - und geht als Favorit in die New Yorker Bürgermeisterwahl. (Archivbild)

Der demokratische Kandidat Zohran Mamdani lacht im Gespräch mit Reportern - und geht als Favorit in die New Yorker Bürgermeisterwahl. (Archivbild)

Das „einst so großartige“ New York habe als „kommunistische Stadt keine Chance auf Erfolg oder gar Überleben“, polterte der US-Präsident weiter und empfahl den New Yorker Bürgern, ihre Stimme für Cuomo abzugeben. „Ob Sie Andrew Cuomo persönlich mögen oder nicht, Sie haben wirklich keine Wahl“, hieß es vom US-Präsidenten.

US-Präsident liefert Tirade auf Truth Social

Mamdani sei „ein Niemand als Abgeordneter“ und „der Schlechteste seiner Klasse“ gewesen, schrieb Trump außerdem, über den Kandidaten, der sich einst in einem Tiktok-Video als „Trumps schlimmsten Alptraum“ bezeichnet hatte. Mit Mamdani als Bürgermeister werde New York City eine „vollständige und totale wirtschaftliche und soziale Katastrophe“ erleben, behauptete der US-Präsident weiter. 

Am Dienstag, nach dem die Wahllokale in der Ostküstenmetropole geöffnet worden waren, legte Trump noch einmal auf Truth Social nach und fand dabei beleidigende Worte: „Jeder Jude, der für Zohran Mamdani stimmt, einen bekennenden und nachweislichen JUDENHASSER, ist ein dummer Mensch!!!“, schrieb der US-Präsident dort.

Zohran Mamdani weist Vorwürfe zurück

Mamdani hat derartige Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er stehe für demokratischen Sozialismus, erklärte der Kandidat angesichts der Kommunismus-Vorwürfe. „Der demokratische Sozialismus versucht, eine breite Zustimmung, demokratische Unterstützung und Mehrheitsunterstützung für politische Maßnahmen zu gewinnen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden sollen“, erklärte dazu die Politikwissenschaftlerin Susan Kang gegenüber der „New York Times“ und unterstrich die Verankerung dieser Position in demokratischen Prozessen.

Auch Robert Lieberman, Professor für Politikwissenschaften an der Johns Hopkins University, sieht beim „demokratischen Sozialismus“ ein klares „Bekenntnis zur Demokratie“. Oftmals stimme die Position demokratischer Sozialisten mit dem überein, „was in Europa oft als Sozialdemokratie bezeichnet wurde“, zitierte etwa die „Frankfurter Rundschau“ den Politikwissenschaftler.

„Ich habe das gesagt, weil das etwas ist, was ich persönlich glaube“

Nach ähnlichen Antisemitismus-Vorwürfen wie nun von Trump hatte der Mamdani unterdessen bereits im Sommer gegenüber Reportern erklärt, es schmerze ihn, „als Antisemit bezeichnet zu werden“, da er bei „jeder Gelegenheit“ erklärt habe, dass es in New York und den USA „keinen Raum für Antisemitismus“ gebe. 

„Ich habe das gesagt, weil das etwas ist, was ich persönlich glaube“, fügte Mamdani an, der nach dieser Stellungnahme schließlich in Tränen ausgebrochen war, als er über den Hass berichtete, der ihn seit seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt erreicht habe. „Ich bekomme Botschaften, die sagen: ‚Der einzige gute Muslim ist ein toter Muslim.‘ Ich bekomme Morddrohungen gegen mich und die Menschen, die ich liebe“, erklärte Mamdani. Angesichts dieser Schilderungen wurde in den sozialen Netzwerken am Dienstag auch viel Kritik und an Trumps und anderen gegen Mamdani gerichteten Wortmeldungen laut. 

Mamdani verspottet Konkurrenten: „Glückwunsch, Andrew Cuomo“

In der jüdischen Community New Yorks hatte Mamdanis Kandidatur jedoch durchaus Kontroversen ausgelöst, da der Demokrat Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung geäußert und sich für die Menschen im Gazastreifen engagiert hat. Es gebe jedoch auch „junge, progressive Juden“ in der Stadt, die es gut fänden, dass Mamdani etwa von einem „Genozid“ im Gazastreifen gesprochen habe, berichtete der Deutschlandfunk dazu kürzlich.

Im Wahlkampfendspurt setzt Mamdani derweil auf einen humorvollen Umgang mit den Attacken der Republikaner um US-Präsident Trump. Auf der Plattform X gratulierte der Demokrat spöttisch seinem Konkurrenten Cuomo, ebenfalls Demokrat, für die Unterstützung aus dem „MAGA“-Lager. „Glückwunsch, Andrew Cuomo. Ich weiß, wie hart du dafür gearbeitet hast“, schrieb Mamdani etwa zu einer Grafik mit dem Slogan „Trump unterstützt Cuomo“.

Zohran Mamdani: „Unsere Zeit ist gekommen, New York“

Als Tech-Milliardär Elon Musk sich später ebenfalls für Cuomo aussprach, setzte Mamdani auf einen ähnlichen Konter. „Eine weitere große Unterstützung für Andrew Cuomo. Und das hat nur 959 Millionen Dollar an Steuererleichterungen gekostet“, lautete diesmal der süffisante Kommentar des New Yorker Kandidaten, der damit auf frühere Berichte über von Cuomo als Gouverneur bewilligte Subventionen für ein Unternehmen im Besitz von Musks Familie anspielte. „Unsere Zeit ist gekommen, New York. Unsere Zeit ist jetzt“, schrieb Mamdani am Wahltag außerdem in den sozialen Netzwerken. 

Bei der Wahl bekommt der New Yorker prominente Unterstützung: „Zohran Mamdani hat es mit den Oligarchen, Trump, dem republikanischen Establishment und dem demokratischen Establishment mit einer Agenda für die Arbeiterklasse aufgenommen. Deshalb schaut die ganze Welt auf diese Wahl“, erklärte der demokratische Senator Bernie Sanders, der in den USA und darüber hinaus einen gewissen Kultstatus erlangt hat.

Bernie Sanders stellt sich hinter Zohran Mamdani

„Wir können eine Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk schaffen“, fügte Sanders an, der jedoch auch davor warnte, den politischen Gegner zu unterschätzen. „Sie verfügen über enorme Geldmengen und Macht“, schrieb er in einem weiteren Beitrag bei X, zeigte sich aber dennoch optimistisch. „Wir haben die Menschen, und wenn sich Menschen organisieren, können wir Geschichte schreiben“, erklärte der 84-Jährige und fügte hinzu: „Lasst uns zeigen, was organisierte Menschen erreichen können – und Zohran Mamdani zum nächsten Bürgermeister von New York wählen.“ (mit dpa)