Die Hamas hat einen Doppelstaatler freigelassen – als Geste gegenüber den USA. Nun gibt es erste Berichte über Edan Alexanders Zustand.
Entführter SoldatHamas übergibt US-israelische Geisel – 21-Jähriger wurde wohl schwer gefoltert

Im Huyler Park versammelte Menschen feiern mit „Welcome Home Edan“ die Freilassung der amerikanischen Geisel Edan Alexander von der islamistische Hamas im Gazastreifen.
Copyright: Stefan Jeremiah/AP/dpa
Die islamistische Hamas hat im Gazastreifen eine US-israelische Geisel an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben. Das meldeten mehrere israelische Medien übereinstimmend. Alexander ist Armeeangaben zufolge in ihrer Obhut. Vertreter des Roten Kreuzes brachten ihn nach seiner Freilassung zu Israels Militär im Gazastreifen. Spezialeinheiten begleiteten ihn nun nach Israel, teilte die Armee weiter mit. Dort werde er medizinisch untersucht und treffe seine Familie.
Nach der Freilassung dringen Details seiner Geiselhaft an die Öffentlichkeit. Er sei bei Verhören schwer gefoltert und in einen Käfig gesperrt worden, zitierte der israelische Sender Kan erste Aussagen des 21-Jährigen. Er sei auch lange mit Handschellen gefesselt gewesen. Der junge Soldat wurde dem Bericht zufolge mit anderen Geiseln in einem Tunnel festgehalten und hat demnach nur wenig Essen bekommen.
Auch bereits zuvor freigelassene Geiseln hatten laut israelischen Medien berichtet, dass Alexander zeitweise angekettet gewesen und gefoltert worden sei. Ehemalige Entführte berichten immer wieder über die brutalen Methoden ihrer Peiniger.
Alles zum Thema Donald Trump
- Widerstand ist vorprogrammiert Donald Trump will günstigere Medikamente für USA – Druck auf Europa
- Klare Botschaft bei erstem Gebet Alte Aussagen, Trump-Wutanfall, Konklave-Details – Papst Leo steht direkt im Fokus
- Kommt ein Deal? Geplante Geisel-Freilassung nährt Hoffnung für Gaza-Einigung
- Treffen in Kiew Die russischen Kriegstreiber sind bloßgestellt
- „Vollständiger Neustart“ Trump lobt Zoll-Gespräche mit China
- Vermittlung durch die USA Indien und Pakistan lassen Waffen schweigen
- Westen fordert Waffenruhe Putin schlägt Friedensgespräche in der Türkei vor
Alexander könnte zu einem Treffen mit Trump nach Katar reisen
Der 21-Jährige kam aufgrund einer Vereinbarung der Hamas mit den USA, ohne israelische Beteiligung, frei. Er wurde Berichten zufolge in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens freigelassen.

Fahrzeuge des Roten Kreuzes mit der amerikanisch-israelischen Geisel und dem Soldaten Edan Alexander verlassen den Gazastreifen, nachdem er der Organisation übergeben wurde.
Copyright: Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Terroristen hatten den Soldaten am 7. Oktober 2023 an einem israelischen Wachposten in der Nähe des Gazastreifens entführt. Er ist der erste männliche Soldat, der seitdem lebend aus der Geiselhaft der Hamas entlassen wurde.
Nach seiner Freilassung könnte Alexander zu einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump nach Katar reisen. Dies berichteten mehrere israelische Medien unter Berufung auf Alexanders Familie. Dies gilt aber offenbar nur, sofern sein Gesundheitszustand dies erlaubt.
Freilassung als Geste gegenüber den USA
Die islamistische Hamas hatte die Freilassung des Soldaten am Sonntag angekündigt. Es habe dazu in den vergangenen Tagen Gespräche mit den USA gegeben. Die Freilassung sei Teil der Bemühungen der Islamisten, ein Gaza-Abkommen zu erreichen.
Trump sprach von einer „monumentalen Neuigkeit“ und Geste des Entgegenkommens gegenüber den USA und den anderen beiden Vermittlern Katar und Ägypten. Trump will diese Woche eine mehrtägige Nahost-Reise antreten – ohne Stopp in Israel.
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, die USA hätten Israel gesagt, dass dieser Schritt voraussichtlich zu Verhandlungen über einen früheren Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff führen werde, den Israel schon akzeptiert habe.
Witkoffs Vorschlag sieht die Freilassung aller im Gazastreifen verbliebenen Entführten und Leichen von Geiseln in zwei Etappen mit einer längeren Waffenruhe dazwischen. Die Hamas besteht jedoch auf einer Verpflichtung Israels zu einem vollständigen Ende des Krieges.
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten kündigte am Nachmittag an, am Dienstag Unterhändler zu Verhandlungen nach Katar zu schicken.
Israel: Verhandlungen mit Hamas werden unter Feuer fortgesetzt
Israel plant aber auch nach der Freilassung des jungen Mannes eine Verschärfung der Angriffe im Gazastreifen. „Die Verhandlungen werden unter Feuer weitergehen, während Vorbereitungen für eine Intensivierung der Kämpfe laufen“, hieß es in einer Mitteilung Netanjahus. Alexanders Freilassung sei möglich geworden „durch die energische Politik, die wir mit Unterstützung von Präsident Trump angeführt haben, und dank des militärischen Drucks der israelischen Soldaten im Gazastreifen“. Israel sei zu keinerlei Waffenruhe oder zur Entlassung von Häftlingen verpflichtet.
Angehörige anderer Geiseln ohne ausländische Staatsbürgerschaft äußerten Erbitterung darüber, dass ihre Liebsten nicht freikommen und warfen der Regierung Netanjahus Gleichgültigkeit vor. Schimon Or, dessen Neffe im Gazastreifen festgehalten wird, sagte „ynet“: „Die Hamas hat gemerkt, dass US-Präsident Donald Trump genug hat von Netanjahus Entscheidungsschwäche, also haben sie ihm einen Knochen hingeworfen und Israel außen vor gelassen.“
Der Verband der Geiselfamilien betonte, man dürfe niemanden im Gazastreifen zurücklassen. „Edans Rückkehr muss der Anfang einer umfassenden Vereinbarung sein, die alle Geiseln heimbringt.“
Junger Soldat soll gefoltert worden sein
Alexander sei in der Geiselhaft auch gefoltert worden, meldeten israelische Medien unter Berufung auf Berichte zuvor freigelassener Geiseln. Demnach wurde er mehr als 500 Tage in einem Tunnel festgehalten und sei auch eine Zeit lang angekettet worden. Der junge Soldat soll auch erheblich an Gewicht verloren haben. Die islamistische Hamas veröffentlichte im November 2024 ein Video des jungen Soldaten, das ihn hemmungslos weinend zeigt.
Alexanders Eltern waren kurz nach seiner Geburt in die USA ausgewandert. Ihr ältester Sohn kam dann alleine nach Israel, um dort in der Armee zu dienen.
Noch 58 Verschleppte im Gazastreifen
Israelischen Angaben zufolge werden nun noch 20 lebende Geiseln festgehalten, bei drei weiteren Verschleppten sei der Status unklar. Dazu kommen die Leichen von 35 Entführten.
Die Hamas hatte bereits kurz nach Kriegsbeginn zwei weibliche US-Geiseln ohne Bedingungen freigelassen. Außerdem wurden zwei ältere israelische Frauen damals aus „humanitären Gründen“ an das Rote Kreuz übergeben. Dutzende weitere Geiseln kamen während zwei Waffenruhe-Phasen im Gegenzug für die Freilassung Hunderter palästinensischer Häftlinge frei.
Alexander war Medienberichten zufolge die letzte lebende Geisel mit US-Staatsbürgerschaft, die noch im Gazastreifen festgehalten wurde. Unter den Toten sind noch mehrere Personen mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft.
Die Hamas und andere islamistische Terroristen töteten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen. Das Massaker war Auslöser des Gaza-Kriegs. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 52.800 Palästinenser getötet. (dpa)