Gemünder KunstforumDer Lieblingsmaler des NS-Regimes
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Der Peiner-Enkel Marcus Albanus(M.) machte Dr. Dieter Pesch und dessen Sohn Martin den Nachlass des Malers zugänglich. (Foto: Hilgers)
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GEMÜND – Die meisten Bilder hängen im Gemünder „KunstForumEifel“ bereits an den Wänden und warten noch auf ihre Schrifttäfelchen. Denn ohne sie wird in dieser Ausstellung, die am Samstag eröffnet wird, keineswegs immer klar, welche Bilder nun Werner Peiner selbst gemalt hat und welche zwar in seinem Stil gemalt worden sind, aber von seinen Schülern stammen.
Leicht zuzuordnen sind ihm zwar die Blut-und-Boden-Schinken wie das Bild „Deutsche Erde“, das die Mechernicher 1933 bei ihm für ihren frischgebackenen „Ehrenbürger“ Adolf Hitler bestellten. Mit diesen Monumentalbildern erwarb sich der Maler Anfang der 1930er Jahre die Gunst und zahlreiche Aufträge der Nazigrößen bis hin zu Hitler, Göring, Himmler und Goebbels.
Diesem Monumentalstil blieb der Maler auch nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs treu, als er im Auftrag von Konzernen und ausländischen Regierungen malte und versuchte, seine Reputation wieder herzustellen. Doch Bilder aus den Anfangsjahren des Künstlers tragen sogar expressionistische Züge oder sind, wie seine zahlreichen Porträts, der „Neuen Sachlichkeit“ zuzuordnen und damit keineswegs typisch für Peiner.
Umfassend wird das Bild vom Maler und vom Menschen Peiner aber erst durch die 30 Tafeln mit Begleittexten. Auf ihnen haben die beiden Autoren Dr. Dieter Pesch und dessen Sohn Martin zusammengefasst, was sie in monatelangen Recherchen herausgefunden und im begleitenden Buch mit wissenschaftlicher Akribie auf 172 Seiten ausgearbeitet haben: das Bild eines Malers, der sich und seine Kunst aus eigenem Antrieb und aus Überzeugung in den Dienst der Nationalsozialisten stellte. Und sich bis zu seinem Tod nicht wirklich von deren Ideologie distanzierte, sondern an einer immer komplizierter werdenden Lebenslüge bastelte und in der Illusion eines fiktiven NS-Staates weiterlebte. Bis zum Tod, so Pesch, sei Peiner stolz darauf gewesen, dass Göring über den Maler gesagt habe, dieser sei der einzige, der die deutsche Kunst noch retten könne.
Bündnis gegen Rechtsist gegen Ausstellung
Eine derartige öffentliche Resonanz hat der in Gemünd beheimatete Förderverein „Maler der Eifel“ in den sieben Jahren seines Bestehens noch nicht erzielt: Als bekannt wurde, dass Kurator Dr. Dieter Pesch in einer Dokumentation die Rolle des Malers Werner Peiner als Propaganda-Künstler der Nationalsozialisten beleuchten werde, brach in der Region ein Sturm der Entrüstung los. Massiv kritisiert das Eifeler „Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“ die Ausstellung im Gemünder „KunstForumEifel“. Obwohl das Bündnis Dieter Pesch, der 27 Jahre als Direktor das LVR-Freilichtmuseum in Kommern leitete, eine saubere wissenschaftliche Arbeit attestiert, wird es die Eröffnung mit Protestveranstaltungen und einem Gegenprogramm begleiten.
Kritisiert wird von „Eifel gegen Rechts“, dass ein vergessener Maler, der dem NS-Regime mit seinen Bildern und der Kronenburger „Hermann-Göring-Meisterschule“ eine Kunst geliefert habe, die perfekt in die NS-Ideologie passte, nun wieder ins Blickfeld gerückt werde. Das „KunstForumEifel“ in Gemünd, so befürchten die Gegner der Ausstellung, laufe Gefahr, durch die Dokumentation zum Anlaufpunkt für Anhänger rechter Ideologie zu werden. Wenn eine solche Aufarbeitung nötig sei, so ihre Kritik, dann gehöre diese nach Vogelsang. Wenig Verständnis hat der „Förderverein Maler der Eifel“ für diese Kritik. Es sei auch eine Aufgabe des Vereins, sich mit einem dunklen Kapitel der Eifelmalerei zu beschäftigen, erklärte gestern Horst Pankatz, der Vorsitzende des Vereins. Die Dokumentation „Kunst im Nationalsozialismus. Werner Peiner – Verführer oder Verführter“ belege, dass Peiner als Herold der Nationalsozialisten deren Ideologie vertreten habe.
80 Werke sindzu sehen
Mit rund 80 Radierungen, Skizzen, Öl- und vor allem Temperamalereien sowie zahlreichen Dokumenten zeigt der Förderverein in der Ausstellung bis zum 26. August, wie sich die Bilder des Malers, dessen Eltern aus Mechernich stammen, in den 1920er und 30er Jahren wandelten zu den monumentalen Gemälden, die die Sprache der Nationalsozialisten sprachen“ und ihm zahlreiche Aufträge des nationalsozialistischen Regimes einbrachten, so etwa für acht Wandteppiche in der Neuen Reichskanzlei in Berlin, die die „Schicksalsschlachten der Deutschen“ zeigten.
Einen großen Teil der Ausstellungsstücke hat Peiners Familie, die in der von Peiner gekauften Burg „Haus Vorst“ bei Leichlingen lebt, zur Verfügung gestellt. Die Familie öffnete Dr. Pesch und dessen Sohn Martin für deren Recherchen auch den Zugang zum umfangreichen Nachlass des Malers. Peiners Enkel Marcus Albanus erklärte, dass der Familie an einer kritischen und wissenschaftlichen Aufarbeitung des Lebens und Schaffens Peiners gelegen sei.
Das „KunstForumEifel“in Gemünd ist freitags bis sonntags sowie feiertags von 13 bis 18 Uhr geöffnet (Eintritt 5 Euro, unter 18 Jahren 2,50 Euro).