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Ostholland freut sich auf Ziegenclub

Lesezeit 3 Minuten

Die FC-Mannschaft mit "Hennes den Achten".

MÖNCHENGLADBACH / KÖLN. Endlich wieder Bundesliga! Und mit dem Traditionsderby gegen den rheinischen Rivalen aus Mönchengladbach erwartet die FC-Fans gleich ein besonderes Schmankerl.

Seit Jahrzehnten verbindet die Fans der Fohlen und des Geißbocks eine herzliche Abneigung. Sicher, da ist auch noch das Sonder-Verhältnis des Kölner Anhangs zu Leverkusen. „Der jüngeren Generation ist die Rivalität zu Leverkusen wichtiger“, sagt Frank vom FC-Fanclub C.C.A.A., der zu jedem Auswärtsspiel mitfährt. „Gladbach ist der Feind“, hat ihm ein alter FC-Fan mal eingeschärft.

„Ich denke, die Rivalität liegt an der räumlichen Nähe und dem hohen Fan-Potenzial beider Vereine“, erklärt sich Rainer Mendel, Fanbetreuer des 1. FC Köln, das Phänomen. Frank indes sieht den Ursprung in den 70er Jahren: „Damals haben beide Mannschaften beansprucht, den modernsten Fußball zu spielen.“ Das sieht Thomas Weinmann, Fanbeauftragter bei Gladbach, ähnlich: „Die Kölner“, sagt er, „waren schon in den 70ern für ihr großes Mundwerk bekannt. Dabei musste erst Hennes Weisweiler aus Gladbach kommen, um den Erfolg zu bringen.“

Köln, sagt Weinmann, war die „selbst ernannte Welthauptstadt“, Gladbach die Provinz. Daran hat sich bis heute wenig geändert. In den Internet-Foren der FC-Fans werden Gladbacher per se als „Rübenbauern aus Ostholland“ bezeichnet. Andersrum ist „Ziegenclub“ noch das netteste Synonym für den FC, das Gladbacher kennen. Klar, sagt Weinmann, die Städte könne man nicht vergleichen. „Aber sportlich lief es immer recht gut.“ In der Tat: In Sachen Deutsche Meisterschaft führt Gladbach 5:3. Und von den letzten 15 Derbys gewann Borussia elf, der FC nur zwei.

Also wird die schwarz-weiß-grüne Fangemeinde morgen wieder ihre alten Anti-Köln-Gesänge anstimmen, deren pure Existenz ja eigentlich schon von Respekt zeugt. Oder kennt jemand ein Anti-Wolfsburg-Lied?

Ein besonderer Tag wird Sonntag auch für Ralf sein. Der ist Kölner, aber Borusse. Nicht als einziger, wie er weiß. „In Köln gibt’s tausende Gladbach-Fans“, lacht das Mitglied des Fan-Clubs „Kölsche Borussen“. Schon seit Tagen macht er Gladbach-Stürmer Arie van Lent heiß. Der steht zwar nur als Papp-Aufsteller in seiner Wohnung, aber immerhin. Ausgerechnet van Lent! Der traf beim letzten Derby gleich drei mal. Und als er noch für Bremen spielte, machte er beim 3:1 gegen den FC alle vier Tore.

Das Derby: Der Verlierer muss die Häme kübelweise über sich ergehen lassen. Die Gladbacher geben sich siegessicher. Auch Ralf: Bevor er mit seinem Fan-Club samt seiner kleinen Tochter an den Bökelberg reist, wird in Ehrenfeld gegrillt. Da sind auch FC-Fans bei. „Und die werden natürlich schon mal auf ihre Niederlage eingeschworen.“ Tradition verpflichtet.