Top-Kardiologe Schmitz„Ich bin immer Eifeler geblieben“
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Dr. Christoph Schmitz fühlt sich in München wohl, vermisst gleichzeitig aber die Eifeler Natur. (Bild: privat)
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Der in Schleiden aufgewachsene Dr. Christoph Schmitz hat beinahe alles erreicht, was als Herzchirurg in Deutschland möglich ist - und das mit 48 Jahren. Inzwischen trägt Schmitz, der am Klinikum Großhadern als Oberarzt die Herzchirurgie der Universität München leitet, auch den Professorentitel.
Wenn der Steinfelder Abiturient mit ruhiger Stimme von seiner beruflichen Laufbahn erzählt, geschieht das immer wieder mit einem Lächeln - gerade so, als könne er selbst kaum glauben, wie sich seine Karriere Schritt für Schritt „ergeben“ hat. Allerdings konnte das wohl nur geschehen, weil Schmitz, als er einmal erkannt hatte, was seine Berufung ist, sein Ziel mit aller Energie und ganzem Herzen verfolgt hat.
Alles begann in der Eifel. Auch sein Vater Otmar Schmitz hat in Steinfeld sein Abitur gemacht, später löste er Alois Sommer als Realschulleiter in Schleiden ab, wo er noch heute mit Ehefrau Elisabeth lebt. Auch Christoph Schmitz' Großvater war Lehrer, von 1946 bis 1957 unterrichtete er an der damals einklassigen Schule Ramscheid.
Seine Entscheidung, Arzt zu werden, sei relativ spät gefallen, so Schmitz: „Ich war eher naturwissenschaftlich interessiert. Aber ich wollte einen Beruf, in dem ich auch mit Menschen zu tun habe. Die Medizin schien mir da eine gute Kombination.“ Nach dem Zivildienst folgte zunächst ein Au-Pair-Aufenthalt in Frankreich. Dort lebte Schmitz bei einem ehemaligen französischen Botschafter und seiner Frau, kümmerte sich „um die alten Leutchen, den Haushalt und das Hündchen“. Dann klappte es 1984 endlich mit dem Studienplatz in Bonn.
Emotionale Augenblicke
Und die Weichen wurden gestellt: „Während des Anatomiekurses wusste ich plötzlich, dass ich Herzchirurg werden will.“ Seine Faszination erklärt der Mediziner so: „Das Herz ist das einzige Organ, dem man bei der Operation direkt ansieht, dass es lebt. Wenn das Herz schlägt, lebt der Mensch. Es ist unglaublich und auch sehr emotional, es durch eine Operation gesund zu machen.“ Etwa, so Schmitz weiter, „wenn die Natur beim ,Zusammenbauen' etwas falsch gemacht hat und das durch den Eingriff wieder gerichtet werden kann“.
Allerdings sei es auch manchmal belastend, wenn es eben nicht glücke, ein Leben zu retten: „Das zu verkraften, kann manchmal sehr hart sein, da hat man schon mal eine schlaflose Nacht.“
Als studentische Hilfskraft begann der angehende Mediziner „als Tippse im Schreibbüro“, wie er berichtet, in der Bonner Kinderpathologie. Aufgrund seiner PC-Kenntnisse aber sei er schnell „in den wissenschaftlichen Bereich gerutscht“. Bis ihn Professor Christian E. Elger in die Epileptologie abwarb: „Seinerzeit war Elger in seinem Fach weltführend und ich bin in eine unglaublich geniale wissenschaftliche Atmosphäre eingetaucht.“ Schmitz sollte bei Elger fest angestellt werden, seine Karriere schien vorgezeichnet. Aber: „Ich hatte ein Problem. Ich wollte Herzchirurg werden.“
In dem Bereich eine Stelle zu finden, sei aber damals sehr schwer gewesen. Dann kamen ihm der Zufall - und eine große Portion Glück - zu Hilfe: „Beim letzten Staatsexamen wurde ich von einem Herzchirurgen geprüft. In der folgenden Nacht habe ich eine Bewerbung geschrieben und ihn morgens um sechs Uhr vor der Klinik an der chirurgischen Pforte abgepasst.“ Und: „Zwei Stunden später hatte ich eine Anstellung als Herzchirurg.“ Schmitz absolvierte in Bonn seinen „Arzt im Praktikum“ (AIP). „Da wurde aber schon klar, wenn ich diesen weg ernsthaft weitergehen möchte, muss ich noch woanders hin.“ Und wieder „fiel“ Schmitz die Karriereleiter hinauf. 1993 ging er als Assistenzarzt nach München zu dem damals sehr prominenten Professor Bruno Reichart , „einer der buntesten Hunde in Deutschland, der im Bereich Transplantation ganz vorne dabei war“. 1997 wurde er unter Reichart Oberarzt an der Herzchirurgischen Klinik und Poliklinik.
Sehnsucht nach der Eifel
Als sich die Chance bot, als Oberarzt wieder an die Uniklinik Bonn zu wechseln, ergriff er sie, denn: „In München war ich ein kleiner Fisch in einem großen Teich. In Bonn konnte ich ein etwas größerer Fisch in einem kleinen Teich sein.“ 2001 wurde er hier Stellvertreter des Direktors der Herzchirurgie und baute ab 2003 die Bonner Kinderherzchirurgie mit auf. Dann stellte das Leben wiederum die Weichen: „Mein ehemaliger Chef in München suchte einen Nachfolger und kam auf mich zu.“ Ab 2007 war Schmitz Oberarzt der Münchner Herzchirurgie, die er seit Mai 2009 leitet. Nun gebe es eigentlich nur noch eine letzte Stufe, die er in Deutschland erklimmen könne: Chefarzt einer Klinik zu werden.
Im Gespräch mit Christoph Schmitz ist spürbar, wie sehr ihn sein Beruf erfüllt. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen: „Es gibt wirklich üblere Plätze zum Arbeiten und Leben als München. Aber ich bin immer Eifeler geblieben und eigentlich ein Landei. Ich vermisse es, nicht in der Eifel zu leben, aber mein Beruf lässt das leider nicht zu.“